Immer gleiche PosenVideo beweist – so einfallslos sind Reisefotos auf Instagram
Individuell, einzigartig, besonders: Wer auf Instagram Fotos von seinen Reisen postet, will sich in der Flut perfekter Bilder abheben. Doch der Fotograf Oliver Kmia aus Miami hat in einem Video nun entlarvt, dass sich die Fotos der meisten Reise-Instagrammer kaum unterscheiden. Seine Collage mit dem Titel „Instravel – A photogenic mass tourim experience“, also „eine fotogene Massentourismus-Erfahrung“, verdeutlicht: Auf Instagram findet man eher Einheitsbrei statt individueller Reise-Fotografie.
Das erste Bild des Trips eines jeden Instagrammers ist meist das Flugticket, dann folgt der Blick aus dem Flieger auf die Tragflächen, der auf der Plattform hochgeladen wird. Bevor das erste Bild des eigentlichen Reiseziels geteilt wird, posten die Reisenden in der Regel ein Foto mit dem Hashtag #followmeto: Wer einen der beliebtesten Hashtags eingibt, dem werden tausende Fotos von der Rückenansicht junger Frauen angezeigt, die ihren auf dem Bild nicht ganz zu sehenden Partner hinter sich herziehen. Im Hintergrund lässt sich der noch zu entdeckende Ort meist schon vage erkennen.
Die Reise-Influencer Murad and Nataly Osmann initiierten den Hashtag nach einem Zufallsschnappschuss 2011 in Barcelona, heute ist das Netz überflutet von #followmeto-Nachahmern. Heute scheint die Inszenierung, die hinter diesem und anderen Bildern auf Instagram steckt, jegliche Spontaneität vertrieben zu haben.
Die Orte, die Perspektiven, die Posen – alles schon mal dagewesen
Auch ihre #beachlegs, ihre Beine am Strand, mit Blick aufs Meer teilen etliche Instagrammer auf dem sozialen Netwerk. Und erstaunlich viele Frauen zeigen sich unter dem Hashtag #bikini in ihrem Strand-Outfit. Das Video zeigt: Die Orte, die Posen und Perspektiven – alles gleicht sich, alles ist schon mal dagewesen.
Nutzer machen Selfies mit der Mona Lisa, räkeln sich vorm Eiffelturm, breiten vor der Christo-Redentor-Statue in Rio die Arme aus, hindern den schiefen Turm vor Pisa scheinbar am Umfallen. Auch ihr Essen fotografieren die Reise-Instagrammer mit Vorliebe: tausende Bilder werden unter den Hashtags #paella, #pizzamargerita oder #coconut angezeigt.
„Als sei das ultimative Ziel des Reisen, online damit anzugeben“
Der Künstler Oliver Kmia schreibt im Online-Foto-Magazin „Fstoppers“, die Idee für sein Video, sei ihm gekommen, als er in einer riesigen Menschenmenge vor dem Trevi-Brunnen in Rom stand und jeder versuchte, nach vorne zu gelangen, um das beste Instagram-Foto zu schießen.
Der Fotograf aus Miami erklärt, er verurteile die Reise-Instagrammer nicht, er habe selbst schon viele klischeehafte Reisefotos gemacht. „Jedoch hatte ich während meiner Reise das Gefühl, dass viele Leute den Moment nicht wirklich genossen und untrennbar mit ihren Smartphones verbunden waren, als ob das ultimative Ziel des Reisens sei, online damit anzugeben und hinter den Likes und Followern herzurennen.“ (rer)
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