Vor KonzertKlaus „Major“ Heuser spricht über neues Album und Leverkusen

Klaus „Major“ Heuser spielt am Freitag mit seiner Band im Opladener Scala.
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- Der gebürtige Leverkusener Klaus „Major“ Heuser gastiert mit seiner Band im Scala und stellt seine neue Platte vor.
- Im Interview spricht er über das Bandleben und übt Kritik am modernen Musikgeschäft.
Leverkusen – Herr Heuser, die Klaus Major Heuser Band ziert das Cover Ihres neuen Albums als Quintett von Kühen. Wie kommt man bitteschön auf eine solche Idee?
Klaus „Major“ Heuser: Ha, ganz einfach: Wir hatten irgendwie keine Zeit, alle Mitglieder für ein Fotoshooting zu versammeln. Also musste ich nach einer Alternative suchen. Und da ich immer schon diese Kuh-Idee im Kopf hatte, suchte ich im Internet nach Kuh-Foto. Und dieses hat mir sofort gefallen. Es ist ein kleines Statement, dass man gerade in Zeiten, in denen sich viele Leute selber viel zu wichtig nehmen, nicht alles so ernst nehmen sollte.
Der Titel der Platte, „What’s Up“, klingt einerseits genau nach dieser Lockerheit, im Sinne von „Hey, was ist los? Alles klar?“ Er könnte auch ein Kommentar zum Status Quo der Welt sein: „Was ist nur los? Was passiert um uns herum?“
Heuser: Und damit sind Sie tatsächlich der Erste, der es begriffen hat! (lacht) Denn genauso ist der Name gedacht.
Also kann auch eine Major Heuser Band heutzutage nicht unpolitisch sein?
Heuser: Nein. Das ist nicht möglich. Als Künstler versuche ich immer, neben privaten Dingen auch die Eindrücke, die ich von dieser Welt habe und von dem, was in ihr geschieht, zu verarbeiten. Den Song „Puppet On A String“ etwa habe ich geschrieben, als ich im Fernsehen all die Bilder von Flüchtlingen sah. Das kann einen nicht kalt lassen.
Jetzt ist das Album fertig, die Tour hat begonnen – und der Stress geht erst richtig los?
Heuser: Nein. Kein Stress. Als Musiker mag ich das Touren. Nervig ist nur dieser Verkehr hierzulande. Da ja alle Bandmitglieder Familien haben und berufstätig sind, spielen wir meist freitags und samstags. Und das heißt: Wir stehen ständig im Stau. Wenn ich beispielsweise von Köln, wo ich ja lebe, nach Oberhausen muss, brauche ich ja schon zwei Stunden, um an Leverkusen vorbei zu sein. Aber das Erlebnis, mit dieser tollen Truppe unterwegs zu sein, wiegt all das auf.
„Wir streiten und nie“
Klappt das Krisenmanagement, das jede Band zu bewältigen hat, entsprechend gut?
Heuser: Wir brauchen keins, denn wir streiten uns nie. Wir diskutieren nur und haben bislang immer und für alles einen Kompromiss gefunden. Ich musste noch nie dazwischenhauen und sagen: „Schluss! Jetzt habe ich das letzte Wort. Wir machen das jetzt so und so!“(lacht)
In den Jahren vor der Band waren Sie meist alleine oder im Duo mit Richard Bargel unterwegs. Was ist eigentlich schöner: Band oder solo?
Heuser: Band. Ganz klar. Ich bin als Musiker mit Bands aufgewachsen. Das ist mein Ding. Das ist das, was mich ausmacht. Es geht doch letztlich um die Musik. Und Musik bedeutet: Miteinander zu musizieren und mit dem Publikum zu kommunizieren. Das ist etwas, was heutzutage leider immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Es geht nur noch um Events. Um Stadionkonzerte. Um Feuerwerke nach Shows. Immer mehr. Immer größer. Und immer das Gleiche. Sehen Sie: Die Rolling Stones spielen jeden Abend vor 60 000 Leuten. Aber sie spielen immer dieselben Songs. „Satisfaction“ mit 70. In den vergangenen 20 Jahren haben sie gerade mal ein neues Album aufgenommen. Das könnte ich nicht. Das ist kein Rock mehr.
Geht der Rock zugrunde?
Heuser: Naja, in gewisser Hinsicht fristet er zumindest ein Schattendasein. Wenn Sie sich heute die Charts anschauen, dann finden Sie unter den ersten 100 Platten oder Songs nur eine Handvoll, die wirklich aus der Sparte Rock kommen.
Fühlen Sie, der Rockmusiker, sich also als Vertreter einer aussterbenden Spezies?
Heuser: Nein. Ich fühle mich wie ein 60-Jähriger, der Lust hat, Rock zu spielen! (lacht)
Und der diese Lust den eigenen Kindern vererbt?
Heuser: Na, das klappt in unserer Familie nicht. Mein Vater war Architekt in Leverkusen und hatte sich gewünscht, dass ich das auch mal werde. Als ich dann Musiker wurde, war er gar nicht begeistert. Und mein Sohn wiederum hat noch nie eine Gitarre in der Hand gehabt.
Wie kann das das sein?
Heuser: Ganz einfach: Weil er wahrscheinlich ständig gefragt wird, ob er auch ein Musiker werden wolle wie sein Vater. (lacht) Außerdem: Ich konnte damals ja immer sehnsuchtsvoll davon träumen, irgendwann einmal endlich meine erste elektrische Gitarre in der Hand zu halten. Das war etwas Besonderes. Für ihn aber ist es das nicht: Er ist ja schon umgeben von Dutzenden Gitarren! (lacht) Das Einzige, was ich ihm vererbt habe, ist die Fußballbegeisterung: Obwohl er in Köln geboren wurde, ist er – wie ich – beinharter Bayer-04-Fan. Er besucht jedes Heimspiel. Und: Derzeit moderiert er sogar die Bayer-Spiele für die blinden Fans im Stadion.