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Ein bestimmtes Dokument ist wichtigArzt erklärt – So sollte die Reiseapotheke transportiert werden

Lesezeit 3 Minuten
Auf einem gepackten, geöffneten Koffer liegt ein Medizin-Täschchen mit der Aufschrift Reiseapotheke

Neben Reisepass und Kleidung sollte auch die Reiseapotheke mit in den Urlaub genommen werden. Aber wo verstaut man sie am besten?

Die Reiseapotheke falsch zu verstauen, kann fatale Folgen haben, wie Dr. Magnus Heier weiß. Er verrät, was Urlauber beachten sollten.

Es war ein klassischer Anfängerfehler: Ich arbeitete in einer Klinik im Norden Kenias – in einem Malariagebiet. Natürlich hatte ich rechtzeitig mit der entsprechenden Prophylaxe angefangen. Und natürlich hatte ich eine Notfallmedikation dabei, falls mich zufällig ein resistenter Stamm erwischen würde.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Und genau das passiert dann auch: Ich bekam sehr hohes Fieber, Schüttelfrost und fühlte mich extrem krank. Der Anfängerfehler: Ich war mehrere Tage im Reisebus unterwegs. Die Malaria traf mich im Nirgendwo des großen Landes. Und ich hatte die Notfallmedikation nicht im Handgepäck, sondern im Rucksack. Oben auf dem Busdach. Und der war weg – geklaut oder irrtümlich abgeladen. Das Fieber stieg! Und ich wusste: Die resistenten Formen sind meist Malaria-Tropica, die potenziell tödliche Variante der Malaria. Ich habe überlebt.

Wichtige Medikamente nie wieder in Rucksack oder Koffer

Und ich habe nie wieder wichtige Medikamente in Rucksack oder Koffer getan. Denn selbst bei durchorganisierten Pauschalreisen besteht immer das Risiko, dass sich die Koffer um zwei, drei Tage verspäten. Schlecht für Menschen, die regelmäßig Medikamente brauchen. Ganz schlecht, wenn es rezeptpflichtige Medikamente sind. Blutdrucktabletten, Fettsenker oder auch „die Pille“ kann man nicht einfach in einer örtlichen Apotheke kaufen. Und einen Arzt vor Ort, der bereit ist, sie zu verschreiben, muss man erst einmal finden. Wichtiges also ins Handgepäck.

Das ist kein Problem, so lange die Präparate nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen – dann brauchen Sie eine förmliche Bescheinigung Ihres Hausarztes. Spritzen oder Kanülen sind im Handgepäck verboten – die könnten als potentielle Tatwaffe konfisziert werden (und sehen auch komisch aus: Ich musste mal einen schottischen Polizisten mit dem Arztausweis von meiner Drogenunabhängigkeit überzeugen). Die meisten rezeptfreien Medikamente lassen sich zwar, je nach Land und Stadt, auch vor Ort besorgen: vom Durchfallmittel bis zum Fiebersenker, vom Schmerzmittel bis zur Zeckenzange. Sie gleich einzupacken ist trotzdem einfacher.

Arztbrief kann lebensrettend sein

Vor allem bei älteren Menschen wäre ein Arztbrief sinnvoll bis lebensrettend. Heben Sie Briefe einfach auf, die Sie etwa nach einem Krankenhausaufenthalt bekommen haben. Meist beschreiben die Kollegen kurzgefasst nicht nur die akute Krankheit, sondern auch die Vorgeschichte. Vor allem listen sie Medikamente auf, die die Patientin, der Patient einnimmt. Dieser Überblick erleichtert die Behandlung vor Ort erheblich. Und kann Leben retten. Übrigens kann man Arztbriefe auch scannen und automatisch übersetzen lassen.

Abschließend noch eine Empfehlung für den Rom-Urlaub, für die Sie aber einen eigenen Arztausweis brauchen: Der Vatikan hat eine hochmoderne, bestens bestückte Apotheke direkt neben dem Petersdom. Mit dem Arztausweis (oder einem römischen (!) Rezept) können Sie das Gelände des Vatikans über die Porta Sankt Anna betreten, an einem vatikanischen Supermarkt vorbeistreifen und in der Farmacia Vaticana einkaufen. Der Vatikan ist preisgünstig. Und hat sogar zahlreiche Schönheitscremes, -pasten und -salben im Angebot. Leider nur mit Arztausweis.