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1. FC Köln auf TrainersucheSo sehen mögliche Kandidaten ihre Zukunft

Lesezeit 5 Minuten
Urs Fischer

Urs Fischer führte Union Berlin in der Saison 2022/23 bis auf die Champions-League-Ränge.

Nach dem Aus von Timo Schultz sucht der 1. FC Köln einen neuen Chefcoach. Die vor Traditionsvereinen nur so wimmelnde Zweite Liga ruft spürbares Interesse auf dem Trainermarkt hervor.

Christian Keller befindet sich schon wieder auf Trainersuche. Gerade mal ein halbes Jahr nach der Trennung von Steffen Baumgart fahndet der Sportchef des 1. FC Köln nach einem Ersatz für den gescheiterten Nachfolger Timo Schultz, dessen Vertrag nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga nicht verlängert wird. In diesem Zusammenhang fällt auffallend häufig der Name des ehemaligen FC-Linksverteidigers Christian Eichner (41/Karlsruher SC), dessen Interesse zumindest auf indirektem Wege bereits abgeklopft worden sein soll. Die Rundschau hat eine Auswahl an Kandidaten zusammengestellt, die für den komplizierten Neuanfang am Geißbockheim ebenfalls infrage kommen könnten.

Urs Fischer (58): Der langjährige Erfolgstrainer des 1. FC Union Berlin ist der wohl namhafteste aller halbwegs realistisch erscheinenden Kandidaten. Gelänge es Christian Keller, den „Trainer des Jahres 2023“ für die Bewältigung der größten Krise in der Geschichte des 1. FC Köln zu gewinnen, käme dies auch einem Befreiungsschlag für den massiv unter Druck geratenen Geschäftsführer gleich. Fischer blickt auf eine nicht für möglich gehaltene Erfolgsgeschichte in Köpenick zurück, die den Club von der Zweiten Liga in die Champions League emporsteigen ließ. Als die „Eisernen“ in der Königsklasse von ihrem Weg abkamen und in eine tiefe Krise stürzten, ging die Traumehe mit dem bodenständigen Schweizer nach fünfeinhalb besonderen Jahren in die Brüche.

Für einen Wechsel nach Köln gäbe es mindestens zwei Hürden zu überwinden: Da Fischer noch über einen gültigen Vertrag bei Union verfügt, müsste dieser zunächst aufgelöst werden. Fraglich ist zudem, ob der 58-Jährige bereit wäre, den Gang ins Unterhaus anzutreten. Eine spannende Frage, die für Fischers Berater zumindest vorerst nicht zu beantworten ist, da noch „kein Kontakt zum 1. FC Köln“ und daher auch „kein Wissen über das Projekt“ bestehe, wie Dino Lamberti auf Anfrage der Rundschau mitteilte.

Thomas Letsch

Thomas Letsch (55): Ein Wechsel zum 1. FC Köln würde die Rückkehr an jenen Ort bedeuten, an dem für ihn die Zeit als Trainer des VfL Bochum auf dramatische Weise zu Ende gegangen war. Die späte 1:2-Niederlage am 28. Spieltag beim Kellerduell in Müngersdorf zog das Aus von Letsch nach sich. Eine Trennung, die trotz der sich zuspitzenden Lage durchaus überraschte, schließlich war es der in Esslingen am Neckar geborene frühere Lehrer im Auslandsdienst, der den VfL in der Vorsaison nach dem siebten Spieltag mit einem Punkt auf dem letzten Platz stehend übernommen und fast schon sensationell noch zum direkten Klassenerhalt geführt hatte.

Letsch, dem von VfL-Mittelfeldmotor Kevin Stöger ein „enormes Wissen“ bescheinigt wurde, hatte seinen Vertrag erst im November vorzeitig bis 2026 verlängert. Wie die Rundschau erfuhr, sucht der 55-Jährige momentan nicht gezielt nach einer neuen Herausforderung. Nach rastlosen Jahren kann Letsch sich durchaus auch vorstellen, eine Pause zum Krafttanken einzulegen. Reizt ihn wiederum eine Aufgabe, stünde er auch der Zweiten Liga offen gegenüber.

