Mission SexFrau reist auf Suche nach perfektem Liebhaber um die Welt

20 Männer aus aller Welt in zwei Jahren: Über ihre Erlebnisse hat Autorin Henriette Hell ein Buch geschrieben.
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Enttäuscht von ihren Erlebnissen mit Männern, frustriert vom Sex: So buchte Henriette Hell vor vier Jahren ein One-Way-Ticket nach Indien. Das Ziel: Rauskommen, abschalten, sich treiben lassen. Und: Herausfinden, wie Männer in anderen Ländern in punkto Sex ticken. Über ihre Erfahrungen hat die Autorin, die unter Pseudonym schreibt, vor kurzem ein Buch veröffentlicht.
„Ich hatte mehrere Flops mit Männern gehabt und wollte nach der letzten Enttäuschung einfach nur weg“, erinnert sich Hell, die in Hamburg als Journalistin arbeitet. „Oft ging es dabei um Sex. Ich habe festgestellt: Viele Männer haben eine riesige Erwartungshaltung, was den Orgasmus der Frau angeht. Sie gehen häufig davon aus, dass jeder Frau Rein-Raus-Sex genügt.“ Pornos und Hollywood-Filme suggerierten, dass sie dadurch zum Höhepunkt käme.
Flucht vor Orgasmus-Druck in Deutschland
„Für viele Männer ist der weibliche Orgasmus eine Trophäe“, sagt Hell, Jahrgang 1985, und fügt hinzu: „Ein Ex-Lover hat mich so oft gefragt, wieso es nicht klappt, dass ich irgendwann dachte, ‚Mist, mit mir stimmt was nicht‘.“ Das habe starken Druck erzeugt.
Nach dem letzten Beziehungsaus packt sie kurzerhand ihren Koffer. Ihr sexueller Selbstfindungstrip führt Hell nicht nur nach Indien, wo sie eine Ausbildung zur Yogalehrerin macht und mehr als ein halbes Jahr bleibt. Anschließend geht es weiter um die ganze Welt: Unter anderem nach Tansania, Ägypten, New York, Peru und Südostasien. Ihre Reise, die insgesamt rund zwei Jahre dauert, finanziert Henriette Hell aus Rücklagen und indem sie bei lokalen Tageszeitungen arbeitet. „Ich habe einfach die größtmöglichen Gegensätze zu unserer durchgetakteten, geplanten westlichen Welt gesucht – um etwas völlig Neues kennenzulernen.“
Im Gespräch mit dieser Zeitung verrät Hell, welche Sex-Erlebnisse ihr am meisten im Kopf geblieben sind und erklärt, welches Fazit sie aus ihrem sexuellen Selbstfindungstrip gezogen hat.
New York: der egoistischste Sex
Wie ihr von einer Freundin erklärt wird, gilt in den USA der Samstagabend als „Dating Night“. Da Frauen von Männern „gesellschaftlich, finanziell, sexuell und wirtschaftlich profitieren“ können wollten, müsse der Mann beim ersten Date fürs Essen zahlen und gleich alle Informationen über Gehalt, Herkunft und Zukunftsvisionen auf den Tisch legen. Nach dem Essen komme es vor der Haustür der Frau zum Probekuss. „Wenn der okay ist, wird gevögelt. Sex als Belohnung für alle Kosten und Mühen des Abends“, fasst Hell zusammen.
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Um das zu überprüfen, trifft sich die Autorin mit Art Director Steven. Das Date läuft ab, wie von ihrer Freundin beschrieben. Doch schnell bereut Hell, den Mann mit auf ihr Zimmer genommen zu haben: „Routiniert tastete er mich ab und warf mich aufs Bett…Als wir, ähm…er fertig war, fühlte ich mich irgendwie benutzt…Trotzdem erdreistete er sich nun, mich zu fragen: ‚Und, bist du gekommen, Baby?‘“ Aus Enttäuschung über das „roboterhafte, egoistische Gerammel“ beschließt sie, den Big Apple schnell wieder zu verlassen. „Da hatte ich wohl einfach Pech.“
Tansania: der enttäuschendste Sex
„Ich war nun immerhin schon vier Monate in Afrika – und hatte immer noch keinen Sex gehabt“, schreibt Hell in ihrem Buch. „Um herauszufinden, wie gut die Einheimischen im Bett waren und ob es stimmte, was man über ihre Ausstattung sagte“, folgt sie TV-Moderator Jeremy in seine Hütte am Rande einer Bananenplantage. Als sie ihn anweist, ein Kondom überzuziehen, erfährt sie, dass der Tansanier mit Ende 20 noch Jungfrau ist.
