Nach dreisten AnfragenHotel fordert Influencer auf, endlich „richtig“ zu arbeiten
Manila – Ein weißer von Palmen gesäumter Sandstrand, kleine Holzhütten direkt am Meer – das Hotel „White Banana Beach Club“ liegt sehr idyllisch auf der philippinischen Insel Siargao. Das scheint auch viele Influencer anzuziehen, die die Szenerie als Kulisse für ihren nächsten Instagram-Post nutzen wollen. Doch für den Aufenthalt in dem Luxus-Hostel zahlen? Lieber nicht.
Influencer werden häufig als „digitale Litfaßsäulen“ bezeichnet. Sie zeigen sich in sozialen Netzwerken wie Instagram auf perfekt inszenierten Bildern an besonderen Orten und wirken so, als hätten sie das ideale Leben. So bekommen sie immer mehr Abonnenten, denen sie auf ihrem Kanal Produkte empfehlen. Entweder erhalten sie die Produkte von den Unternehmen gratis oder bekommen sogar ein Honorar für einen Werbebeitrag.
„Versucht doch einfach mal, richtig zu arbeiten“
Die Betreiber des Hotels haben sich nun jedenfalls in einem Facebook-Beitrag über „selbsternannte ‚Influencer‘“ aufgeregt. „Wir erhalten viele Nachrichten bezüglich Kooperationen mit Influencern“, heißt es in dem Post. Das Hotel sei jedoch nicht daran interessiert, mit diesen „selbsternannten ‚Influencern‘“ zusammenzuarbeiten. Diese sollten sich eine andere Möglichkeit suchen, um kostenlose Übernachtungen und Verpflegung zu erhalten. „Oder“, so der Rat des Hotels, „versucht doch einfach mal, richtig zu arbeiten.“
Eine Nacht in dem Hotel kostet 18 Euro
Die vielen Anfragen an das Hostel erscheinen auch deshalb seltsam, weil eine Übernachtung im gemischten Schlafsaal mit sechs Personen dort schon für 18 Euro pro Nacht zu haben ist.
Der Beitrag des Hotels hat jedenfalls mehr als 11.000 Gefällt-Mir-Angaben und fast 1500 Kommentare provoziert. Dabei wird die Einstellung des Hotels kontrovers diskutiert. Eine Bloggerin erklärt: „Ich habe einen Vollzeitjob. Ich arbeite hart dafür, dass ich reisen kann, um Content zu generieren. Ich habe kürzlich Resorts und Hotels für Kooperationen angefragt. Wieso auch nicht?“ Diese könnten die Anfragen doch einfach ablehnen, wenn sie kein Interesse hätten. Auch eine andere Nutzerin schrieb, es sei keine Art, Menschen wegen ihres Berufs online zu beschämen.
„Sie sind nur Schnorrer“
Doch viele Nutzer sehen es auch anders. Ein User meint: „Diejenigen, die die Anfragen stellen, sind keine richtigen Influencer oder Blogger. Sie sind nur ein Haufen Schnorrer.“ So ähnlich sieht es auch das Hotel, das ein paar Tage nach seinem viralen Post seine Aussage in einem weiteren Facebook-Beitrag etwas relativierte. Man sei nicht generell gegen Influencer, hieß es da. „Nur gegen Schmarotzer“. Das Hotel habe tatsächlich mit einigen Influencern zusammengearbeitet, aber diese seien so erfolgreich, dass nicht sie, sondern das Hotel sie angefragt habe.
Im vergangenen Jahr hatte die Anfrage der Influencerin Elle Darby an ein Hotel in Dublin, die der Betreiber öffentlich machte, einen Shitstorm ausgelöst. Die junge Frau wollte sich mit ihrem Freund in dem Luxushotel ein schönes Valentinstags-Wochenende gönnen – natürlich ohne dafür zu bezahlen. Schließlich habe sie eine große Reichweite in den sozialen Netzwerken – damals allein 76.000 Follower auf Instagram – und könne das Hotel auf ihren Kanälen bewerben.
Der Skandal hat der Influencerin mehr Reichweite eingebracht
Der Hotelier schrieb damals in einer öffentlichen Antwort zurück: „Es braucht schon ganz schön Eier, eine solche Anfrage zu verschicken – offenbar aber umso weniger Würde und Selbstachtung“. Wer solle im Gegenzug für das Personal aufkommen, das für ihre Übernachtungen nötig wäre? „Wer bezahlt die Putzleute, die Ihr Zimmer säubern? Wer bezahlt die Kellner, die Ihnen das Frühstück bringen? Oder den Rezeptionisten? Wer zahlt für das Licht und und die Heizung in Ihrem Zimmer?“ Die Influencerin wiederum fühlte sich bloßgestellt und konnte die Reaktion des Hoteliers nicht nachvollziehen. So laufe ihr Business nun mal.
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Der Skandal scheint Elle Darbys Bekanntheitsgrad jedoch nicht geschadet zu haben. Im Gegenteil: Ihre Follower-Anzahl auf Instagram hat sich seither verdoppelt – auf 152.000 Abonnenten. (rer)