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1. FC KölnGeißböcke spielen Ergebnisfußball in Reinkultur und sind zurück an der Spitze

Lesezeit 5 Minuten
Es gab wieder Grund zum Jubeln: Die Mannschaft des 1. FC Köln feiert nach dem 2:1 in Braunschweig mit ihren Fans.

Es gab wieder Grund zum Jubeln: Die Mannschaft des 1. FC Köln feiert nach dem 2:1 in Braunschweig mit ihren Fans.

Der 1. FC Köln produziert in der 2. Fußball-Bundesliga weiter Punkte. In Braunschweig gewannen die Geißböcke wieder nur mit einem Tor Unterschied und sind zurück an der Tabellenspitze.

Wer auf attraktiven Fußball und gute Unterhaltung an einem nasskalten Samstagmittag aus war, der hatte mit dem Stadion von Eintracht Braunschweig an der Hamburger Straße am 1. Februar die falsche Adresse gewählt. Was keine Überraschung darstellte, denn der limitierte Tabellenvorletzte der 2. Fußball-Bundesliga hatte den 1. FC Köln zu Gast, der sich im Laufe der Saison 2024/25 den Ruf erarbeitet hat, Ergebnisfußball spielen zu können. Eine Fähigkeit, für die das Team von Trainer Gerhard Struber wenig Beifall erntet, aber Punkte einfährt. 37 sind es nach dem hart erkämpften 2:1 (2:1)-Arbeitssieg beim Abstiegskandidaten. Was nach 20 Spieltagen bedeutet, dass der FC zurück an der Tabellenspitze ist.

Der FC spielt aktuell sogar Ergebnisfußball in Reinkultur. Acht der jüngsten neun Pflichtspielsiege fielen mit dem knappsten aller Resultate und nur einem Tor Unterschied aus. Niemand aus dem Lager der Geißböcke unternahm dann nach dem Zittersieg auch den Versuch, die 90 ekligen Minuten schönzureden. „Es ist schwer, immer wieder Punkte einzufahren, auch gegen Teams, die unten in der Tabelle stehen“, sprach Trainer Gerhard Struber den Ergebnisdruck an, der auf seinen Spielern lastet. „Es war schwer, in der zweiten Halbzeit sind wir geschwommen“, nahm auch Eric Martel als bester Kölner kein Blatt vor den Mund.

Martel und Downs drehen das Spiel

Der FC war schon nach 52 Sekunden durch Ex-Bundesligaprofi Ermin Bicakcic in Rückstand geraten und hatte sich das Leben so noch schwerer gemacht. Die Reaktion auf das 0:1 fiel zunächst bemerkenswert aus. Die Gäste dominierten angeführt von Sechser Martel und dem spielfreudigen Florian Kainz auf der Zehn den Gegner durch Ballkontrolle und gewonnene Zweikämpfe. Martel selbst (13.) und Damion Downs (30.) mit seinem achten Saisontreffer drehten die Partie und ließen alle Sorgenfalten bei den 2500 mitgereisten Fans verschwinden.

Die kamen allerdings schneller wieder als gewünscht, denn nachdem Downs das 3:1 liegen gelassen hatte (48.), entglitt dem FC die Partie. „Wir haben keine Zweikämpfe mehr gewonnen. Die Braunschweiger waren griffiger“, räumte Martel ein. Sein Trainer musste feststellen, dass es seinem Team „schwerfiel, Kontrolle herzustellen“ und deshalb „dass ein oder andere Mal Glück dabei war, nicht den Ausgleich zu kassieren“.

Der Rückstand hat uns nicht aus der Spur gebracht, die Auswechslung von Kainzi schon.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

Ein Grund war, dass Kainz nach 37 Minuten benommen mit Verdacht auf Gehirnerschütterung vom Feld musste. Der Österreicher droht für das Viertelfinale im DFB-Pokal am Mittwoch bei Bayer Leverkusen der nächste Ausfall zu werden. „Der Rückstand hat uns nicht aus der Spur gebracht, die Auswechslung von Kainzi schon“, sagte Struber.

Der Coach hatte auch seinen Anteil am Leistungsabfall des FC. Die Entscheidung, Denis Huseinbasic für Kainz auf den Platz zu schicken, entpuppte sich als falsch. Es war rasch zu erkennen, dass der Bosnier nach seiner Wadenprellung längst nicht wieder bei 100 Prozent war. Huseinbasic bekam auf der Doppelsechs keinen Zugriff gegen den Ball und war mit Ball nicht existent.

Struber bemerkte seinen Fehler und nahm den 23-Jährigen nach nur 28 Minuten wieder runter. „Ich war im Glauben, dass er ein Stück weiter ist. Das ist allein auf meinen Mist gewachsen“, nahm der 48-Jährige die Schuld auf sich. Das ehrte ihn, ein Spieler wie Huseinbasic sollte aber in der Lage sein, seinen tatsächlichen Fitnesszustand ohne falschen Ehrgeiz benennen zu können.

Ich habe viele Dinge gesehen, die mich optimistisch stimmen.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln zur Leistung von Steffen Tigges

Die Phase zwischen der 48. und 69. Minute war die heikelste für den FC. „Wir haben die Bälle zu früh nach vorne geschlagen, waren nicht mehr gut bei den zweiten Bällen und hatten arge Probleme“, beschrieb Steffen Tigges. Der Stürmer konnte gefragt werden, weil er überraschend in der Startelf auftauchte und durchspielte.

Der in der Hinrunde schon abgeschriebene Tigges konnte sich dabei für weitere Aufgaben empfehlen. Er machte Bälle fest, hatte zwei Abschlüsse und spielte hervorragende Bälle in die Tiefe. „Steffen hat viel investiert und sein Bestes gegeben. Ich habe viele Dinge gesehen, die mich optimistisch stimmen“, lobte Struber den 26-Jährigen.

Die Vakanz im Kölner Angriff konnte Tigges aber auch nicht wettmachen. Der FC braucht noch einen Stürmer, zumal Tim Lemperle auch in Leverkusen verletzt fehlen wird. Wer der Sportlichen Leitung mit Christian Keller und Thomas Kessler rund um das Spiel in Braunschweig lauschte, darf davon ausgehen, dass bis zum Transferschluss am Montag ein neuer Angreifer kommen wird.

Imad Rondic wird wohl am Montag vorgestellt

Imad Rondic ist der Auserwählte. Der 25-jährige Bosnier erschien am Sonntag zum Medizincheck in Köln und soll für eine kolportierte Ablöse von 1,3 Millionen Euro plus Boni fest von Widzew Lodz kommen.   Die Verträge werden am Montag unterschrieben. Rondic, der in 18 Spielen neun Tore für den polnischen Erstligisten erzielt hat, könnte also gleich mittrainieren und stünde auch für das Pokalspiel bereit.

Am Samstag freuten sich alle über die nächsten drei Punkte und die Haltung des FC. „Es gehört dazu, so ein Spiel über die Runden zu bekommen“, bemerkte Matchwinner Downs. Und Eric Martel war stolz, dass sein Team „die Situation überlebt“ hatte.

Kessler sprach angesichts von 8:1-Ecken und 70 Prozent Ballbesitz für Braunschweig nach dem Wechsel sogar einen Glückwunsch aus: „In der zweiten Halbzeit muss ich der Mannschaft ein Kompliment machen. Sie hat brutal intensiv verteidigt. Das ist nicht immer leicht, wenn du zum Siegen verdammt bist.“ Da war er wieder, der Ergebnisdruck — und er wird die Kölner mit Ausnahme auch weiter durch die Saison begleiten.