Der 1. FC Köln hat sich zwar einen heftigen 0:3-Ausrutscher in Magdeburg geleistet, geht aber trotzdem als Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga in das rheinische Derby gegen Fortuna Düsseldorf.
1. FC KölnGeißböcke bleiben trotz Patzer an der Tabellenspitze
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Pure Verzweiflung: FC-Torjäger Damion Downs ist nach einer verpassten Chance frustriert, Dejan Ljubicic (l.) hätte gerne den Ball gehabt.
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Der 1. FC Köln war auf Revanche aus und wollte auch die Gunst der Stunde nutzen. Der 1:2-Stachel aus dem Hinspiel gegen den 1. FC Magdeburg saß noch tief, nach einem Spiel, das mit den Geißböcken nur einen Sieger hätte haben dürfen. Und die Elf von Trainer Gerhard Struber war am 22. Spieltag mit breiter Brust, weil als Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga, in die Hauptstadt Sachsen-Anhalts gereist. Mit der Chance, einen lästigen Konkurrenten im Aufstiegskampf auf acht Zähler zu distanzieren. Voraussetzungen, die den Fokus voll ausrichten und die eigene Leistung an ihre Grenzen bewegen sollten.
Als die 90 Minuten vor 27.055 Zuschauern in der ausverkauften Avnet Arena absolviert waren, hatten sich aber die Magdeburger von ihren bösen Geistern verabschiedet. Der Tabellenvierte ließ sich nach dem glatten 3:0 (0:0) von seinem euphorisierten Anhang für den ersten Heimsieg seit knapp einem Jahr und die verbesserte Aussicht auf die ersten drei Tabellenplätze feiern.
Das war alles ganz nett, halbschwanger.
Der FC musste dagegen die zweithöchste Saisonniederlage nach dem 1:5 in Darmstadt akzeptieren und Erklärungen für das Scheitern liefern. Die waren nach dem zweiten Zweitliga-Auftritt dieser Spielzeit ohne eigenen Treffer schnell gefunden: „Uns hat die letzte Schärfe gefehlt, dranzubleiben, auch in den Details gut zu sein und uns zu verbeißen in die Dinge, die uns stark machen. Das war der Grund, warum es nicht für Punkte gereicht hat“, räumte Struber gewohnt sachlich ein und ging mit seinem Team hart ins Gericht: „Das war alles ganz nett, halbschwanger“, sprach er den Spielern die letzte Konsequenz ab. Es gab keinen Ansatz, dem Österreicher zu widersprechen, aber viele Beispiele, die ihn bestätigten.
Der Tabellenführer hatte die erste Viertelstunde dominiert. „Wir hatten Zugriff, gute Möglichkeiten, waren im Umschalten gut und hatten ein gutes Gefühl für das Pressing“, beschrieb Struber die Anfangsphase mit 70 Prozent Ballbesitz. Das „Aber“ folgte auf dem Fuß: „Wir haben es versäumt, richtig auszuholen.“ Torwart Marvin Schwäbe formulierte es so: „Wir haben Magdeburg extrem vor Probleme gestellt, uns gut raus gespielt und uns gute Chancen und viele Standards erarbeitet. Da muss es klingeln.“
Mit dem Abseitstor von Magdeburgs Alexander Ahl Holmström (17.) war es vorbei mit der Kölner Überlegenheit. Die in den Wochen zuvor trotz Positivserie immer wieder angemahnte spielerische Armut hielt Einzug. Weil der FC aber wie gehabt konzentriert verteidigte, bewegte sich das Duell auf Augenhöhe und mit abfallendem Niveau in der zweiten Hälfte auf ein klassisches 0:0 zu. Die Verlässlichkeit der Geißböcke in der Defensive hat sich seit der Umstellung auf Dreierkette als wichtigster Erfolgsfaktor etabliert, sodass siebenmal ein eigener Treffer zu drei Punkten reichte.
