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Unglück bei CurrentaGab es eine technische Störung vor der Explosion?

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Was geschah unmittelbar vor der Explosion in Bürrig? Die Staatsanwaltschaft befasst sich auch mit dieser Frage.

Leverkusen – Immer noch fehlt jede Spur von dem letzten noch vermissten Mann am explodierten Tanklager der Sondermüllverbrennung. Die Kölner Kriminalpolizei hat inzwischen annähernd 50 Zeugen zum Explosionsgeschehen befragt, sagt Staatsanwalt Ulrich Bremer auf Anfrage. Die Behörde ermittelt gegen unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Herbeiführens einer Explosion.

Im Fokus der Ermittler steht laut Bremer auch eine anonyme Aussage, es habe in der Bürriger Anlage vor der Explosion womöglich ein Problem gegeben: „Wir Lkw-Fahrer wurden schon um 9 Uhr ohne Be-/Entladung aus dem Werk geschickt, fraglich warum.“ Auf Kontaktversuche der Redaktion reagierte der Schreiber nicht; die Äußerung stand schon bald nach der Explosion auf Facebook. Ein Video, aufgezeichnet mit einer auf dem Armaturenbrett eines Lkw fest installierten Kamera, zeigt nicht nur den Moment der Explosion, sondern auch Lkw-Warteschlangen auf mehreren Spuren vor dem Tor des Entsorgungszentrums.

Noch immer nicht am Explosionsherd

Currenta-Sprecher Maximilian Laufer schreibt dazu: „Mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen der zuständigen Behörden kann ich zu diesen Fragen derzeit leider noch keine Stellung nehmen. Die Aufarbeitung der tatsächlichen Geschehensabläufe ist Teil der Ermittlungen durch die Behörden. Den Ergebnissen kann und darf nicht vorgegriffen werden.“

Bei der Feuerwehr Leverkusen habe es vor dem Knall am Dienstagvormittag keine Information über eine etwaige Störung gegeben, teilt die Pressestelle der Stadtverwaltung mit.

Zum Explosionsherd am Tanklager konnten sich die Ermittler noch immer nicht vorarbeiten. Das liege an der fortgesetzten Suche nach dem siebten Vermissten, heißt es bei der Staatsanwaltschaft. Unterstützt wird die Kölner Justiz von einem externen Gutachter.

Rheindorferin fühlt sich nicht wohl

Die Langsamkeit der Ursachenforschung kommt nicht so gut an bei denen, die sich vor gut zwei Wochen mit den Folgen des Unglücks konfrontiert sahen. Auch die Bewertung von Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser auf die Ereignisse in Bürrig mache sie „fassungslos“, sagt Ruth Faust: Dass die Explosion und der Brand die Leverkusener „nicht geschädigt“ habe, entspricht ihrem Erleben kein bisschen, sagt die Rheindorferin.

Wäre die Ministerin zum Zeitpunkt des Unglücks etwas näher am Geschehen gewesen „und würde sie auch noch beispielsweise in Rheindorf leben, wären ihr diese Worte wohl nicht so einfach über die Lippen gekommen“. Der Explosionsknall habe ihr Haus erbeben lassen, „die ganze Familie hatte schreckliche Angst. Der furchtbare Qualm, den wir in der Ferne sahen. Wir hockten, wie wohl alle Leverkusener, einen Sommertag lang im Haus. In den Sommerferien.“ Nach der behördlichen Warnung mit geschlossenen Fenstern – und „ziemlich hohem Blutdruck, würde ich mal behaupten, und der Ungewissheit, nicht zu wissen, wie sich alles entwickeln wird.“ Nur ihr Hund habe sich im Garten erleichtern dürfen.

Welche Analysen stimmen?

Sehr belastend für die Familie sei auch die tage- und wochenlange Unklarheit, ob die freigesetzten Substanzen über den Grenzwerten liegen. Da stellten sich banale Fragen: „Können wir uns auf die Gartenmöbel setzen? Was ist mit unseren herrlichen Feigen im Garten?“ Nach den jüngsten Aussagen des Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Verbraucher dürfen sie nun doch verzehrt werden – nicht ohne gründliches Abwaschen. Und „mit Appetit jedoch garantiert nicht“, sagt Ruth Faust. Denn: „Wir hadern ohnehin noch damit, was wir mit unseren Gartenerzeugnissen machen. Vielleicht doch auf eigene Kosten untersuchen lassen und wenigstens konkrete Werte dafür erhalten?“ Beim Lanuv habe man ihr das nicht empfohlen, berichtet sie.

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Was hat der Ruß mit sich gebracht? Die Analysen des Lanuv lassen bei Bürgern Fragen offen.

Aber die Mitteilungen der Landesbehörde klingen immer noch widersprüchlich. Außerdem fehlten nach ihrem Verständnis Proben aus anderen Stadtteilen, in denen ebenfalls Ruß niederging. Rheindorf, Opladen, auch Bergisch Neukirchen, das nach Angaben von Lena Hölzer überhaupt nicht im Fokus der Behörden gestanden hat bei dem Unglück. Was sie durchaus beunruhigt. Die Fragen der Rheindorferin Ruth Faust werden auch in Bergisch Neukirchen gestellt. Und leider bisher nicht beantwortet, sagt Hölzer. Das verstört umso mehr, als es noch die Ruß-Proben von Greenpeace gibt, deren Analyse nicht so beruhigend ausfällt.

Ein Brief, der nicht hilft

Dazu der Gestank, über fast zwei Wochen. Inzwischen habe er sich im Gaumen festgesetzt. „Nachts mussten die Fenster immer wieder geschlossen werden, an Durchschlafen war gar nicht mehr zu denken. Bei lauten Geräuschen und Martinshörnen zucke ich mittlerweile zusammen“, sagt die Rheindorferin. Schließlich die Bedenken, dass die Häuser bei der gewaltigen Explosion beschädigt worden sein könnten. Dass Land und die Immobilien im Umfeld der havarierten Anlage nicht gerade im Wert steigen, ist für Ruth Faust sicher. Dieser Effekt werde wohl noch lange nachwirken, „aber darüber möchte anscheinend auch keiner sprechen“.

Worte vermisst Faust auch von der Stadtspitze. Der Oberbürgermeister und andere Politiker könnten sich ruhig lauter für das Wohl der Leverkusener einsetzen: „Verwaltet die Stadt Menschen? Oder nur Arbeitsplätze?“ Dem Brief von Chempark-Chef Lars Friedrich kann sie nicht viel abgewinnen. Das Schreiben habe inhaltlich nicht viel hergegeben „und auch nicht gerade von Mitgefühl für die Nachbarn der Anlage oder Einwohner von Leverkusen und Umgebung“ gezeugt.

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