1.FC KölnVorsitzender des FC-Mitgliederrates stark in der Kritik
Köln – Ein vom Kölner Stadtanzeiger am Dienstag veröffentlichter Mailverkehr zwischen Stefan Müller-Römer und einem 67-jährigen, weiblichen Mitglied des 1. FC Köln hat den Vorsitzenden des FC-Mitgliederrates öffentlich stark in die Kritik gebracht. Die Frau hatte sich aufgrund von Alter und diverser Vorerkrankungen nach der Möglichkeit einer virtuellen beziehungsweise hybriden Mitgliederversammlung im Herbst 2020 bei Müller-Römer erkundigt. Der 52-Jährige hatte sich bereits zuvor öffentlich für eine reine Präsenzveranstaltung in der LanxessArena ausgesprochen.
Im Verlauf des Mailverkehrs ließ sich der langjährige Vorsitzende des Mitgliederrates zu einer Reihe von Aussagen hinreißen, die ihn nun den Posten kosten könnten. So griff er die FC-Geschäftsführung mit Alexander Wehrle an der Spitze an, in dem er ihr und dem alten Vorstand mit Präsident Werner Spinner und den Vizepräsidenten Markus Ritterbach und Toni Schumacher vorwarf, dem FC die „aktuelle, katastrophale finanzielle Lage eingebrockt“ zu haben. Zudem verortete Müller-Römer gewisse Teile der Mitgliederschaft in der rechten Ecke.
Dieser Mailverkehr ist ein erstaunlicher Vorgang. Zum einen natürlich aufgrund des Inhalts von Müller-Römers Äußerungen, zum anderen, weil der 52-Jährige ein erfahrener Anwalt für Medienrecht ist. „Ich bin schon extrem enttäuscht, dass ein vertraulicher Austausch zwischen einem Mitglied und mir an die Presse weitergeben wird und diese das auch noch druckt. Denn es handelt sich um einen klaren Rechtsverstoß, weil der Mailverkehr explizit vertraulich war“, nahm Müller-Römer am Dienstag Stellung.
Vorstand äußert sich knapp
Nach Informationen dieser Zeitung könnte der Mailverkehr aus dem Umfeld des FC-Fanclubs „Andersrum Rut-Wiess“ an das Kölner Medium weitergeleitet worden sein. Mit Stephan Köker ist ein ehemaliger Wegbegleiter von Stefan Müller-Römer bei „FC-Reloaded“ Mitglied bei dem ersten offiziellen schwul-lesbischen Fanclub des 1. FC Köln.
Der Vorstand des 1. FC Köln äußerte sich recht knapp zu dem veröffentlichenden Mailverkehr des Mitgliederratsvorsitzenden: „Der Vorstand wird über einige der angeblichen Aussagen das klärende Gespräch mit Herrn Müller-Römer suchen“, hieß es am Dienstag in einer wahrscheinlichen nur vorläufigen Stellungnahme. Präsident Werner Wolf und seine beide Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Carsten Wettich grenzten sich von Müller-Römers Kritik an der Geschäftsführung aber auch deutlich ab.
Vorsitz des Mitgliederrates unklar
„Die Zusammenarbeit von Vorstand und Geschäftsführung ist gut und vertrauensvoll. Vorstand und Geschäftsführung sind sich einig, dass die aktuelle schwierige finanzielle Lage des Vereines nur gemeinsam gemeistert werden kann. Ein möglicher Vorwurf, die Geschäftsführung habe eine wie auch immer geartete Mitverantwortung für die finanzielle Lage, entbehrt jeder Grundlage.“
Kommentar - Destructivus
Tullius Destructivus versteht es wie kein anderer Zwietracht zu säen, ein Meister der Intrige, der Manipulation. Der kleine, fiese Römer schafft es schon durch seine bloße Anwesenheit in jeder Gruppe Streit zu entfachen. In „Streit um Asterix“ treibt er sogar die unbeugsamen und fest zusammenhaltenden Gallier auseinander. Destructivus steht für das aktuelle Schauspiel beim 1. FC Köln, in dessen Hauptrolle Stefan Müller-Römer zu sehen ist.
Der von Haus aus streitbare Vorsitzende des Mitgliederrates sagt gerne unverblümt, was er denkt, und wäre im diplomatischen Corps eine klassische Fehlbesetzung. Der Anwalt hat den FC mit seiner kompromisslosen Art zwar mitentwickelt, aber ebenso auch immer wieder auseinander dividiert. Nun ist Müller-Römer in eine perfekt ausgelegte Falle getappt, die er durch seinen Charakter selbst mit kreiert hat. Seine Gegner haben es sich jedenfalls geschickt zunutze gemacht, dass der Experte für Medienrecht verbal schon mal über das Ziel hinausschießt. Seine Äußerungen in den Mails, so vertraulich sie angelegt waren und so rechtswidrig sie an die Öffentlichkeit kamen, sind für einen Vorsitzenden des Mitgliederrates einfach nicht tragbar.
Der Druck aus seinem Gremium und dem Kreis der 110.000 Mitglieder wird wachsen. Das weiß auch der FC-Vorstand, der für die Causa Müller-Römer eine Lösung finden muss.
Präsident Werner Wolf und seine beide Vizes Eckhard Sauren und Carsten Wettich sind aber ebenso angehalten, schnell den weiter umtriebigen Destructivus in ihren Reihen ausfindig machen. Sonst verlieren sie womöglich den Zusammenhalt und sind das Opfer der nächsten Intrige. Müller-Römer mag sich selbst ein Bein gestellt haben, verraten im Sinne der eigenen Charta aber haben andere den FC.
Wie es mit dem Vorsitzenden des Mitgliederrates weiter geht, blieb am Dienstag offen. Neben dem klärenden Gespräch mit dem Vorstand inklusive eines im Amt verbleibenden Müller-Römers käme ein Rücktritt des Anwalts oder eine Entscheidung des elfköpfigen Mitgliederrates in Frage. Möglich ist auch eine außerordentliche Mitgliederversammlung, in der Neuwahlen für den Mitgliederrat auf der Tagesordnung stehen würden.