Der 1. FC Köln ist mit einer herben Niederlage in die Rückrunde gestartet. Die Mannschaft des neuen Trainers Timo Schultz unterlag einem hocheffektiven BVB mit 0:4 und bleibt Tabellenvorletzter.
0:4 gegen Borussia DortmundChancenloser 1. FC Köln kassiert höchste Heimniederlage der Saison

Verladen: Der Dortmunder Nationalspieler Niclas Füllkrug schickt FC-Torwart Marvin Schwäbe ins falsche Eck und trifft per Elfmeter zum 0:2.
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Mutig wollten sie sein, nach vorne spielen und die Überraschung schaffen. So zumindest hatte es Timo Schultz, der neue Trainer des 1. FC Köln, vor dem Rückrundenauftakt gegen Borussia Dortmund mit forschen Worten angekündigt. Doch die Realität war am Samstagnachmittag eine andere. Der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga war gegen den Champions League-Achtelfinalisten weitgehend chancenlos geblieben und musste mit dem 0:4 (0:1) die höchste Heimniederlage der Saison hinnehmen. „Es ist mir unerklärlich, wie man dieses Spiel 0:4 verlieren kann. Wir hatten in der ersten Halbzeit viele gute Aktionen, nach der Pause die Chance auf den Ausgleich – und liegen auf einmal 0:3 zurück“, ärgerte sich Kapitän Florian Kainz.
Vor Anpfiff stellte sich aus Kölner Sicht die Frage nach einem Ersatz für Davie Selke. Der mit fünf Treffern erfolgreichste Torschütze des FC fällt wegen einer Fußverletzung wochenlang aus und teilt damit das gleiche Schicksal wie seine Offensivkollegen Luca Waldschmidt und Mark Uth. Timo Schultz entschied sich für eine Startelf ohne klassischen Stoßstürmer. Selkes Platz in der Zentrale nahm mit Jan Thielmann ein beweglicher Angreifer ein. Für den gelernten Neuner Steffen Tigges reichte es trotz Dortmunder Vergangenheit daher zunächst nur zu einem Bankplatz. Die zweite Alternative Florian Dietz stand nicht mal im Kader. Ansonsten beließ es Schultz bei einer personellen Änderung gegenüber dem 1:1 zum Jahresauftakt gegen den 1. FC Heidenheim. Dejan Ljubicic übernahm nach aufgeholtem Trainingsrückstand Thielmanns Aufgaben auf der halbrechten Position.
Spielunterbrechung nach der frühen Dortmunder Führung
So lautstark wie anderthalb Stunden vor Spielbeginn der von der Kölner Fanszene initiierte Feuerwerks-Empfang des Mannschaftsbusses hinter der Südkurve ausgefallen war, so still verlief die Anfangsphase im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion. Aus Protest gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) hatten sich beide Fanlager zu einem neuerlichen Stimmungsboykott in den ersten zwölf Minuten zusammengetan. Die erste Chance des Spiels, ein wuchtiger Schuss von BVB-Topscorer Julian Brandt, den der Kölner Schlussmann Marvin Schwäbe nur nach vorne abwehren konnte (4.), nahmen die 50.000 Zuschauer daher recht zurückhaltend zur Kenntnis. Auf der Gegenseite sorgte Ljubicic mit einem Distanzschuss für den ersten und zugleich einzigen Abschluss der Hausherren im ersten Durchgang (10.).
Kurz bevor die Protestaktion für die inzwischen bekannte Spielunterbrechung sorgen sollte, gelang dem BVB die Führung. Brandt servierte einen Eckball flach an den Elfmeterpunkt, von wo der eingelaufene und von Linton Maina nicht richtig attackierte Donyell Malen ins lange Eck einschieben konnte. In den Torjubel hinein flogen aus dem Kölner Fanblock Schokomünzen auf den Rasen. Die zahlreich herbeigeeilten Ordner waren mehrere Minuten damit beschäftigt, um im Strafraum der Gastgeber wieder für Ordnung zu sorgen. Kaum waren alle Gegenstände entfernt, zog der Dortmunder Anhang nach. Obwohl einige Spieler des BVB beim Aufräumen mithalfen, war die Partie insgesamt acht Minuten unterbrochen.
