Insiderin packt ausWarum Sie Ihr Smartphone niemals im Flugzeug vergessen sollten
Es ist ein schockierendes Geständnis: Reinigungskräfte sollen in Flugzeugen vergessene Wertgegenstände mitgehen lassen. Das hat die Angestellte einer Reinigungsfirma gegenüber dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN nun zu Protokoll gegeben.
In einem Interview sagte die Frau, die anonym bleiben will: „Ich sage mir, ‚Okay, jeder steckt etwas ein, warum ich nicht auch?'“ Smartphones, Tablets, Geldbeutel, Kameras oder Kopfhörer, die Passagiere an ihren Sitzen oder in den Handgepäckfächern liegen lassen, nehme sie einfach an sich.
Insiderin gehört zu professioneller Diebesbande
Wie CNN berichtet, ermittelt die Polizei gegen die Insiderin, die Mitglied eines professionellen Diebesrings von Reinigungskräften sein soll, der es an amerikanischen Flughäfen auf die persönlichen Besitztümer der Passagiere abgesehen habe. Was Reinigungskräfte nach der Landung unter Kissen oder in Sitzritzen finden, nehmen sie demzufolge mit.
„Ich sehe diese teuren Dinge“, zitiert der Sender die Frau. „Wenn ich etwas finde, dann sagen sie mir ‚Wenn du es mitnehmen willst, tu es. Aber sag es niemandem. Wenn du es melden willst, ist das deine Sache.'“ Niemand habe zugeschaut, das sei quasi eine Einladung zum Stehlen gewesen.
So sieht die Situation in Deutschland aus
Angesichts solcher Enthüllungen fragen sich deutsche Urlauber, ob diese Praktiken auch hierzulande herrschen. Auf Anfrage bestätigte eine Lufthansa-Sprecherin, dass nicht alle in einem Flugzeug vergessenen Gegenstände den Weg zurück zu ihrem Besitzer finden. Die genauen Gründe dafür seien schwer nachvollziehbar.
Nicht jeder Passagier, der ein Smartphone oder Tablet als vermisst melde, sage die Wahrheit. Außerdem komme es vor, dass Gäste, die im Flugzeug weiter hinten sitzen, beim Vorbeilaufen an den vorderen Reihen Gegenstände mitnehmen. Die Sprecherin wollte aber nicht ausschließen, dass auch Dienstleister, die an Bord kommen, als Langfinger agieren.
Für verloren gegangene Habseligkeiten haftet die Lufthansa nicht. Denn nach jeder Landung erinnert die Crew die Passagiere per Ansage, den Sitz noch einmal zu kontrollieren und alle persönlichen Gegenstände mitzunehmen. Wird danach trotzdem etwas gefunden, wird es in einer versiegelten Tasche an die Lufthansa-Fundbüros in Frankfurt oder München oder die interne Gepäckermittlung der Fluggesellschaft übergeben.
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„Smartphones und Tablets von Passagieren landen in der Regel im Fundbüro des Flughafens“, sagt eine Sprecherin der Firma WISAG, die auf Flughafendienstleistungen spezialisiert ist und auch Innenreinigungen durchführt. Die Sprecherin fügt hinzu: „Vorausgesetzt sie werden gefunden und abgegeben. Es kann auch mal passieren, dass sich jemand etwas zu Eigen macht. Nicht jeder, der einen verlorenen Gegenstand findet, gibt den auch ab.“
Das Unternehmen WISAG ist an den Airports in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München, Nürnberg und Stuttgart im Einsatz. Die Mitarbeiter reinigen neben der kompletten Kabine auch das Cockpit und entsorgen den während des Flugs angefallenen Müll.
Dienstleister PAC hat eigenes Kontroll-System
Anders äußert sich auf Nachfrage die Flugzeugreinigungsfirma PAC, zu deren Kunden nach eigenen Angaben die größten Airlines Deutschlands zählen. PAC agiert an den Standorten München, Köln, Hamburg, Leipzig, Frankfurt, Düsseldorf, Hannover, Nürnberg, Karlsruhe-Baden, Zürich und Basel. „Unsere Mitarbeiter müssen mit sporadischen Taschenkontrollen rechnen“, sagt Geschäftsführer Norbert Sauer. Über diese Praktik würden die Angestellten vorab informiert und sie sei im Arbeitsvertrag festgehalten.
Darüber hinaus würden die PAC-Mitarbeiter auch während der Arbeit unangemeldet auf ihre Ehrlichkeit geprüft. „Wir legen immer wieder Test-Gegenstände aus“, sagt Sauer. Die Angestellten wüssten also nie, ob etwa ein Tablet wirklich von einem Passagier vergessen wurde oder von ihrem Arbeitgeber auf einen Sitz gelegt wurde.
Zusammenarbeit mit Airline für besseren Service
Wird bei PAC etwas gefunden, läuft ein genau geregelter Prozess ab: „Der Mitarbeiter bringt den Gegenstand zum Einsatzleiter, dieser sorgt dafür, dass er zum nächsten Fundbüro gebracht wird“, erklärt Geschäftsführer Sauer. „Dann wird versucht, den Besitzer direkt ausfindig zu machen und ihm sein Eigentum möglichst noch während der Reise zurückzubringen.“ Laufe dieser Prozess nicht in der mit der Airline vertraglich vereinbarten Zeit ab, würden die Gründe für die Verzögerung genau besprochen.
Es werde stets daran gearbeitet, Lücken im System zu vermeiden und die Verlustquote zu minimieren, bestätigte die Lufthansa-Sprecherin. Das Verfahren solle im Sinne der Kunden stetig weiter verbessert werden.
(kkl)
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