Der 1. FC Köln hat sich nach seinem 120-minütigen Kampf im Pokal-Viertelfinale in Leverkusen in der 2. Fußball-Bundesliga zu einem 1:0-Heimsieg gegen Schalke 04 geschleppt.
1. FC KölnGeißböcke bieten mit schweren Beinen schwere Kost

Kölner Sieggaranten: Torschütze Damion Downs (l.) mit Vorbereiter Linton Maina.
Copyright: IMAGO/Laci Perenyi
Der Stadion-DJ hatte alles gegeben. „Viva Colonia“ dröhnte in fast ohrenbetäubender Lautstärke aus den Boxen, als sich die Mannschaft des 1. FC Köln nach dem Schlusspfiff auf die Ehrenrunde begab. Es war ein seltener Moment des Frohsinns an diesem Sonntag in Müngersdorf, der mit niveauarmen 90 Minuten das Nervenkostüm der 50.000 Zuschauer einmal mehr auf eine Probe gestellt hatte.
Unter dem Strich stand jedoch ein weiterer Sieg auf dem angestrebten Weg zurück in die Fußball-Bundesliga. Mit dem fast schon standardmäßigen 1:0 (1:0)-Erfolg im Westschlager gegen den FC Schalke 04 verteidigte Gerhard Strubers Mannschaft die Tabellenführung vor dem ebenfalls siegreichen Hamburger SV und baute den Vorsprung auf den vierten Tabellenplatz auf fünf Zähler aus. „Drei Punkte sind erstmal das Wichtigste“, hielt Siegtorschütze Damion Downs fest.
Es war ein schwieriges Spiel aufgrund der ganzen Situation in dieser Woche.
Struber selbst verzichtete vier Tage nach dem dramatischen Pokal-Aus in Leverkusen auf kritische Töne. „Es war ein schwieriges Spiel aufgrund der ganzen Situation in dieser Woche“, erklärte der Österreicher und lobte: „Die Jungs haben heute einmal mehr unter Beweis gestellt, dass jeder bereit ist, alles auf den Tisch zu legen. Das sieht nicht immer schön aus, wir wollen in diese Richtung auch besser werden. Gleichzeitig haben wir unter der aktuellen Belastung das Beste gegeben. Das rechne ich der Mannschaft sehr hoch an.“
Der FC-Trainer wartete vor dem Anpfiff mit einer Überraschung auf, indem er zum ersten Mal in dieser Saison bei einem Punktspiel Mathias Olesen in die Startelf berief. Der lange verletzte Luxemburger übernahm im defensiven Mittelfeld für Eric Martel. Der U21-Nationalspieler wurde in der Innenverteidigung benötigt, wo Kapitän Timo Hübers gelbgesperrt fehlte.
Martel und Ljubicic müssen angeschlagen ausgewechselt werden
Struber nahm zudem zwei weitere Änderungen im Vergleich zum 120-minütigen Abnutzungskampf von Leverkusen vor. Auf den Außenpositionen kehrten Jusuf Gazibegovic und Leart Pacarada anstelle von Jan Thielmann und Max Finkgräfe zurück. Schalke hatte derweil eine Hiobsbotschaft zu verkraften. 13-Tore-Mann Moussa Sylla, vor dem Struber als „TGV mit Hochgeschwindigkeit“ gewarnt hatte, fiel wegen eines Muskelfaserrisses kurzfristig aus.
Bevor es losging, hatte sich Michael Trippel einen Seitenhieb in Richtung des rheinischen Rivalen nicht verkneifen können. „Hier kommt unser Stolz, der wohlbehalten aus Mülheim-Nord zurückgekehrt ist“, rief der Stadionsprecher, als die Kölner Mannschaft zum Aufwärmen rauskam. Applaus prasselte von den Rängen nieder. Es blieb praktisch der einzige Moment, der an den mitreißenden Pokalauftritt beim Doublesieger erinnerte.
Aydins folgenschwerer Fehler beschenkt den FC
Das Geschehen auf dem Rasen bewegte sich von Beginn an auf niedrigem Niveau. In Ermangelung an spielerischen Lösungen auf beiden Seiten ließ die erste Chance mehr als eine halbe Stunde auf sich warten, und passenderweise resultierte sie aus einem ruhenden Ball. Marcin Kaminski scheiterte aus spitzem Winkel an FC-Torhüter Marvin Schwäbe (32.). Der folgende Eckball wäre den Gästen fast um die Ohren geflogen. Der weit aus seinem Tor geeilte Justin Heekeren rettete in höchster Not vor Linton Maina.
Die Kölner Offensivaktionen stellten lediglich Stückwerk dar. Dejan Ljubicic verstolperte aus elf Metern (38.), dann sorgte Mathias Olesen mit einem eigentlich verunglückten 40-Meter-Ball für Gefahr (42.). Das Tor des Tages fiel aus dem Nichts und unter kräftiger Mithilfe der Schalker. Mehmet Aydins Versuch, eine Flanke von Jusuf Gazibegovic am Fünfmeterraum mit der Brust zu Heekeren abtropfen zu lassen, ging nach hinten los. Linton Maina spritzte dazwischen und legte auf Damion Downs quer, der nur noch einschieben brauchte. „Das Spiel wurde durch einen Moment entschieden, bei dem ein junger Spieler eine Einschätzung trifft, die er hoffentlich so nie wieder treffen wird“, klagte Schalkes Trainer Kees von Wonderen.
Spitzenreiter, wir haben es gehört im Stadion. Das ist das Wichtigste.
Auch nach dem Seitenwechsel nahm das Duell der Ex-Bundesligisten nie richtig Fahrt auf. Der FC stand auch ohne den zur Pause angeschlagen ausgewechselten Eric Martel defensiv weitgehend sicher, verpasste es aber, die sich bietenden Konterchancen konsequent auszuspielen. Ein Vorgehen, das fast noch bestraft worden wäre. In der Nachspielzeit segelte eine Flanke an den Kölner Fünfmeterraum. Tomas Kalas versierte per Kopf das lange Eck an, Kenan Karaman grätschte den Ball aber aus kurzer Distanz vorbei.
So kam der Schlusspfiff in mehrfacher Hinsicht einer Erlösung gleich. „Die Waden sind extrem, ich muss sie hochlegen und Magnesium reinwerfen“, ächzte Innenverteidiger Joel Schmied. „Man hat gemerkt, dass die Beine schwer sind. Was man aber auch gemerkt hat: Die Leidenschaft ist da, jeder hat alles reingeworfen.“ Die Frage nach dem spielerischen Niveau stellte der Zugang aus der Schweiz hinten an: „Morgen fragt keiner mehr danach. Spitzenreiter, wir haben es gehört im Stadion. Das ist das Wichtigste.“
Statistik:
1. FC Köln: Schwäbe; Schmied, Martel (46. Telle), Heintz; Gazibegovic, Huseinbasic (73. Thielmann), Olesen (57. Finkgräfe), Pacarada; Ljubicic (57. Kainz); Downs (81. Rondic), Maina. – FC Schalke 04: Heekeren; Kalas, Schallenberg, M. Kaminski, Murkin; Grüger (81. Younes), Bachmann (62. Barkok); Aydin (62. Gantenbein), Karaman, Mohr (81. Antwi-Adjei); Ba (62. Hamache). – SR.: Welz (Wiesbaden). – Tor: 1:0 Downs (43.). – Zuschauer: 50.000 (ausverkauft). – Gelbe Karten: Schmied, Olesen, Downs.