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Überblick über Corona in EuropaWer wie wo lockert – und wer nicht

Lesezeit 7 Minuten
Dänemark

Trotz rekordhoher Neuinfektionszahlen verabschiedet sich Dänemark von allen im Land geltenden Corona-Beschränkungen. 

Maske weg und auf ins Getümmel – was in Deutschland zurzeit noch schwer vorstellbar ist, ist anderswo schon Realität. In mehreren Ländern Europas heißt es Stück für Stück zurück zur (alten) Normalität. Doch längst nicht bei allen. Wer wie wo lockert – und wer nicht.

Dänemark

Als eines der ersten Länder Europas hat sich Deutschlands nördlichster Nachbar von praktisch allen Beschränkungen verabschiedet. Die Kopenhagener Innenstadt ist seitdem masken- und beschränkungsfrei, die Menschen bummeln wie vor Corona. Dabei liegen die Neuinfektionszahlen seit Wochen auf einem überaus hohen Niveau. Wie das zusammenpasst? Dank milderer Krankheitsverläufe bei Omikron-Infektionen und hohen Impfzahlen ist die befürchtet angespannte Lage auf den dänischen Intensivstationen ausgeblieben.

Schweden

Dänemarks östlicher Nachbar zieht nach: Am Mittwoch sollen die meisten Beschränkungen aufgehoben werden. Zusammenkünfte und Veranstaltungen können dann wieder ohne Teilnehmerobergrenzen stattfinden, auch Beschränkungen in Restaurants, Kneipen und Cafés fallen weg. Schweden und Corona, war da nicht was? Genau: Die Schweden hatten seit Beginn der Pandemie vergleichsweise lockere Maßnahmen ergriffen. Bestimmte Beschränkungen galten allerdings auch für die Schweden immer wieder. Die Maskenpflicht war aber bei Weitem nicht so streng wie in Deutschland, einen echten Lockdown gab es nie.

Großbritannien

Vor den Theken in englischen Pubs herrscht Gedränge, Masken sind nur vereinzelt zu sehen. Auch in Großbritannien lässt sich leicht vergessen, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Im Gegenteil: Großbritannien zählt Tag für Tag 80 000 bis 100 000 neue Corona-Fälle, auch wenn die Omikron-Welle deutlich abgeflacht ist. Positive Fälle im engeren Umfeld sind zum Alltag geworden – vor allem für Familien mit Schulkindern. Ende Januar sind in England die wenigen noch geltenden Maßnahmen ausgelaufen. Im Büro, im Stadion, im Fitnessstudio oder eben im Pub dürfen sich die Briten ohne Beschränkungen tummeln. Auch die anderen Landesteile genießen wieder größere Freiheiten. Eine Überlastung der Intensivstationen scheint abgewendet. Zuletzt wurden jedoch noch immer mehrere Hunderte Tote pro Tag gezählt.

Spanien

„Spanien ist über den Berg“, freut sich Gesundheitsministerin Carolina Darias. Und die Zahlen geben ihr recht. Nach einem Höchststand der Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1600 Mitte Januar ist sie inzwischen auf 872 gefallen. Viele Beschränkungen werden nach und nach aufgehoben, in dieser Woche soll die Maskenpflicht im Freien fallen. Kontrolliert wurde sie kaum, dennoch halten sich viele an die Vorschrift. Dass es weniger schwere Erkrankungen gibt, liegt auch an der hohen Impfrate. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung haben eine Grundimmunisierung und gut 46 Prozent einen Booster.

Italien

Nachdem auch in Italien die Infektionszahlen in die Höhe schnellten, wächst dort der Optimismus. Das liegt daran, dass die Krankenhäuser noch weit davon entfernt sind, überfüllt zu sein. Die Politiker erwägen ein Ende des Ausnahmezustands und vieler Maßnahmen. Die Maskenpflicht auch im Freien dürfte etwa Ende der Woche auslaufen.

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Italien koppelt jedoch alle Öffnungsschritte an die Impfungen: Nur mit einem 2G-Nachweis darf man in Hotels, Restaurants, ins Kino, in Busse und Züge, auf öffentliche Veranstaltungen. Dass künftig geimpfte Schüler auch bei vielen positiven Fällen in der Klasse weiter in die Schule dürfen, lässt Familien auf einen besseren Frühling hoffen.

Frankreich

Auch in Frankreich weichen Beschränkungen. Ohnehin fühlt sich die Lage vor Ort – trotz schwindelerregend hoher Inzidenzwerte knapp unter 4000 – weitaus entspannter an als noch im Sommer. Während die Regierung damals nicht müde wurde, den Ernst der Lage zu betonen, kommen nun Lockerungen. Frankreich wandelt etwa die Homeoffice-Pflicht nach nur vier Wochen in eine Empfehlung um und verabschiedet sich von der Maskenpflicht im Freien. Auch die Obergrenzen für Sport und Kultur sind teils wieder Geschichte, und Mitte Februar kann es mit der Wiedereröffnung der Clubs wieder richtig rundgehen.

