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WettbrancheWettbüros in Leverkusen wurden schwarz betrieben

Lesezeit 3 Minuten
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Ein geschlossenes Wettbüro

Leverkusen – Die Wettbranche macht sich zunehmend in den Innenstadtbezirken breit. Aber es gibt da auch einen großen Widerwillen bei vielen Nachbarn, auch in der Politik und bei der Stadtverwaltung. Die erhielt Hinweise, dass in Leverkusen Wettbüros ohne gültige Nutzungsänderung betrieben werden – schlimmer noch: Über Jahre hinweg soll das nicht beanstandet worden sein.

Schläft das Baudezernat?

Dass das Leverkusener Baudezernat bei den ungenehmigten Wettbüros schläft, das zumindest behauptet ein Insider aus der Branche, der aus wahrscheinlich guten Gründen anonym bleiben möchte, dessen Name dem „Leverkusener Anzeiger“ aber bekannt ist.

Mangelnde Absprachen

Er sagt, dass es mehrere Wettbüros in der Stadt gibt, die zwar ordnungsgemäß ein Gewerbe angemeldet haben sollen, die aber nie einen Bauantrag für ihre Spielstätten gestellt hätten. In anderen Worten: Die Läden werden baurechtlich schwarz betrieben. Gibt es eine Erklärung dafür, abgesehen vom Verdacht, jemand im Amt könnte die Augen verschlossen haben?

Ja. Denn es ist offenbar nicht immer üblich, dass Bauamt und die Gewerbebehörden Informationen austauschen. So kann ein zwar ordentlich angemeldetes Gewerbe quasi unerkannt in einem Schwarzbau betrieben werden, solange niemand genau hinschaut und die Aktenlage mit der Wirklichkeit abgleicht.

Inzwischen geschlossen

Dass an der Information des Insiders etwas dran ist, dafür gibt es inzwischen mehr als nur Indizien. Ein Wettbüro an der Hauptstraße in Wiesdorf, das der Szenekenner uns nannte und nach dessen Baugenehmigung wir im Zuge der Recherche beim Bauamt nachgefragt hatten, hat inzwischen ernste Probleme, es ist geschlossen.

In dem Ladenlokal – es befindet sich schräg gegenüber des Bauamtes – lief anscheinend über Jahre ein ungenehmigtes Wettbüro ohne Baugenehmigung, bestätigt das Bauamt. Aufgrund der Anfrage durch den „Leverkusener Anzeiger“ fiel das auf.

Der Betreiber müsste jetzt einen Bauantrag nachreichen. Das habe er am 9. Dezember 2020 auch getan, heißt es, aber die Unterlagen seien unvollständig und fehlerhaft gewesen, wie in einer Vielzahl der Fälle, schreibt die Bauverwaltung. Für die Nachforderung der Unterlagen gilt jetzt eine Frist bis Anfang März.

Wie viele sind es?

Es gibt weitere Informationen über nicht genehmigte Spielstätten, das betrifft auch Opladen. Die Stadtverwaltung schreibt, dass die Prüfungsverfahren laufen.

Was ist mit Wett-Terminals in Kiosken?

Zudem sollen in mehreren Kiosken, unter anderem an der Mülheimer Straße, Wett-Terminals stehen. Auch in Tankstellen in der näheren Umgebung sollen Sportwetten-Automaten betrieben werden, ohne dass diese genehmigt wurden. Kinder haben dort freien Zutritt und können zumindest beim Wetten zuschauen. Nach seiner Kenntnis, so der Informant, sei auch da eine Baugenehmigung notwendig.

Durch Zufall entdeckt

Manchmal hilft auch der Zufall: Ein Betreiber einer Spielhalle an der Hardenbergstraße zog gegen das Bauamt vor Gericht. Er wollte seine derzeit geschlossene Automaten-Halle ohne neue Baugenehmigung in ein Wettbüro verwandeln. Die Verwaltung hielt dagegen, blieb bei ihrer Forderung und bekam Recht. Um den Prozess vorzubereiten, gab es eine Ortsbesichtigung durchs Amt. Dabei fiel den Mitarbeitern der Stadtverwaltung auf, dass im selben Haus, in dem die geschlossene Spielhalle ist, ein Wettbüro ohne Baugenehmigung betrieben wird. Auch diesem Betreiber drohe jetzt ein ordnungsbehördliches Verfahren, schreibt die Verwaltung auf unsere Anfrage.

Zu den Seltsamkeiten des Lockdowns gehört die Tatsache, dass zwar viele Geschäfte, Museen, Galerien, Saunen, Bordelle und der Zoo geschlossen sind, Wettbüros und -annahmestellen aber nach wie vor geöffnet sein dürfen.

Trotz Lockdowns geöffnet

Paragraf 10 der Corona-Schutzverordnung für NRW erlaubt die Öffnung der Wettbüros. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Kunden dürfen aber nur kurz ins Wettbüro gehen, einen Wettschein entgegennehmen und müssen eigentlich sofort wieder herausgehen. Verboten ist das Herumstehen vor Wettschein-Terminals oder vor den Bildschirmen – aber das wird nicht immer eingehalten.

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Die Stadtsprecherin schreibt dazu: Der Ordnungsdienst überprüfe die Einhaltung dieser Regelungen und gehe verstärkt Bürgerbeschwerden nach. Und weiter: Es sei zu beobachten, dass sich beim Auftauchen der Mitarbeiter Personen-Ansammlungen häufig direkt auflösten.