FC verpasst nach dem Seitenwechsel den Ausgleich
Als es weiterging, wurde der FC aktiver. Was der harmlosesten Offensive der Bundesliga jedoch wie so oft fehlte, war die Durchschlagskraft im letzten Drittel vor dem Tor, wo Mittel und Ideen fehlten, um für zwingende Gefahr zu sorgen. Dem BVB gelang es daher recht mühelos, das eigene Gehäuse zu verteidigen. Vorne ergaben sich für die Gäste – ohne spielerisch zu brillieren – Chancen auf einen zweiten Treffer vor der Pause. Erst scheiterte Niclas Füllkrug aus kurzer Distanz an Schwäbe (33.), ehe Thomas Meunier einen Eckball per Dropkick am langen Pfosten vorbei setzte (37.).
Der FC musste mutiger und zielstrebiger werden. Und tatsächlich startete er mit viel Elan aus der Kabine. Nur 30 Sekunden nach Wiederbeginn leitete Ljubicic den Ball in den Lauf von Thielmann weiter, der – vom eingewechselten Hendry Blank noch entscheidend bedrängt – im Eins-gegen-eins an der Faust von BVB-Keeper Gregor Kobel scheiterte. Kurz darauf hatte der Kölner Anhang den Torschrei erneut auf den Lippen. Maina setzte vom linken Strafraumeck zu einem tollen Schlenzer an. Kobel streckte sich vergeblich, doch der Ball klatschte an den Pfosten. Den Abpraller brachte der überraschte Rasmus Carstensen nichts aufs Tor (51.). Statt des Ausgleichs fiel in der besten Phase des FC das 0:2. Rückkehrer Jadon Sancho ließ im Kölner Strafraum erst Jeff Chabot stehen und ging dann einem ungeschickten Foul von Carstensen zu Boden. Füllkrug verlud Schwäbe beim daraus resultierenden Strafstoß und schob sicher ins rechte untere Eck zur Vorentscheidung ein (58.).
Drei Minuten später setzte es dann schon den endgültigen K.o. für die Hausherren, die nach einem Ballverlust von Carstensen im eigenen Stadion eiskalt ausgekontert wurden. Chelsea-Leihgabe Ian Maatsen schickte mit einem Traumpass Malen auf die Reise, der allein auf Schwäbe zusteuerte und zum 0:3 verwandelte (61.). Nicht wenige Kölner Anhänger traten daraufhin vorzeitig den Heimweg an. Sie verpassten nicht mehr allzu viel. Das Spiel plätscherte nach mehreren Wechseln seinem Ende entgegen.
Nachdem Thielmann (69., 84.) und Denis Huseinbasic (83.) den Ehrentreffer verpasst hatten, musste der FC sogar noch ein viertes Tor hinnehmen. Joker Youssoufa Moukoko staubte in der Nachspielzeit zum deutlichen Endstand ab (90.+2). „Dortmund war uns in der Effizienz total überlegen. Wir haben in der ersten Halbzeit viele gute Sachen gemacht, uns in den entscheidenden Situationen aber zu naiv angestellt“, haderte Timo Schultz, der damit auch nach seinem zweiten Spiel als Trainer der abstiegsbedrohten Kölner noch sieglos ist.
1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen (87. Schmitz), Hübers, Chabot, Finkgräfe; Martel, Huseinbasic; Ljubicic (62. Alidou), Kainz (74. Christensen), Maina (62. Diehl); Thielmann (87. Adamyan). - Borussia Dortmund: Kobel; Meunier, Süle (46. Blank), Schlotterbeck, Maatsen; Özcan (74. Reyna), Brandt (66. Reus), Sabitzer; Malen, Füllkrug (74. Moukoko), Sancho (66. Bynoe-Gittens). - SR.: Schlager (Hügelsheim). - Tore: 0:1 Malen (12.), 0:2 Füllkrug (58., Foulelfmeter), 0:3 Malen (61.), 0:4 Moukoko (90.+2). - Gelbe Karten: Chabot (4), Thielmann (2) - Özcan (3), Maatsen (2). - Zuschauer: 50.000 (ausverkauft).