Im Jahr 2022 konnte Siegrid Gebauer 106 Igel zurück in die Wildnis bringen. Sie kümmert sich seit mehr als 20 Jahren um verletzte und kranke Tiere.
Stachlige SchlafgästeSiegrid Gebauer aus Sankt Augustin pflegte schon 2000 Igel gesund
Paul und Fleur flitzen im Igelzimmer von Siegrid Gebauer umher. „Eigentlich sind sie nachtaktiv“, sagt sie. „Aber die Ställe reinige ich tagsüber. Währenddessen müssen sie kurz raus.“ Im Oktober kamen die beiden Igel zu ihr. Paul wog 173 Gramm, Fleur 200 Gramm. Nun geht es ihnen bestens, Anfang April können sie ausgewildert werden. „Dafür gibt es Stellen in der Eifel, Bad Honnef oder Windhagen“, berichtet Gebauer.
Städtisch geprägte Landschaften seien nichts für Igel. Auch Gärten seien nicht optimal. Ein Igel laufe nachts bis zu drei Kilometer, um Nahrung zu finden. Raupen von Nachtfaltern seien eine Delikatesse, auch Regenwürmer und Schnecken verzehrten sie. „Allerdings nicht die großen Roten. Die schmecken nämlich sehr bitter.“
Frau Gebauer pflegte zwei verstoßene Igel-Jungtiere
Zwölf vom Schreiner gebaute Ställe hat Gebauer in ihrem Igelzimmer. Aus einigen hört man ein Röcheln. „Die sind verrotzt, die Nebenhöhlen sind zu“, erklärt die Tierfreundin. Das gehe aber schnell vorbei. Auch Pablo und Carola fühlen sich bei ihr wohl. „Die sind sogar hier geboren.“ Ihre Mutter sei verletzt und schwanger zu ihr gebracht worden. Dann spielte sich ein kleines Drama ab. Fünf Junge brachte das Weibchen zur Welt. „Sie war geschwächt durch massiven Wurmbefall.“ Zwei Junge verstieß die Mutter kurz nach der Geburt, weil sie keine Kraft mehr hatte.
Gebauer konnte beobachten, wie die Igelmutter die beiden mit der Schnauze wegschob und eine Barriere aus einem alten Handtuch baute, die sie nicht überwinden konnten. Carola wog nur 14 Gramm, und die Würmer waren im Mutterleib auf sie übergesprungen. Pablo brachte 20 Gramm auf die Waage. Gebauer päppelte beide auf. Nun geht es beiden prima.
Rund 2000 Igel konnten zurück in die Wildness entlassen werden
Im Igelzimmer liegen mehrere mit Nahrung gefüllte Spritzen. Die mischt die Expertin selbst an. Das gekaufte Futter sei nicht proteinreich genug. Im Jahr 2000 begann sie mit der Pflege der Tiere. Voriges Jahr wilderte sie 106 Igel aus. Im Laufe der Jahre haben schon rund 2000 Tiere ihren Weg zurück in die Naturgefunden haben. Nicht alle Pflegefälle überleben: Manche, erzählt Gebauer, seien durch Verletzungen und Parasiten zu sehr geschwächt.
In der Natur leben Igel drei bis vier Jahre. Wenn Gebauer also ein älteres Tier auswildert, weiß sie, dass es vielleicht nur noch ein Jahr unterwegs ist. Aber das sei der Gang der Dinge. Etwas anderes beschäftigt die Tierfreundin mehr: „Wenn ich mich irgendwann nicht mehr um die Igel kümmern kann, ist auch mein jahrelanges Wissen um diese Tiere weg.“ Gebauer würde sich freuen, wenn sie Menschen fände, die kranke Igel versorgen und denen sie mit Tipps helfen könne. Stefan Villinger
Kontakt über das Nottelefon „Kleine Wilde in Not“ beim Kreisverband Rhein-Sieg des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu): 01575-8484508.