Zerrungen bei Pacarada und Downs
Bis zur 73. Minute sah es nicht so aus, als sollte sich etwas ändern. Es kam eher das Gefühl auf, dass den Kölnern erneut ein 1:0-Sieg gelingen könnte. Dann foulte der für Leart Pacarada (Zerrung) eingewechselte Max Finkgräfe Livan Burcu ungelenk. Die Hausherren nutzten den Standard zur Führung, weil sich Innenverteidiger Daniel Heber im Zentrum gegen den zehn Zentimeter größeren Damion Downs im Kopfballduell durchsetzen konnte (79.). Der FC-Stürmer droht übrigens ebenso wie Pacarada mit einer Zerrung auszufallen.
„Wenn es um Standards geht, sind wir eigentlich ein verlässlicher Partner. Wir haben in dem Moment ein Schläfchen gehabt. Es tut richtig weh, über Standards diese Nackenschläge zu kassieren. Wir haben auch schon davon profitiert und einiges daraus gemacht. Diesmal war es ein schwieriges Element, dass wir nicht bändigen konnten.“ Gerhard Struber traf diese Aussage auch mit Blick auf die eigenen ruhenden Bälle. 14:3-Eckstöße zählten die Statistiker am Ende für den FC. Gefahrenmomente blieben die Ausnahme.
„Wir lassen es durch einen Standard in die falsche Richtung kippen“, klagte Kapitän Timo Hübers. Schwäbe sprach aus, was alle Kölner dachten: „ Gegen Magdeburgs Mann gegen Mann-Deckung war es schwer, die richtigen Räume zu bespielen. Der Platz hat auch nicht so viel hergeben. In so einem Spiel muss man über die Standards kommen.“
Umstellung auf Viererkette verpufft durch das 0:2
Als sich Struber nach dem 0:1 entschloss, mit der Einwechslung von Imad Rondic für Joel Schmied auf Viererkette umzustellen (77.), ging die Stabilität komplett verloren. Den Kölnern flog eine eigene Ecke um die Ohren, weil Dejan Ljubicic, Luca Waldschmidt und Jusuf Gazibegovic unzureichend verteidigten und Finkgräfe sich einen zweiten „Offline-Moment“ leistete. Mohammed El Hankouri traf zum 2:0 (79.). Das 3:0 von Samuel Loric (90.+2) war eine schöne Zugabe für die Magdeburger Feierlichkeiten.
„Wir haben in Ballbesitz wenig Lösungen gefunden und zu viele lange Bälle gespielt. Da müssen wir uns steigern. Gegen das Magdeburger System braucht es mehr Rotation, gegenläufige Bewegungen, Tiefe anlaufen und Bälle präzise hinter die Kette spielen“, kritisierte Hüber, kündigte eine „knallharte Analyse“ an und sprach wie sein Trainer von „einem Rückschlag“.
Wir haben auch nach dem 0:1 in Hamburg eine gute Reaktion gezeigt. Also nicht verrückt machen und als Nächstes gegen Düsseldorf drei Punkte holen.
„Wir wussten, dass es in dieser Serie, die wir aufgebaut haben, immer mal wieder zu einer Niederlage kommen kann. Speziell in der zweiten Halbzeit sind wir unserem Anspruch nicht gerecht geworden. Wir werden es gut einordnen, gemeinsam kritisch sein, dann aber auch schnell wieder einen Haken setzen“, schielte Struber schon auf das Rheinderby am Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf.
„Wir haben auch nach dem 0:1 in Hamburg eine gute Reaktion gezeigt. Also nicht verrückt machen und als Nächstes gegen Düsseldorf drei Punkte holen“, gab Hübers als Marschroute aus. Am Sonntag gab es noch ein Trostpflaster für den FC, der nach den Unentschieden der Verfolger Hamburg und Kaiserslautern als Tabellenführer in das Derby geht