Das NN-Theater gastiert seit 24 Jahren bei den Steyler Missionaren. Das Ensemble fügte sich perfekt in die Charakteristik von Molières Stücken ein.
SommerprogrammTheaterwelt des 17. Jahrhunderts auf der Bühne des Klostergartens in Sankt Augustin
Die Theaterwelt des 17. Jahrhunderts auf der Bühne des Klostergartens der Steyler Missionare: Das renommierte NN-Theater, Dauergast bei den Sommerabenden, präsentierte das Stück „Molière – Drama, Dreck und Don Juan“ über das Leben Molières als reisender Schauspieler. Nicht nur die Eigenart seiner Stücke, sondern auch seine Reisetätigkeit griff die Theatergruppe auf.
Mit weiß geschminkten Gesichtern und Lockenperücken verkörperte sie den Alltag Moliéres auf seiner Theaterreise, wo er auf Marktplätzen auftrat und Geld im Hut sammelte.
Sommertheater im Klostergarten: Mit Regenschirmen jagen sich die Darsteller über die Bühne
Die Gruppe zeichnet sich dabei durch das Einstreuen von Elementen der heutigen Zeit aus, etwa, indem sie sich über das Hickhack um das Heizungsgesetz lustig machte: „Wie soll man intellektuell wirken, wenn man nicht unterbrochen wird?“ Mit Regenschirmen als Schwertern jagten sich die Darstellerinnen und Darsteller über die Bühne, verbunden mit Dialogen wie: „Immer musst du Recht haben!“ – „Weil du als Kind immer meinen Nachtisch gegessen hast!“
Der echte Molière lebte im 17. Jahrhundert in Frankreich. Als Schauspieler und Regisseur schrieb er auch eine eigene, komödiantische Stücke. Das lag vor allem daran, dass seine Ensembles oft klein waren und er seine Stücke mit wortreichen Pointen füllen musste. Er galt als Draufgänger, der sich von den Autoritäten seiner Zeit nicht beeindrucken ließ – und dennoch das Ansehen des Königs Ludwig XIV. genoss.
13 Jahre lang reiste er durch das Land und erlangte Bekanntschaft über die Grenzen Frankreichs hinaus. Zu seinen berühmtesten Stücken gehört „Der eingebildete Kranke“. Ironischerweise brach er vor 350 Jahren tot zusammen, als er diesen spielte.
NN-Theater gastiert seit 24 Jahren bei den Steyler Missionaren in Sankt Augustin
Die Albernheiten und Blödeleien, und dennoch starken schauspielerischen Leistungen des Kölner Ensembles fügten sich perfekt in die Charakteristik von Molières Stücken ein. Das NN-Theater gastiert seit 24 Jahren jeden Sommer im Klostergarten.
439 Zuschauerinnen und Zuschauer erlebten einen kurzweiligen Abend. „Ich finde es ungewöhnlich, wie sie alten Stoff mit neuem verquicken – und die Einfälle sind genial“, schwärmte Besucherin Brigitte Podlech aus Sankt Augustin. Vor ein paar Jahren hätten die Schauspielerinnen und Schauspieler eine Rakete auf dem Weg durchs All darstellen wollen – und sich dafür einen Staubsauger auf den Rücken geschnallt. Darüber amüsiere sich Podlech noch heute.
„Jeder spielt zwei, drei Rollen, das ist faszinierend“, ergänzte ihr Mann Rüdiger. Das Ehepaar stamme aus der Lüneburger Heide. „Da gab es aber wenig Kultur, hier im Rheinland schöpfen wir sie richtig aus“, sagte er. Seit über 30 Jahren hätten die beiden eine Dauerkarte für die Kulturveranstaltungen in Sankt Augustin. Und die Sommerabende im Klostergarten wollten sie auf keinen Fall verpassen.