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Wenn Bäume vom Himmel wachsen

Lesezeit 3 Minuten

Was am Ende bleibt, das ist die Erkenntnis: Selbst wenn die Lage noch so verzweifelt erscheinen mag, werden sich das Leben und die Lebensfreude irgendwann durchsetzen. Weil sie im Verbund einfach unschlagbar sind. Ein Happy-Ende ist immer möglich. Im Stück Tanzen verboten“ deutet es sich sogar schon recht früh an: In dem Moment ein paar Minuten nach Beginn nämlich, in dem die Bäume zum ersten Mal verkehrt herum wachsen. Vom Himmel – dem Bühnendach des Forums – herunter zum Boden. Und eben nicht hinauf. Diese kleine Verrücktheit, die sich Choregrafin Inge Weber-Hintzen ausgedacht hat, als sie mit den Schülern des Tanztheaters Schlebusch dieses Projekt konzipierte, suggeriert, dass alles möglich ist. Dass man alles glauben kann und darf und muss.

Starkes Stück, starke Aussage

Es ist die starke Aussage eines starken Tanzstückes, das alles andere als fröhlich beginnt. Mit Verbotsschildern, auf denen alles untersagt wird: das Tanzen, Lachen, Singen, Springen. Mit seltsam unnahbaren Damen, die hektisch mechanisch und vor sich hin starrend den Bühnenraum durchmessen, auf dem dieser Wald aus Verbotsschildern wuchert. Und mit Soldaten, die zum Stechschritt Knüppel schwingen und am Ende diejenigen, die sich in diesem heraufbeschworenenen totalitären Fantasie-Staat partout nicht anpassen wollen, ergreifen und einkerkern.

Bunt und laut und gut: Die Tänzer aus Schlebusch begeisterten auf der Bühne des Forums.

Allen voran Kasper Floh, der als Harlekin und Clown tanzen, tanzen, tanzen will und sich lange erfolgreich zur Wehr setzt gegen die Spaßtöter. Immer wieder versammelt er um sich herum diejenigen zum Freudengewimmel, die mit der Obrigkeit und der Trauer und mit Befehlen nichts am Hut haben – und die am Ende schließlich auch triumphieren. Zuerst singen sie zur Melodie von „Bella Cioa“, des alten Liedes der italienischen Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg, die Zeilen: „Es ist verboten. Es ist verboten. Oh, das ist doof, das ist doof, das ist wirklich doof.“ Dann ändert sich der Text und schwenkt nach Flohs Verhaftung um in Aufbegehren: „Schluss mit Verboten! Schluss mit Verboten! So lasst ihn frei, lasst ihn frei, lasst ihn endlich frei!“ Ehe die Menge – bunt und wuselig und voller Freude – schmettert: „Wir dürfen singen! Wir dürfen springen! Oh, das macht Spaß! Das macht Spaß! Das macht so viel Spaß!“

Selbst diejenigen, die einleitend noch angepasst waren und ein Herz aus Stein in der entmenschlichten Brust stecken zu haben schienen, werden jetzt vereinnahmt. Lassen sich anstecken von dieser überbordenden Begeisterung der jugendlichen Tänzer. Neben den intensiven Choreorafie-Teilen der Solotänzer, die Emotionen – und eben auch Nicht-Emotionen – beeindruckend vermitteln, sind diese gemeinsamen Auftritte aller rund 140 Beteiligten ein Augenöffner der von Weber-Hintzen im Verbund mit Tochter Anna-Carolin Weber (Assistenz) und Ehemann Alois Weber (Libretto) einmal mehr mit viel Liebe zu Tanz und Theater erdachten Inszenierung. Einer Inszenierunglk, die im Saal des Forums genau jene große Bühne hat, die ihr zusteht.