Insider packt ausWas auf Kreuzfahrtschiffen hinter den Kulissen passiert
Gemütlich frühstücken, die erste Yoga-Stunde absolvieren, eine Runde schwimmen, in der Sonne lesen, den Mittags-Snack genießen, ein bisschen shoppen, abends zum Gala-Dinner und danach ins Varieté – und das alles auf einem Schiff: So ähnlich stellen sich viele Kreuzfahrt-Liebhaber ihren perfekten Ferientag vor.
Nur hinter den Kulissen der Urlaubsidylle sieht es teilweise ganz anders aus. So berichtet es zumindest der Insider „Blake“, der nach eigenen Angaben „sechs höllische Jahre“ in den Casinos verschiedener Kreuzfahrtschiffe arbeitete.
„Ich kostete die Kreuzfahrtgesellschaft rein gar nichts“
Auf der US-Plattform Thrillist gab das ehemalige Crew-Mitglied Einblicke in den Alltag der Kreuzfahrtmitarbeiter, der sich von denen der Urlauber immens unterscheidet.
Als Kartengeber im Casino habe er 950 Dollar im Monat verdient, so Blake. Allerdings wurde sein Trinkgeld mit seinem Lohn verrechnet. „Das bedeutet, wenn ich 950 Dollar Trinkgeld im Monat bekommen habe, kostete ich die Kreuzfahrtgesellschaft rein gar nichts.“
„Niemand hat viel verdient“
Er wisse nicht, ob andere Crew-Mitglieder ähnliche Klauseln in ihren Verträgen gehabt hätten. Er sei aber sicher: „Niemand hat viel verdient.“ Zimmer-Stewards hätten monatlich 200 Dollar bekommen, allerhöchstens 400 Dollar. Und er wendet sich direkt an Kreuzfahrtliebhaber: „Sehen sie, der Grund dafür, dass ihr viertätiges Bahamas-Abenteuer nur 250 Dollar mit unbegrenzter Verpflegung gekostet hat, liegt daran, dass die Angestellten an Bord die Schifffahrtsgesellschaft nichts kosten.“ Sie seien auf das Trinkgeld der Gäste angewiesen, um das Überleben ihrer Familien zu sichern.
Und: Die meisten von ihnen seien gebildeter als viele der Passagiere. Sie bekämen in ihren Heimatländern allerdings schlicht und ergreifend keinen Job. Eine ehemalige Casino-Kollegin habe einen Master-Abschluss in Pädagogik gehabt. Ein anderes Mitglied der Crew, das an Bord als Mechaniker arbeitete, sei Ingenieur gewesen.
Winzige Kabinen für die Crew
Hinzu komme, dass die Crewmitglieder in Kabinen lebten, die nur halb so groß seien wie die der Gäste. Blake sagt, er habe sich mit einem Kollegen ein 4,5 Quadratmeter großes Zimmer geteilt.
Insbesondere mit den Gästen der Luxus-Liner habe er schlechte Erfahrungen gemacht: Die benähmen sich nämlich viel häufiger daneben als diejenigen, die ihr ganzes Leben für eine Kreuzfahrt gespart haben.
„Wenn wir nicht gearbeitet haben, haben wir gefummelt"
Und wie sah das Verhältnis zwischen den Crewmitgliedern aus? Unter den Crewmitgliedern gebe es keine Loyalität, findet Blake. Und: Er habe nie in einem „inzestuöseren“ Umfeld gearbeitet. Jeder habe mit jedem rumgemacht. „Wenn wir nicht gearbeitet haben, haben wir gefummelt“.
Ganz so schlimm kann er das allerdings nicht gefunden haben: Blake hat auf einem Kreuzfahrtschiff nämlich seine Frau kennengelernt – sie war auch Mitglied der Crew. (rer)
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