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1. FC KölnBig Points lassen die Aufstiegsträume reifen

Lesezeit 4 Minuten
Denis Huseinbasic jubelt nach seinem Siegtor mit Vorbereiter Luca Waldschmidt und Imad Rondic.

Denis Huseinbasic jubelt nach seinem Siegtor mit Vorbereiter Luca Waldschmidt und Imad Rondic (r.).

Der 1. FC Köln gewann 2:1 gegen SC Paderborn und eroberte die Tabellenspitze, trotz zahlreicher Ausfälle. Nach dem wichtigen Sieg  herrscht beim 1. FC Köln beste Stimmung. Der Aufstieg scheint greifbar nahe.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der 27. Spieltag der Saison 2024/25 in der 2. Fußball-Bundesliga dem 1. FC Köln in bester Erinnerung bleiben könnte. Nämlich als ein Tag, der die Weichen in Richtung direkter Wiederaufstieg gestellt hat, ausgerechnet in einem Moment, in dem es mehr um verzweifelte Hoffnung als um wahrhaftigen Glauben ging. Der verdiente, erspielte und auch erkämpfte 2:1 (1:1)-Erfolg im Topspiel beim Tabellendritten SC Paderborn hievte die Geißböcke zurück an die Tabellenspitze und vergrößerte den Vorsprung auf Platz drei auf vier Punkte.

Als es am Freitag nach Paderborn ging, lagen zwei unangenehme Wochen hinter dem FC. Die zuletzt spielerisch schwachen Leistungen forderten mal wieder die Kritiker heraus, die sich aufseiten der Fußball-Prominenz in Person von Ex-Trainer Friedhelm Funkel und WDR2-Moderator Sven Pistor an Sportchef Christian Keller und seiner sportlichen Fachkompetenz abgearbeitet hatten. Mittendrin in der Länderspielpause gab es dann noch die 1:2-Blamage im Testspiel gegen den Drittligisten SC Verl.

Das Teamgefüge ist so stark, dass wir für die verletzten Spieler diesen Sieg holen wollten.
Denis Huseinbasic, Siegtorschütze des 1. FC Köln

Als wäre das nicht genug, musste Trainer Gerhard Struber mit dem letzten Aufgebot nach Paderborn fahren. Nach Jusuf Gazibegovic, Linton Maina, Dominique Heintz, Damion Downs (alle verletzt) und Dejan Ljubicic (gesperrt) fiel auch noch Kapitän Timo Hübers mit einem Magen-Darm-Infekt kurzfristig aus. Mit Oliver Schmitt, Emir Kujovic, Mikail Özkan und Neo Telle standen gleich vier Regionalliga-Spieler im Kader.

„Wir haben gewusst, dass es einen extremen Schulterschluss braucht, um als Sieger vom Platz zu gehen“, war Struber mächtig stolz auf die mentale Stärke seiner Notelf. „Man konnte sehen, dass in der Mannschaft ein unglaublicher Glaube steckt, gerade, weil wir den ein oder anderen Spieler nicht zur Verfügung hatten. Der gemeinsame Einsatz war der Schlüssel und das Ticket für den Sieg“, lobte der Coach.

Für Denis Huseinbasic waren die vielen Ausfälle sogar so etwas wie ein Extrakick für die Motivation: „Das ganze Team wollte für die verletzten und kranken Spieler gewinnen. Das Teamgefüge ist so stark, dass wir diesen Sieg holen und in der Tabelle hochklettern wollten.“

Gerhard Strubers Maßnahmen passen

Der 23-jährige Mittelfeldspieler hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der FC dieses Vorhaben auch in die Tat umsetzen konnte. Huseinbasic spulte ein solch großes Pensum ab, dass er nach 74 Minuten ausgepumpt vom Feld musste. Bevor er nicht mehr konnte, erzielte er nach toller Vorarbeit von Tim Lemperle und Luca Waldschmidt den 2:1-Siegtreffer (61.). „Jeder weiß, dass ich eine schwere Phase hatte. Ich habe aber immer an meine Fähigkeiten geglaubt und habe auch ein bisschen Glück gehabt, weil der Ball abgefälscht war. Ich muss so weitermachen, wir müssen so weitermachen. Dann ist diese Saison vieles möglich“, sagte der Bosnier.

Dem ist so, auch weil das Aufstellungspuzzle von Gerhard Struber am Samstag passte und die Mannschaft top eingestellt war. Nach einer guten Anfangsviertelstunde gerieten die Kölner ins Wanken und durften sich bei ihrem Torhüter bedanken. Marvin Schwäbe wehrte nach Foul von Joel Schmied an Sven Michel den Elfmeter von SC-Kapitän Raphael Obermair reaktionsschnell mit dem rechten Arm ab (26.).

Ich glaube fest daran, dass ich hier noch viele Treffer erzielen werde.
Imad Rondic, Stürmer 1. FC Köln

Für den 29-Jährigen war es bei 43 Elfmetern in seiner Karriere gegen ihn schon der elfte, den er abwehren konnte.   Für Paderborns Trainer Lukas Kwasniok eine Szene, die trotz des 1:0 für seine Mannschaft durch Marvin Mehlem (34.) nachwirkte: „Es war nicht mehr so flüssig und wir hatten nicht mehr den Mut. Ich war mit dem Vortrag dann nicht mehr einverstanden.“

Was auch an den Kölnern lag, die eine starke Reaktion auf den Rückstand zeigten und noch vor der Pause verdient durch ein Billard-Tor von Imad Rondic zum Ausgleich kamen (42.). Der viel gescholtene Winter-Neuzugang zeigte in Paderborn, welchen Wert er für den FC haben kann. Er funktionierte im Zusammenspiel mit dem technisch starken Lemperle als Wandspieler, war als Stürmer mit 12,16 Kilometern laufstärkster Spieler auf dem Platz und im Strafraum eine ständige Gefahr für die Hausherren.

„Ich glaube fest daran, dass ich hier noch viele Treffer erzielen werde“, sagte der 26-Jährige selbstbewusst. Lob für das neue FC-Sturmduo gab es auch von Kwasniok: „Die Kombination aus Lemperle und Rondic hat uns dauerhaft wehgetan.“ Es sieht so aus, als habe Struber in Paderborn aus der Not eine Tugend machen können.

Zweikampf Imad Rondic (1. FC Köln, 27), Aaron Zehnter (SC Paderborn 07, 32)

2. Fußball Bundesliga, SC Paderborn 07 - 1. FC Köln

Ständiger Unruheherd im Paderborner Strafraum: Imad Rondic (l.).

Der 48-Jährige war auch nicht bange, in der spannenden Schlussphase mit Telle und Özkan zwei seiner Youngster in die Abwehrschlacht zu werfen. Die Kölner stellten sich in jeden Paderborner Schuss, Özkan ging dabei an seinem 22. Geburtstag bei seinem Profidebüt nach einem Kopftreffer sogar benommen zu Boden. Ein weiteres Indiz für den Geist, der am Samstag beim FC herrschte.

Vor dem nächsten wichtigen Spiel am Samstag (20.30 Uhr) in Müngersdorf gegen Hertha BSC dürfen die Kölner sich nun eine Woche lang am Tabellenbild erfreuen. Denn der 27.  Spieltag war auch über den eigenen Sieg hinaus ein erinnerungswürdiger für den FC. Abgesehen vom 1. FC Kaiserslautern ließ nämlich die komplette Konkurrenz im Aufstiegskampf Federn.