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Seele von Köln-BocklemündStreetworker Antonio Pizzulli geht nach 12 Jahren in Rente

Lesezeit 3 Minuten
Streetworker Antonio Pizzulli steht mit einem kleinen Jungen in derBocklemünder Fußgängerzone und gießt dort selbst angelegte Blumenbeete.

In der Bocklemünder Fußgängerzone hat Streetworker Antonio Pizzulli mit Jugendlichen für Stadtteilverschönerung gesorgt.

Nach 12 Jahren sagt Streetworker Antonio Pizzulli „Arrivederci Bocklemünd“. Auch, weil sich die Katholische Jugendagentur als Träger des Jugendtreffs zurückgezogen hat.

Auf die Frage, warum er gern in Ehrenfeld lebe, sagte Antonio Pizzulli vor ein paar Jahren, dass es ihm dort so gut gefalle, weil es so ein offener Stadtteil sei und die Menschen toll zusammenhalten. In dieser Zeit engagierte sich der gelernte Sozialarbeiter als Spielplatzpate. An der Glasstraße habe er eine wunderbare Entwicklung erlebt. „Der Platz wurde zu einer Piazza, wie ich sie aus meiner Heimat Italien kannte“, schwärmte er.

Orte der Begegnung im Veedel schaffen

Orte der Begegnung schaffen, Menschen zusammenbringen – das zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit von Toni, wie ihn fast alle rufen. Auch in Bocklemünd, wo er in den zurückliegenden zwölf Jahren als Streetworker tätig war. Dort hat er dafür gesorgt, dass die Menschen Orte finden, wo es nicht nur schön ist, sondern wo sie auch Unterstützung bekommen und wo sie sich selbst engagieren können.

Jede und jeder sollte ein paar Stunden Freizeit für sein Viertel aufbringen, dann ginge es uns allen besser.
Antonio Pizzulli, Streetworker

Den Jugendtreff „Bocklebeach“ der Katholischen Jugendagentur (KJA) prägte er maßgeblich mit. „Man braucht Zeit, um das Vertrauen zu bekommen. Ich hätte gern noch weiter gearbeitet“, sagt der 62-Jährige. Dem Stadtteil Bocklemünd sagt er „Arrivederci“, weil sich die KJA als Träger der Einrichtung „Bocklebeach“ zurückgezogen hat. Deren Geschäftsführer Georg Spitzley sagt dazu: „Eine personifizierte Bocklemünder Institution verlässt uns nun zum Ende des Jahres. Wir sind ihm für seinen unermüdlichen Einsatz für junge Menschen sehr dankbar.“ Pizzulli freute sich vor allem über den Zuspruch der Jugendlichen. Kurz vor Jahresende konnte er sich in Räumen der katholischen Gemeinde Christi Geburt von ihnen verabschieden. Der Jugendtreff war bereits geschlossen.

Pizzulli-Platz in Ehrenfeld war zuvor verwahrlost

Spuren hat der engagierte Sozialarbeiter zuvor schon in Ehrenfeld hinterlassen. Dort wurde sogar ein Platz nach ihm benannt. Allerdings nur inoffiziell. Vor allem an warmen, sonnigen Tagen ist dieser „Pizzulli-Platz“ voll mit Kindern und ihren Eltern. Ein echter Treffpunkt. Kaum vorstellbar, dass die Freifläche zwischen der Glasstraße und der Wißmannstraße in den 1990er Jahren noch einen eher heruntergekommenen Eindruck machte. Die meisten Menschen gingen lieber schnell daran vorbei, anstatt sich dort aufzuhalten.

Antonio Pizzulli im Porträt.

Streetworker Antonio Pizzulli will sich bald neuen Aufgaben widmen.

Dann übernahm der Italiener die Patenschaft über den Platz. Zu dieser Zeit hatte er in einem Anti-Rassismus-Projekt gearbeitet. In der Körnerstraße sollte er ein Jugendprojekt organisieren. Der nahe Spielplatz war die einzige Möglichkeit, mit den Kindern und Jugendlichen was zu machen. Doch er war verwahrlost und nebenan an der Grimmstraße, wo es eigentlich auch Spielflächen gibt, gab es einen Umschlagplatz für Drogen. Pizzulli blieb als Pate beharrlich. Er schaute oft nach dem Rechten, kümmerte sich darum, dass die Geräte in Ordnung blieben und der Platz regelmäßig gesäubert wurde.

Eine Wand-Deko am Spielplatz Glasstraße, die einen Baum zeigt, an dem ein Schild hängt „Pizzulli-Platz“ ist dem beliebten Streetworker gewidmet

Eine Wand-Deko am Spielplatz Glasstraße ist Antonio Pizzulli gewidmet.

Ehrenfelder fordert mehr ehrenamtliches Engagement

Von da an konnten auch Spielplatzfeste stattfinden. Manchmal gab es sogar mehrere im Jahr. Bei vielen solcher Feste wurden auch Einnahmen erzielt, zudem gab es immer mal Zuschüsse von der Bezirksvertretung, so dass der Platz nach und nach gut ausgestattet und hübsch gestaltet werden konnte. Wie es beruflich weitergeht, lässt Antonio Pizzulli noch offen. Ein wenig ehrenamtliches Engagement an „seinem“ Platz ist jedoch nicht ausgeschlossen: „Jeder sollte ein paar Stunden Freizeit für sein Viertel aufbringen, dann ginge es uns allen besser“, sagt er.