Hitdorfer KarnevalszugJecke „trecken durch Hetdörp“ und trotzen dem Schmuddelwetter
Leverkusen – Am Tag der Tage ist die Lage klar: Das Wetter: bescheiden. Die Stimmung: großartig. Die Straßen: voll. Un Hetdörp? Es raderdoll. Schon Stunden ehe der Zoch loszieht pilgern die Jecken aus allen Himmelsrichtungen herbei. Aus dem Westen die Kölner. Aus dem Norden die Monheimer. Aus dem Osten die Langenfelder. Und aus dem Süden die Leverkusener. Kurzum: Wenn Hitdorf Fastelovend feiert, dann ist regionales Multikulti angesagt.
Musketiere aus Merkenich
Dann setzen um 13.40 Uhr die Mitglieder des Fanfarenzugs Merkenicher Musketiere mit der Fähre „Fritz Middelanis“ über den Rhein und posaunen „Du bes die Stadt“ aus allen Blasinstrumentrohren. Und Musketier Karl Kramm sagt: „Hitdorf muss sein. Seit 26 Jahren kommen wir hierher.“ Und das will etwas heißen, denn der Zeitplan der Kölner ist voll: Weiberfastnacht Widdersdorf, Riehl, Ehrenfeld und Lindweiler. Samstag Merkenich. Sonntag Rheinkassel und Langel. Montag der große Zoch in Köln. Dienstag Pesch. Und zwischendurch mal eben Hitdorf. Weil es ohne einfach nicht geht.
Ebenso wie es im Zoch selbst nicht ohne Spitzen gegen die Obrigkeit geht: Die 15-köpfige Truppe des FC Fußballclub Rio hat das Hitdorfer Motto „Wenn bunte Jecke durch Hetdörp trecke kurzerhand umformuliert zu „Wenn Jeister-Jecke durch de City C trecke“ und nimmt damit den jahrelangen „gespenstischen“ Leerstand der Ladenlokale im Herzen Wiesdorfs aufs Korn. Und die Jecke der Lohrer Lück fragen sich „Paeschke… Deppe… ei, ei, ei… läuft da (k)eine Klüngelei?“ – ein Seitenhieb auf den hiesigen Investor und Bauherrn Gernot Paeschke, der nach Aussage von Dirk Mehrmann „alles zubaut in Hitdorf“.
Jecke fordern „Farbe bekennen“
Aber auch am Straßenrand wird – wenn man so will – kritisch gefeiert: Miriam Westholt und ihre Freunde stehen am Zochweg, freuen sich über die Fußgruppen und Wagen, die über die Hitdorfer Straße und an Tausenden, gen Ortsmitte immer zahlreicher und enger stehenden Jecke vorbeiziehen, und haben ihren Versorgungswagen mit grünen „ Farbe bekennen“-Spruchbändern geschmückt. Ihr Begehr: Der Tunnel für Lev.
„Da muss man konsequent dran bleiben“, sagt Miriam Westholt. „Und dazu ist der Karneval ja auch da.“ So ist es: Jeck sein heißt ja nicht, Gleichgültigkeit gegenüber allen Alltagsproblemen an den Tag legen. „Und nächstes Jahr stehen wir dann notfalls wieder hier und fordern immer noch, Farbe zu bekennen.“ Hetdörp, alaaf!