Der Waldbrandgefahrenindex weist derzeit zwar nur mittlere Gefahr aus. Doch nach dem ausgedehnten Feuer in Overath warnen Forstämter und Feuerwehren.
„Die Lage ist ernst“Im Rhein-Sieg-Kreis ist die Waldbrandgefahr stellenweise größer als im Sommer

Die Gefahr von Waldbränden steigt aktuell an.
Copyright: Archivfoto: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Bis zu 300 Einsatzkräfte waren bei der Bekämpfung des Waldbrandes in Overath-Brombach im Rheinisch-Bergischen Kreis aktiv, der sich auf rund 50.000 Quadratmeter ausgedehnt hatte. Dabei geht der Waldbrandgefahren-Index des Deutschen Wetterdienstes für Nordrhein-Westfalen von Stufe 3 von 5 aus, also lediglich mittlerer Gefahr. Experten schätzen die Situation differenzierter ein.
Jo Langen von „@fire“ saß im Stab für die zwölf Kräfte seiner Organisation, die sich auf Erdbeben und Waldbrände spezialisiert hat und in Brombach geholfen hat. Parallel dazu war er auch im Stab Myanmar, wo sieben „@fire“-Kollegen von ihm Koordinierungsaufgaben im Erdbebengebiet für die zuständige UN-Organisation übernommen haben. „Im Moment gibt es teilweise eine höhere Waldbrandgefahr als im Sommer“, sagt der Lohmarer.
Die Sonne kann ohne Blätterdach ungehindert auf die Böden scheinen
„Es ist noch nicht genug junges Grün da, was am Boden einbremst“, ergänzt er. Außerdem bilden die Laubbäume noch kein Dach. Die Sonne könne ungehindert durchscheinen und den Boden sowie das alte Laub austrocknen. Sind die Blätter ausgetrieben, bleibt es dunkler, Feuchtigkeit kann im Boden gehalten werden.
„Die Lage ist ernst im Moment“, urteilt Kreisbrandmeister Stefan Gandelau, „jeden Tag, an dem es keine Niederschläge gibt, aber auch nicht brennt, haben wir Glück. Eine Kippe im Wald reicht, und wir haben ein Riesenthema.“ Doch selbst wenn es kräftig regnen würde, wäre die Gefahr noch nicht gebannt. Die Böden seien ausgetrocknet, das Wasser würde oberflächlich abfließen. „Wir bräuchten ein paar Tage feinen Regen, der aufgenommen werden kann“, erläutert Gandelau.

Das Feuer findet auf den Böden aktuell genug trockenes, brennbares Material.
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Daniel Walter, Leiter der Feuerwehr Windeck, und stellvertretender Kreisbrandmeister, schaut mit wachem Auge auf die Wälder. In seinem Zuständigkeitsgebiet hat es nicht nur Übungen, sondern auch schon große Realeinsätze gegeben, wie im August 2022. Im Dürresommer fraßen sich Flammen durch rund zwei Hektar Fläche. „Es ist sehr trocken“, sagt er, „und die Wasserstände in der Sieg und den Bächen sehr niedrig.“
Der Bauhof der Gemeinde habe, so lange das zulässig war, die Zufahrten zu den Entnahmestellen im Wald und an Teichen freigeschnitten. An Bächen werde gemäht. „Wo wir das Wasser noch haben, haben wir auch guten Zugang“, so Walter. In der vergangenen Woche haben Einsatzkräfte das Feuerwehrfahrzeug mit 2000 Meter Schläuchen genauso überprüft wie die tragbaren Pumpen, die zu den Einsatzorten geschafft werden können.
„Wir müssen sicher sein, dass sie Ernstfall funktionieren.“ In knapp 14 Tagen holt er einen Wechsellader mit einem Abrollbehälter Wasser ab. Der fasst 10.000 Liter Wasser und verfügt über eine Pumpe. „Das Fahrzeug wird für Waldgebiete vorgehalten“, erklärt er. Schon in den vergangenen Jahren hätten sich die Freiwilligen Feuerwehren taktisch neu aufgestellt. Es gibt die Alarmbereitschaften Waldbrand, die auch überörtlich unterwegs sind, und den Wasserförderzug. Wehrleute sind regelmäßig zu Aus- und Fortbildungen in Portugal.
Vor kurzem noch hat er sich mit Vertretern des Regionalforstamtes, des Deutschen Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks und der Verwaltungsspitze unter anderem zu diesem Thema getroffen. Sein Motto: „In Krisen Köpfe kennen.“ Denn wer wisse, wie die anderen ticken, könne besser zusammenarbeiten. Walter hat aktuell eine klare Idee zur Verringerung der Waldbrandgefahr: „Es wird Zeit, dass die Baumkronen grün werden.“
Es wird Zeit, dass die Baumkronen grün werden.
Der Landesbetrieb Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen teilt mit, dass regional die Försterinnen und Förster mit Sorge auf die Flächen schauten. Noch sei der Gefahrenindex bei Stufe 3, könne aber lokal auf 4 steigen, wie derzeit am Flughafen Düsseldorf. „Regeln zur Vermeidung von Waldbränden sollten jetzt unbedingt berücksichtigt werden“, heißt es in dem Schreiben.
Ungewöhnlich sei die erhöhte Waldbrandgefahr im Frühjahr nicht. Trockene Winde aus Ost/Südost, Perioden mit warmen, niederschlagsarmem Wetter und große Mengen ausgetrocknetes Material, wie Laub und Reisig, auf dem Waldboden führten zu einem erhöhten Risiko. Das ließe sich mit aus früheren Ereignissen abgeleiteten Regeln drastisch reduzieren.

Für die Brandbekämpfung ist hoher Personal- und Materialaufwand notwendig.
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Offenes Feuer ist im Wald und im Abstand von 100 Metern zum Wald, außer an ausgewiesenen Grillplätzen, gesetzlich verboten. Rettungswege müssen frei bleiben. Autos und Transporter dürfen nur auf befestigten Flächen abgestellt werden. Vom heißen Auspuff geht Brandgefahr aus. Glimmende Kippen lösen immer wieder Waldbrände aus, deshalb dürfen keine Zigaretten in die Landschaft geworfen werden. Vom 1. März bis 31. Oktober gilt das gesetzliche Rauchverbot im Wald.
Dass das nicht alle wissen oder einhalten, zeigt ein Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Much aus den vergangenen Tagen. Jugendliche hatten eine kleine Menge Äste verbrannt. Die jungen Leute wurden von den Einsatzkräften belehrt, die Wehrleute mussten dieses Mal nicht eingreifen.