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Vermehrte AngriffeMit diesen Tipps können Wanderer gefahrlos an Kühen vorbei

Lesezeit 3 Minuten
Scheidegg: Eine Touristin aus Südkorea lässt sich vor Kühen am Bergpanorama fotografieren. Bei solchen Aktionen kommt es in den Alpen immer wieder zu Unfällen.

Scheidegg: Eine Touristin aus Südkorea lässt sich vor Kühen am Bergpanorama fotografieren. Bei solchen Aktionen kommt es in den Alpen immer wieder zu Unfällen.

Kuhangriffe auf Wanderer ziehen in den Alpen immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. Expertin Nora Irrgang empfiehlt, bei Wanderungen Rinder stets mit Respekt und Vorsicht zu behandeln.

Fast fühlt man sich an einen Science-Fiction-Thriller erinnert, in dem die geplagte Natur auf die Ausbeutung durch den Menschen reagiert und gnadenlos zurückschlägt. In den vergangenen Wochen sind in den Alpen gleich mehrfach Kühe auf Wanderer losgegangen. Im Salzburger Land starb dabei sogar eine 40-jährige Mutter; ihre Töchter wurden verletzt.

Vor wenigen Tagen endete für eine 38-jährige Wanderin aus Thüringen der Ausflug zur Winklmoosalm in den Chiemgauer Alpen im Krankenhaus. Sie war mit ihrem Begleiter und zwei angeleinten Hunden unterwegs, als sich eine Kuh wohl bedroht fühlte und die gesamte Herde die Urlauberin überrannte. Im Bezirk Kitzbühel traf es einen 57-jährigen Österreicher, der eine umzäunte Weide betreten hatte. Auch für ihn endete der Tag im Krankenbett.

Wie gefährlich ist es also, beim Wandern auf Kühe zu treffen? „Es ist generell zu empfehlen, zu allen Rindern auf der Weide größtmöglichen Abstand zu halten und sich möglichst ruhig zu verhalten“, sagt Nora Irrgang, Expertin für Tiere in der Landwirtschaft bei der Tierschutzorganisation Vier Pfoten: „Selbst wenn die Kuh noch so niedlich ist, sollte das Tier weder berührt noch gefüttert werden, da dies zu lebensbedrohlichen Unfällen führen kann“.

Tatsächlich wirken bis zu 1000 Kilogramm schwere Rinder auf den ersten Blick harmlos. Sie können aber zur Gefahr werden, wenn sie unterschätzt werden. Bei der Begegnung mit Kühen sollten also immer gewisse Grundregeln beachtet werden, so die Expertin. Denn obwohl Rinder biologisch betrachtet Fluchttiere sind, können sie bei vermeintlicher Gefahr oder fehlenden Fluchtwegen mit einem Angriff reagieren.

Mit diesen Regeln können Wanderer das Angriffsrisiko reduzieren:

1. Routenplanung

Am besten im Vorfeld der Wanderung abklären, ob diese über Weiden mit Rindern führt und gegebenenfalls nach alternativen Routen suchen – vor allem dann, wenn Hunde mit auf die Entdeckungstour kommen.

2. Auf dem Wanderweg bleiben

Beim Wandern sollte man markierte Wege nicht verlassen. Lässt sich die Überquerung einer Weide nicht verhindern, sollte man sich ruhig verhalten und Hunde unbedingt anleinen. Wenn vorhanden, Weidetore stets verschließen. Es sollte auf keinen Fall versucht werden, die Kühe zu füttern oder zu berühren.

3. Ruhig verhalten

Hunde haben ein angeborenes Abwehrverhalten, was dazu führen kann, dass eine ursprünglich friedfertige Kuhherde bedrohlich reagiert. Auch lärmendes Verhalten, das Imitieren von Kuhlauten und ruckartige Bewegungen beziehungsweise spontanes Umherrennen sollten Wanderer unterlassen.

4. Warnsignale beachten

Grundsätzlich gilt es, die Warnsignale frei laufender Tiere zu beachten: „Wer die Körperhaltung der Kühe richtig liest, senkt das Unfallrisiko. Senken Rinder den Kopf und ziehen dabei das Kinn an, ist das eine unmissverständliche Drohgebärde“, sagt Tierexpertin Irrgang. In einem solchen Fall solle man sich von dem Tier entfernen und die Weide möglichst ruhig verlassen – „dabei aber nicht hektisch rennen“, so die Warnung. Immerhin können Rinder im Galopp Geschwindigkeiten von bis zu 40 Stundenkilometer erreichen. Trotz aller einfachen Verhaltensregeln – ein Restrisiko bei einem Zusammentreffen mit Tieren ist nie auszuschließen.