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Höchste BiosicherheitsstufeWas diese deutsche Insel so gefährlich macht

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Das Gelände des Friedrich-Löffler-Instituts macht einen großen Teil der Insel aus.

Riems – Sie gilt als gefährlichste Insel Deutschlands: Auf Riems werden schon seit mehr als 100 Jahren Tierseuchen erforscht, die auch Menschen bedrohen können. Auf der Insel, die in einem Ausläufer der Ostsee, dem Greifswalder Bodden, zwischen Rügen und dem Festland liegt, befindet sich das Hochsicherheitslabor des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI).

Forscher betreten Hochsicherheitsbereich nur mit Überdruckanzügen

Nirgendwo in Europa gibt es ähnliche Labore und Ställe der höchsten Biosicherheitsstufe 4, in denen mit Großtieren an für Tier und Mensch hochgefährlichen Erregern geforscht werden kann. Nur im kanadischen Winnipeg und dem australischen Geelong stünden vergleichbare Anlagen der Tierseuchenforschung, schreibt die Schweriner Volkszeitung.

Die Wissenschaftler auf Riems untersuchen etwa das Krim-Kongo-Fieber, Ebola, Sars, die Vogelgrippe oder die Schweinepest. „Im Mittelpunkt der Arbeiten des FLI stehen die Gesundheit und das Wohlbefinden landwirtschaftlicher Nutztiere und der Schutz des Menschen vor Zoonosen, d. h. zwischen Tier und Mensch übertragbaren Infektionen“, heißt es auf der Internetseite des Bundesinstituts. So werden in den Laboratorien zum Beispiel auch Impfstoffe entwickelt.

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Mitarbeiterin des Friedrich-Löffler-Instituts überprüft im Forschungsstall der Sicherheitsstufe L4 auf der Insel Riems  die Haltung eines Kalbes.

2013 wurde auf der Insel, die über einen Damm mit dem Festland verbunden ist, ein neuer Forschungskomplex eingeweiht, der aus 89 Laboratorien und 163 Stalleinheiten besteht. Der Bund investierte damals rund 300 Millionen Euro für die Errichtung der Gebäude. Die Labore und Forschungsställe für Rinder, Schweine oder Ziegen sind mit autarken Lüftungs- und Entsorgungssystemen ausgestattet. Die speziell geschulten Forscher und Tierpfleger erhalten nur mit Überdruckanzügen und über Schleusen Zugang zu den Hochsicherheitsbereichen. Besonders wichtig: Auf keinen Fall dürfen Erreger die Insel verlassen. Die Mitarbeiter unterliegen deshalb strengen Hygiene-Vorschriften und müssen sich in einem aufwendigen Prozedere „rausduschen“, wie es in der Schweriner Volkszeitung heißt. Außerdem gebe es eine Tierkörper-Beseitigungsanlage: Kadaver würden in Metallkesseln mit Kaliumhydroxid versenkt, von denen schließlich nur noch ein paar Körner Sondermüll übrig blieben.

Weite Teile der Insel sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Zwar heißt es in vielen Medienberichten immer wieder, die Insel sei für die Öffentlichkeit gesperrt. Dies ist aber nicht ganz richtig, wie eine Sprecherin des Friedrich-Löffler-Instituts auf Anfrage erklärt. Riems sei für Besucher zugänglich, schließlich lebten auch einige Menschen auf der Insel. Heute ist nur das Gelände um das Friedrich-Löffler-Institut, das allerdings einen großen Teil der Insel ausmacht, ein rund um die Uhr bewachter Sperrbezirk.

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Sperrzone: das Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems

Dass der Mythos der unzugänglichen Insel sich immer weiter verbreite, liege womöglich auch daran, dass die Insel zu DDR-Zeiten nicht für Besucher zugänglich war, so die Sprecherin. Dabei mag auch die weiter zurückliegende Geschichte der Insel zu der Legendenbildung beigetragen haben. Während der Naziherrschaft sollen in der damaligen "Reichsforschungsanstalt" auf Riems nämlich mögliche Biowaffen untersucht worden sein.

Führungen über das Forschungsgelände in Riems

Schon 1910 hatte Namensgeber Friedrich Löffler das virologische Forschungsinstitut gegründet. Löffler beschrieb erstmals den Erreger der Maul- und Klauenseuche und gilt damit als Mitbegründer der Virologie. Nachdem seine Versuche zunächst in Greifswald stattfanden und sich daraufhin vermehrt Nutztiere in der Region mit der Maul- und Klauenseuche infizierten, zog er 1910 mit seinem Institut auf die Insel Riems um.

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Heute werden für Besucher auf Anfrage auch Führungen über das Gelände des Friedrich-Löffler-Instituts angeboten. Interessierte können hier Kontakt zum Institut aufnehmen. (rer/dpa)