Schweiz

„Der Ausstieg beginnt“, frohlockt die Boulevardzeitung „Blick“, und das bei täglichen Neuinfektionszahlen, die, berechnet auf 100 000 Einwohner, fast doppelt so hoch sind wie in Deutschland. Seit dieser Woche gibt es keine Pflicht zum Homeoffice mehr und keine Quarantänepflicht für Menschen, die mit Infizierten Kontakt hatten. Die Wirte freuen sich, weil Mitte Februar die 2G-Regel in Restaurants fallen soll, ebenso wie etwa in Kinos und Museen. Auch die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und Geschäften könnte Mitte Februar aufgehoben werden. Endgültig entscheidet die Regierung über die weiteren Lockerungen am 16. Februar. Erleichterungen gibt es auch für Reisende: Wer nicht geimpft oder genesen ist, soll bald wieder ohne obligatorischen Test einreisen dürfen.

Griechenland

In Griechenland darf seit vergangener Woche in Tavernen, Cafés und Bars endlich wieder Musik gespielt werden. Dass dies bislang untersagt war, brachte die Menschen so auf wie kaum eine andere Maßnahme. Hintergrund war die Befürchtung, bei Musik könnten die Menschen zu tanzen beginnen, und alles könne in Partys ausufern. In dieser Woche dürfen Geimpfte wieder ohne zusätzlichen Corona-Test einreisen. Mit der Maßnahme zog Athen im Dezember scharfe Kritik auf sich – etwa aus Brüssel. Künftig benötigen aber nur noch Ungeimpfte einen negativen Test bei der Einreise.

Niederlande

In den Niederlanden wachsen die Wut und das Unverständnis. Im Januar endete zwar der harte Lockdown, alles ist im Prinzip wieder – bis 22 Uhr – geöffnet. Doch die Niederländer fordern ein Ende aller Maßnahmen. Dass man noch immer einen Corona-Pass (3G) zeigen und eine Maske tragen muss, empört immer mehr Bürger. Und Niederländer halten sich sowieso nicht streng an die Regeln. Kontrollen oder sogar Bußbescheide gibt es kaum. Zwar werden täglich Höchstwerte bei den Neuinfektionen gemeldet, doch die Patientenzahlen in Krankenhäusern nehmen nur leicht zu. Wegen der Quarantäne-Regeln gibt es jedoch riesige Personalausfälle. Es fahren weniger Züge, in Krankenhäusern und Altenheimen wird die Versorgung eng, und Kneipen und Restaurants können gar nicht voll öffnen, weil Kellner fehlen.

Österreich

Bei den Österreichern sorgt die Corona-Politik für Verwirrung. Einerseits kommt die allgemeine Impfpflicht, andererseits können auch getestete Ungeimpfte ab 19. Februar wieder am öffentlichen Leben teilnehmen. Obendrein sind die Tests kostenlos. Auch die Tourismusbranche ist mit Regeln konfrontiert, die nicht schlüssig erscheinen: Der grüne Pass gilt bei der Einreise für Zweifach-Geimpfte 270 Tage, beim Einchecken im Hotel nur 180 Tage. Mit Blick auf geplante Lockerungen herrscht jedoch Erleichterung. So wurde am Samstag die Sperrstunde von 22 auf 24 Uhr verlängert. Lokal-, Theater- und Kinobesuche sind dann wieder einfacher möglich. (dpa)

Wo die Impfpflicht bereits Realität ist

Österreich hat als erstes EU-Land seit Samstag eine allgemeine Corona-Impfpflicht. Selbst weltweit ist das Land damit weitgehend eine Ausnahme. Allgemeine Impfpflicht: In Österreich gilt nun eine Impfpflicht für alle Menschen ab 18 Jahren. Ausnahmen gelten laut Gesetz für Schwangere und diejenigen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. Auch Genesene sind für 180 Tage von der Impfpflicht befreit. Zudem gibt es eine „Schonfrist“ für alle: Kontrolliert werden soll die Einhaltung der Impfpflicht erst ab Mitte März. Danach drohen Impfverweigerern hohe Geldstrafen, die bei einer nachgeholten Immunisierung binnen zwei Wochen aufgehoben werden.

Die Regierung von Ecuador erklärte im Dezember die Impfung für alle ab fünf Jahren zur Pflicht. Die autoritär regierten Staaten Tadschikistan und Turkmenistan sowie der Pazifikstaat Mikronesien führten bereits im vergangenen Juli eine Corona-Impfpflicht ab 18 Jahren ein. Impfpflicht für Ältere: Zwei europäische Staaten setzen im Kampf gegen die Pandemie bislang auf eine Impfpflicht für ältere Menschen. In Italien müssen sich ab dem 15. Februar alle über 50-Jährigen gegen das Virus immunisieren lassen, in Griechenland ist die Impfung seit Anfang des Jahres für alle über 60-Jährigen Pflicht. Impfpflicht in bestimmten Branchen: In Frankreich gilt seit dem 15. September eine Corona-Impfpflicht für alle Mitarbeiter von Krankenhäusern, Alten- oder Pflegeheimen, Pflegediensten sowie für Mitarbeiter von Rettungsdiensten und Feuerwehr. In Italien ist medizinisches Personal schon seit dem 25. Mai 2021 zur Immunisierung verpflichtet. Auch Schulpersonal sowie die Sicherheitskräfte müssen über einen Impfnachweis verfügen.

Einige Länder gehen noch weiter: In Ungarn können Unternehmen seit Ende Oktober von ihren Mitarbeitern einen Impfnachweis verlangen. In Panama wurde am 5. Januar eine Impfpflicht für alle Beamten eingeführt. (afp)