Cold Case aus VelbertKann 17 Jahre alter Mord an Stewardess doch noch aufgeklärt werden?

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Das Landgericht in Wuppertal

Das Landgericht in Wuppertal

Im Mordprozess zur vor 17 Jahren ermordeten Stewardess Claudia K. in NRW wurden sechs DNA-Treffer des Angeklagten gefunden.

Wuppertal In den Prozess um den Mord an der Velberter Stewardess Claudia K. kommt Bewegung. An der Leiche der vor 17 Jahren   ermordeten Frau wurden sechs DNA-Treffer des unter Mordverdacht stehenden Angeklagten entdeckt. Das sagte eine DNA-Sachverständige des Landeskriminalamts NRW im Mordprozess am Wuppertaler Landgericht aus. „Das spricht für mich alles für einen direkten und nicht für einen indirekten Übertragungsweg“, erläuterte die Expertin. „Ich gehe bei so deutlichem Zellmaterial von einer Berührung aus.“

Cold Case: Ehemann als Auftraggeber?

Es seien mehrere DNA-Treffer am Rücken der Leiche, am rechten und am linken Arm sowie eine unvollständige Teilspur am Gesäß entdeckt worden. Auf die Frage des Verteidigers, wieso an der Plastiktüte, die der Leiche über den Kopf gestülpt war, keine Fremd-DNA entdeckt wurde, sagte die Sachverständige, die Tüte sei völlig durchblutet und mit dem Zellmaterial der Toten übersät gewesen. Andere DNA gehe darin unter.

Als mutmaßlicher Auftragskiller steht ein damaliger Bekannter des Ehemanns der Toten vor Gericht. Er soll die Flugbegleiterin im Auftrag ihres Mannes getötet haben, weil sie sich von ihm getrennt hatte. Der Ehemann hatte sich kurz nach dem Mord im hessischen Bensheim erschossen.

Der damals minderjährige Sohn hatte die Leiche seiner Mutter entdeckt, als er aus der Schule kam. Seine Mutter habe mit einem Gürtel um den Hals in einer riesigen Blutlache gelegen. Vor Gericht hatte er bereits Mitte Juni ausgesagt, dass er lieber bei seiner Mutter gewesen sei und sich gefreut habe, als sie sich vom Vater scheiden lassen wollte. Er traue seinem Vater zu, hinter der Tat zu stecken.

Der erst im vergangenen Jahr in Hessen festgenommene Bekannte des Ehemanns bestreitet die Tat. Er habe den wahren Mörder zwar zum Tatort gebracht, sei dabei aber völlig ahnungslos gewesen und habe nichts von dessen Mordabsicht gewusst. Es handelt sich um einen 58-jährigen vorbestraften Gewalttäter aus dem hessischen Wetteraukreis. Wegen einer Serie von elf Überfällen auf Tankstellen hat er eine Strafe von acht Jahren Haft verbüßt. Im Tatzeitraum soll er sich in massiven finanziellen Schwierigkeiten befunden haben. Seine DNA-Spuren an der Leiche hatte er damit erklärt, dass er die Frau damals am Boden liegend entdeckt und nach ihrem Puls gefühlt habe.

Claudia K. war am 1. Februar 2007 mit einem schweren Gegenstand in ihrer Wohnung erschlagen und zusätzlich mit einem Gürtel stranguliert worden. Als der ungeklärte Mordfall, der „Cold Case“, von Ermittlern neu aufgerollt wurde, konnten dank neuer Methoden bei der DNA-Analyse an der Leiche sichergestellte Hautschuppen dem 58-Jährigen zugerechnet werden. Zeugen hatten im Tatzeitraum zudem einen Mann an der Haustür beobachtet. Das auf der Basis ihrer Beschreibung angefertigte Phantombild ähnelt laut den Ermittlern dem Angeklagten.

Velbert: Aussage widerspricht Spurenlage

Er kenne die Getötete nicht und sei auch nie in ihrer Wohnung gewesen, hatte der Angeklagte nach der Tat 2007 als Zeuge zu Protokoll gegeben. Eine Aussage, die nun im Widerspruch zur Spurenlage steht.

Die Flugbegleiterin hatte sich einige Monate zuvor von ihrem Ehemann getrennt, der danach nach Hessen gezogen war. Zeugen aus dem direkten Umfeld der getöteten Frau hatten ausgesagt, der Ehemann habe damit gedroht, seine Frau umzubringen oder umbringen zu lassen. In seinem Abschiedsbrief hatte er kein Geständnis hinterlassen. (dpa)

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