Waverly Hills SanatoriumIst das der verfluchteste Ort der Welt?
Louisville, Kentucky – Schemenhafte Gestalten, die über dunkle Gänge huschen, unheimliche Stimmen, die in der Dunkelheit flüstern: Das Waverly Hills Sanatorium im US-Bundesstaat Kentucky wird in vielen einschlägigen Foren als „verfluchtester Ort der Welt“ bezeichnet. „In diesem Gebäude geschehen Dinge, die nicht erklärbar sind“, heißt es in einem Reddit-Beitrag einer anonymen Person, die angeblich in dem historischen Gebäude gearbeitet hat. Doch was steckt hinter dem gruseligen Image der einstigen Klinik?
Das Sanatorium wurde 1910 in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky errichtet, um die vielen Tuberkulose-Patienten zu beherbergen, wie Roberta Simpson und Lonnie E. Brown in ihrem Buch „Haunted Holidays: Twelve Months of Kentucky Ghosts“ schreiben.
Tausende Menschen starben im Waverly Hills Sanatorium
In der Region starben zu der Zeit besonders viele Menschen an der Lungen-Krankheit, für die es damals kein Heilmittel gab. Anfänglich hatte das Krankenhaus nur 40 Plätze, die sich schnell als nicht ausreichend erwiesen. 1926 wurde es erweitert und als für damalige Verhältnisse modernes Tuberkulose-Klinikum neu eröffnet.
Doch obwohl sich etliche Ärzte, Forscher, Krankenschwestern und Pfleger der Patienten annahmen, starben tausende Menschen im Waverly Hills Sanatorium. Um diejenigen, die auf dem Wege der Besserung waren, nicht zu belasten, wurde ein „Leichenschacht“ errichtet, über den die Verstorbenen ungesehen aus dem Krankenhaus gebracht werden konnten. In diesem sogenannten „Todestunnel“ soll es heute besonders spuken.
Die Klinik wurde 1982 geschlossen
Nachdem 1943 endlich ein Antibiotikum zur Heilung von Tuberkulose entdeckt wurde, konnte die Krankheit in der Region bis Ende der 1950er Jahre nahezu ausgelöscht werden. Die Klinik schloss 1961, wurde jedoch später als geriatrisches Krankenhaus wiedereröffnet. Das „Woodhaven Geriatrics Sanitarium“ machte seinem Namen jedoch keine Ehre: Es wurde angeblich wegen kruder Behandlungsmethoden 1982 vom Staat Kentucky geschlossen.
Die einstige Klinik, die im „National Register of Historic Places“ gelistet wird, befindet sich heute im Privatbesitz. Die „Waverly Hills Historical Society“ organisiert regelmäßig Führungen, mit deren Erlös das Gebäude restauriert werden soll. Darunter: eine historische, aber auch eine „paranormale Tour“.
Schreie aus dem Todestunnel
Auch die Autoren Simpson und Brown, die sich insbesondere mit paranormalen Phänomenen in ihrer Region beschäftigen, schreiben in ihrem Buch: „Wir haben diesen gruseligen Ort oft besucht und es passiert immer etwas, das wir nicht erklären können.“ In einem zweiten Buch berichten sie von ihren vermeintlich übernatürlichen Erlebnissen im ehemaligen Sanatorium: Auf einer Tour seien ihnen „Schattenfiguren“ begegnet, die sie an Krankenschwestern erinnerten, schreiben sie in „Spookiest Stories ever. Four Seasons of Kentucky Ghosts“. Und: „Wir haben Menschen aus dem Fenster schauen sehen, obwohl die Security sicher war, dass das Gebäude leer war.“
Im sogenannten „Todestunnel“ hätten sie Stimmen gehört und jemand habe gerufen: „Raus hier!“ Einschlägigen Foren zufolge wird neben dem Todestunnel auch der Raum 502 besonders häufig von Geistern heimgesucht. Denn hier soll sich eine 29-jährige Krankenschwester im Jahr 1928 erhängt haben. Der Legende nach hat die schwangere unverheiratete Frau für sich keinen anderen Ausweg gesehen.
Atemprobleme in Raum 502
Die Autoren Simpson und Brown haben Raum 502 während einer Führung betreten: Sie schreiben, in dem Zimmer sei es im Gegensatz zu den anderen extrem kalt gewesen und viele Teilnehmer der Tour hätten dort Atemprobleme gehabt.
Auch die unbekannte Person, die nach eigenen Angaben ehrenamtlich als Guide im Waverly Hills Sanatorium gearbeitet hat, berichtet unter dem Pseudonym „shadowperson502" auf Reddit von übernatürlichen Erlebnissen: „Ich habe Stimmen gehört, als niemand in der Nähe war, ich habe Zigarren gerochen, als niemand geraucht hat. Ich wurde gegen eine Wand gestoßen, ich habe einen Doppelgänger gesehen, ich habe gesehen, wie leblose Objekte sich von selbst bewegt haben.“
„Ich habe keine Geister gesehen“
Bei Tripadvisor geben auch viele Touristen an, sie hätten im Waverly Hills Sanatorium paranormale Begegnungen gehabt. Den Betreibern dürften die vielen „Augenzeugen“ in die Karten spielen. So werden schließlich noch mehr „Geisterjäger“ auf den Plan gebracht, ihre Touren zu buchen.
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Doch ein Nutzer räumt ein: „Ich habe keine Geister gesehen, aber ich glaube auch nicht wirklich daran.“ Und ein anderer meint: „Die Geschichte des Gebäudes ist viel interessanter als die Geistererzählungen.“ Das echte Leben ist schließlich manchmal schon gruselig genug. (rer)