AboAbonnieren

FachkräftemangelSiegburger Kinderhaus geht neue Wege bei der Personalsuche

Lesezeit 3 Minuten
Frau steht vor einem großen Plakat und zeigt darauf

Mit Werbung sucht das Siegburger Dr. Ehmann-Kinderhaus Mitarbeiter; die Leiterin Dr. Ursula Nichol steht vor einem der großen Plakate.

Die Einrichtung betreut schwerst mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche. Auf einer gestifteten Plakatfläche wird nun für Fachkräfte geworben.

Neben den Welt-Marken wie Mercedes, Hennes und Mauritz oder Coca-Cola fällt dieses Motiv aus dem Rahmen: Eine junge Pflegerin hält ein behindertes Kind im Arm und lächelt in die Kamera. Auf den Plakatwänden und den beleuchteten City-Reklametafeln wirbt das Siegburger Dr. Ehmann Kinderhaus für sich. Die Einrichtung sucht Personal.

150 Beschäftigte kümmern sich normalerweise um schwerst mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche an den drei Standorten in Siegburg und Sankt Augustin. Nun fehlen Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, Heilerziehungspfleger sowie Gesundheits- und Krankenpfleger: Etliche freie Stellen könnten sofort besetzt werden, berichtet die Geschäftsführerin und leitende Ärztin Dr. Ursula Nichol, die den genauen Bedarf nicht beziffern wollte.

50 Kinder und Jugendliche werden in familienähnlichem Zuhause gepflegt

Die Suche auf anderen Wegen habe kaum Erfolg gebracht, der Fachkräftemangel der Branche mache auch den familiär aufgestellten Häusern zu schaffen wie noch nie in der Geschichte der Einrichtung, die 1972 von Dr. Ilse Ehmann, der Mutter Nichols, gegründet wurde.

Die Ur-Zelle liegt im Siegburger Zentrum in der Alfred-Keller-Straße, später kamen das Haus in der Alexianer-Allee in Siegburg-Kaldauen und das am Pleiser Dreieck in Sankt Augustin-Niederpleis hinzu. 50 Kinder und Jugendliche werden in einem familienähnlichen Zuhause in einer Atmosphäre emotionaler Sicherheit gepflegt und gefördert. Das ganzheitliche Konzept berücksichtige die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen, teilen die Verantwortlichen mit.

Das Kinderhaus sei absolut unterstützenswert, befand man beim Kölner Medienhaus Ströer und stellte Werbeflächen zur Verfügung. Die Bewerber erwarte indes kein Job wie jeder andere, betont Nichol: „Es bedarf nicht nur spezifischer Qualifikationen, um die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen mit komplexen Beeinträchtigungen zu fördern und zu pflegen, sondern es braucht auch ein großes Maß an Verbundenheit und Motivation für diese Aufgaben.“

Gründerin des Kinderhauses wäre dieses Jahr 100 geworden

Im zu Ende gehenden Jahr gedenkt das Kinderhaus seiner Gründerin Dr. Ilse Maria Ehmann, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte. Während ihrer Arbeit als junge Kinderärztin im Krankenhaus hatte Ehmann erlebt, dass Eltern oft mit der Betreuung und Pflege ihrer komplex beeinträchtigten Kinder überfordert waren. Dies führte dazu, dass diese häufig in Krankenhäusern leben mussten.

Mit Unterstützung ihres Ehemanns Dr. Bertold Ehmann, ebenfalls Kinderarzt, baute sie das eigene Elternhaus in der Alfred-Keller-Straße um, um diesen Kindern im „Haus Raphael“ ein Zuhause zu geben. Aufgrund des wachsenden Bedarfs kamen Haus Gabriel und Haus Michael hinzu, Dr. Ilse Maria Ehmann übergab die Leitung der Einrichtung nach 26 Jahren an ihre Tochter und Fachärztin für Kinderheilkunde, Ursula Nichol.

Der Gründerin wurde 2007 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, 2008 starb sie. Wenige Jahre zuvor, 2003, war die Dr. Ehmann Stiftung gegründet worden. Sie fördere vor allen die drei Standorte des Kinderhauses, die ein familienähnliches Leben barrierefrei ermöglichten, so der Vorstandsvorsitzende Bernhard Cosmas Ehmann.

Nötig sei zudem ein hoher medizinischer, therapeutischer und pflegerischer Aufwand. Das sei nur möglich mit ausgebildeten Fachkräften, die Nähe und Geborgenheit vermittelten – wie die junge Mitarbeiterin auf dem Plakat.