Hell ist enttäuscht: „Anstatt von einem heißblütigen Afrikaner ein paar neue Tricks in Sachen Sex beigebracht zu bekommen, war nun Aufklärungsarbeit meinerseits gefragt?! Nö, darauf hatte ich keine Lust.“
Indien: der verrückteste Sex
„Das war in Rishikesh in Nordindien. Dort bin ich auf einen liebenswerten Souvenir-Verkäufer getroffen, der mich in seine Höhle eingeladen hat. Der lebte tatsächlich in einem Felsloch im Wald“, erinnert sich die Autorin. „Er hat zwar Feuer gemacht, aber es war so kalt, dass wir beim Sex die Klamotten anlassen mussten.“ Einen Orgasmus hat sie nicht: „Immerhin hatte es keinen Stress deswegen gegeben.“
Ihre Bilanz lautet: „Mitten im Wald war alles deutlich entspannter abgelaufen, weil es vielmehr darum gegangen war, sich körperlich und kulturell auszutauschen. Das hatte wunderbar geklappt.“ Dass sie keinen Orgasmus erlebt, findet Hell positiv: „Im Grunde ist es doch sogar von Vorteil, wenn ein Mann überhaupt nicht damit rechnet, dass eine Frau zum Höhepunkt kommt. Schließlich hat sich der Sex in unserer emanzipierten Gesellschaft nicht unbedingt verbessert, dadurch dass ständig darüber diskutiert wird.“
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Paris: der beste Sex
„In Frankreich habe ich zum ersten Mal in meinem Leben erlebt, dass ein Mann sich nach dem eigentlichen Sex selbstverständlich darum bemüht, dass ich auch komme“, sagt Hell. Im Buch schreibt sie dazu: „Wir hielten uns an die (für mich) klassische Reihenfolge, damit nichts schiefgehen konnte: 1. Kuscheln, 2. Knutschen, 3. Anfassen, 4. Oralsex, 5. Missionarsstellung, 6. Doggy Style.
Und weil er sich bei Letzterem im Zaum hielt und ganz langsam in mich hineinstieß, kam ich mit ein bisschen zusätzlicher Handarbeit schon bald zu meinem wohlverdienten Höhepunkt. Ja, echt! Ich war nämlich mittlerweile richtig gut im Kommen. Die viele Übung machte sich so langsam bezahlt.“
Fazit
Die rund 20 Sex-Erlebnisse in anderen Ländern hätten dazu beigetragen, dass sie heute wisse, was sie im Bett brauche. Das wirke sich positiv auf ihre aktuelle Beziehung aus. Sie verstehe nicht, sagt Henriette Hell, warum manche Männer sie als Schlampe ansehen würden und es als Problem sähen, dass eine Frau ihre Lust auslebe.
„Es ist ja nicht so, als ob ich mich wahllos um den Globus gevögelt hätte“, erklärt die Autorin. „Rund 20 Männer in zwei Jahren sind nicht übertrieben viel.“ Am Ende ihrer Reise habe sie die Erkenntnis gewonnen, „dass es Rein-Raus-Sex nicht bringt.“ Sie habe recherchiert, dass nur jede dritte Frau auf diese Weise regelmäßig zum Höhepunkt komme. 80 Prozent aller Frauen benötigten die zusätzliche Stimulation der Klitoris, um auf ihre Kosten zu kommen. Hell: „Darüber sollte man offen mit dem Partner sprechen.“
Informationen zum Buch
Henriette Hell: „Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt“, erschienen im Blanvalet Verlag, 256 Seiten, 12,99 Euro.
(kkl)