Enrico Maaßen

Enrico Maaßen (40): Um die Folgen der bis Januar 2025 greifenden Transfersperre einzudämmen, suchen die Kölner einen Trainer, der gewillt ist, auf junge Spieler zu setzen. Bei Borussia Dortmunds U23, die er zum Aufstieg in die 3. Liga mit anschließendem Klassenerhalt geführt hat, machte Maaßen sich einen Namen als Talententwickler. Das verhalf ihm zum Sprung in die Bundesliga zum FC Augsburg. Nach einem 15. Tabellenplatz im ersten Jahr besiegelte ein Fehlstart in die abgelaufene Spielzeit das Aus des Wismaers, der seit Oktober vereinslos ist und zuletzt auf der Kandidatenliste von Zweitligist Hertha BSC gestanden haben soll.

Florian Kohfeldt

Florian Kohfeldt (41): Seine erste Station im Ausland hat sich der frühere Trainer des SV Werder Bremen und VfL Wolfsburg sicherlich anders vorgestellt. Im März trat Kohfeldt nach nicht einmal einer Saison bei der KAS Eupen zurück, die auch ohne den ehemaligen Bundesliga-Coach den Abstieg in die Zweite Liga nicht mehr verhindern konnte. Kohfeldt will die Enttäuschung aus Belgien schnell hinter sich lassen und zur neuen Saison wieder an der Seitenlinie stehen. Für den emotionalen Siegener käme nach Rundschau-Informationen ein Engagement in der Zweiten Bundesliga infrage. Was auch damit zusammenhängen dürfte, dass Kohfeldt unter Zugzwang steht, seine zuletzt ins Stocken geratene Karriere wieder anzukurbeln.

Thomas Reis

Thomas Reis (50): FC-Vizepräsident Eckhard Sauren erklärte im Interview mit dem „Express“, dass ein Trainer gesucht werde, „der uns schnellstmöglich in die 1. Liga bringt“. Reis wäre ein Kandidat, der über Aufstiegserfahrung verfügt. 2021 führte er den VfL Bochum nach langer Abstinenz zurück ins Oberhaus. Zuletzt war der 50-Jährige, der überdies reichlich Expertise in der Nachwuchsarbeit mitbringt, beim FC Schalke 04 tätig, den er nach einem Fehlstart in die Zweitliga-Saison 2023/24 verlassen musste. Reis wäre sich bereits im Winter nicht zu schade gewesen, die schwierige Nachfolge seines Kumpels Steffen Baumgart anzutreten („Eine sehr reizvolle Aufgabe bei diesem Club und mit diesen Fans“), ein Kontakt zum FC kam damals aber nicht zustande.

Tobias Schweinsteiger

Tobias Schweinsteiger (42): Der Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger gilt als aufstrebender Trainertyp, der allerdings auch schon die Kehrseite des Geschäfts erleben musste. Dem Zweitliga-Aufstieg mit dem VfL Osnabrück nach sensationeller Aufholjagd folgte im November infolge der Talfahrt das Aus. Nach halbjähriger Pause will der Rosenheimer zur neuen Saison wieder einsteigen. Schweinsteiger visiert nach Informationen dieser Zeitung eine Aufgabe in der Zweiten Liga an, die der als Teamplayer und Menschenfänger geltende 42-Jährige auch aus seiner Co-Trainer-Tätigkeit beim Hamburger SV und 1. FC Nürnberg kennt. Erfahrung im Umgang mit Talenten sammelte er im Nachwuchs des FC Bayern sowie beim FC Juniors OÖ, dem Farmteam des österreichischen Erstligisten Linzer ASK.