Der 1. FC Köln verarbeitet nach dem 0:1 gegen Hertha BSC den nächsten Rückschlag dieser Saison und will es am Freitag in Fürth wieder besser machen.
1. FC KölnGeißböcke suchen weiter nach ihrer Identität

FC-Torjäger Damion Downs (l.) ist schmerzfrei und trainiert mit einer Schiene an der linken Hand.
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Damion Downs hat ziemlich gute Erinnerungen an den zwölften Spieltag der Saison 2024/25 in der 2. Fußball-Bundesliga. Also nicht nur gute, aber was zählt, ist das Gefühl am Ende. 84 Minuten lang hatte der Stürmer des 1. FC Köln am 8. November 2024 im Heimspiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth auf der Bank geschmort, ehe Trainer Gerhard Struber ihn als letzte Hoffnung für Tim Lemperle aufs Feld warf. Zehn Minuten später war Downs der Matchwinner. Der 20-Jährige nutzte nach einem Eckball von Florian Kainz einen kapitalen Fehler von Fürths Torwart Nahuel Noll per Kopf zum 1:0-Siegtreffer.
Es war der zweite 1:0-Ligasieg des FC hintereinander. Der Beginn einer Serie, die die Geißböcke vor dem Rückspiel am kommenden Freitag auf Platz zwei und nach 27 Spieltagen in die Reichweite des ersehnten Bundesliga-Aufstiegs gebracht hat. „Wir sind Zweiter. Mich interessiert es relativ wenig, ob wir nicht genug Torgefahr entwickeln und nicht so viele Tore erzielen. Solange wir auf einem Aufstiegsplatz stehen und die Ergebnisse dafür bringen, spielt es doch keine Rolle, ob wir 1:0 oder 4:0 gewinnen“, beschreibt Downs die Situation.
Damion Downs wehrt sich gegen Kritik
Der Deutsch-Amerikaner wehrt sich damit gegen die anhaltende Kritik am Spiel seiner Mannschaft. Kritik, die natürlich immer dann besonders laut wird, wenn es mit dem Punkten nicht so läuft. Jüngstes Beispiel war das 0:1 am vergangenen Samstag gegen Hertha BSC. Zu wenig Torgefahr, zu wenig Mut, zu wenig Kreativität im Spiel nach vorne, zu defensiv, hieß es da. Die gleichen Punkte hätten nach dem Hinspiel gegen Fürth angesprochen werden können, doch da überdeckte am Ende der 1:0-Heimsieg alle Zweifel.
Abgesehen vom Tabellenstand hat sich beim FC nicht allzu viel entwickelt. Fußballerisch sieht in der Rückrunde vieles nach Stillstand aus, obwohl Gerhard Struber nach dem durchaus überzeugenden 2:1-Erfolg in Paderborn angesichts der Personalnöte davon gesprochen hatte, dass es mit den Abläufen „immer besser“ wird. Die Spieler, die dann aus der zweiten Reihe reinkommen, könnten deshalb die Rollen so gut ausfüllen.
Es zeichnet uns aus, dass wir gut mit Rückschlägen umgehen können.
Seine Mannschaft belehrte ihn nur eine Woche später gegen die Berliner eines Besseren und sorgte für einen weiteren Dämpfer in einer Saison, die sich seit Wochen wie ein Kaugummi zieht. „Es zeichnet uns aus, dass wir gut mit Rückschlägen umgehen können“, entgegnete Damion Downs am Dienstag nach dem Training etwas trotzig.
Damit hat der mit neun Treffern weiterhin beste Kölner Torschütze in dieser Saison wohl recht. Viel mehr gibt die Suche nach der Identität des FC-Jahrgangs 2024/25 aktuell aber auch nicht her. Je länger diese Zweitliga-Saison läuft, desto häufiger taucht nämlich die Frage auf, wofür die Geißböcke unter der Leitung von Sportchef Christian Keller und Trainer Gerhard Struber eigentlich stehen wollen.
Wenig ansehnlicher Fußball in der Rückrunde
Wohl kaum für das wenig ansehnliche Spiel, das der FC in der Rückrunde zeigt. Wahrscheinlich schon eher für den Fußball, den die Mannschaft zu Saisonbeginn auf den Rasen gebracht hat. Ein Fußball, der attraktiv aussah, unterhaltsam war und die Fans auch begeistern konnte — sieht man einmal von den ausbleibenden Ergebnissen ab. Und stimmen die Ergebnisse nicht, wird immer alles und jeder infrage gestellt.
So wie nach Platz zwölf nach zehn Spieltagen und so, wie nach jeder Niederlage — jüngstes Beispiel Hertha. Eine Leistung, die wie die beim 2:1 gegen Darmstadt, dem 0:1 in Karlsruhe, dem 0:3 in Magdeburg und auch Begegnungen wie dem 1:0 im Hinspiel gegen Fürth vermuten lässt, dass die Kölner Spieler manchmal gar nicht genau wissen, was sie zu tun und zu lassen haben.
Unsere Chancen sind weiterhin gut. Wir wollen frühestmöglich aufsteigen.
Ein Zustand, der in der Mannschaft Unwohlsein hervorruft und zu Situationen führt, in denen Trainer und Sportchef hinterher über „falsche Positionierung“ dozieren müssen. Anstatt festzustellen, dass die Mannschaft an einem Samstagabend vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Rheinenergiestadion einfach nur mut- und ideenlos gespielt und einen guten Gegner richtig stark gemacht hat.
Damion Downs interessiert auch das wenig: „Unseren Chancen sind weiterhin gut. Wir wollen frühestmöglich aufsteigen.“ Er will nach überstandenem Handbruch und Joker-Einsatz gegen Hertha BSC am Freitagabend wieder von Beginn an auf dem Platz stehen und mit Tim Lemperle an dessen alter Wirkungsstätte im Ronhof für Tore sorgen. „Alles im Leben passiert aus einem Grund. Ich bin gläubig und denke, Gott hat einen Plan für mich. Ich habe Vertrauen in diesen Plan“, spielt Downs auf seine Verletzung zur Unzeit und die unmittelbare Zukunft an: „Wir werden sehen, wie der Plan für Fürth aussieht. Ich wünsche mir einen Sieg — und dass ich spiele.“