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Staubilanz des ADACHier gibt es in NRW die meisten und längsten Staus

Lesezeit 5 Minuten
Köln: Autos stauen sich auf der Autobahn 1 vor der Baustelle zur Leverkusener Rheinbrücke.

Köln: Autos stauen sich auf der Autobahn 1 vor der Baustelle zur Leverkusener Rheinbrücke.

Die ADAC-Bilanz verrät: In NRW gab es auch 2022 bundesweit die meisten Verkehrsstörungen auf Autobahnen. Wir geben einen Überblick.

104 191 Stunden haben Verkehrsteilnehmer 2022 auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen in Staus und stockendem Verkehr festgesteckt. Das sind umgerechnet 4341 Tage oder 11,89 Jahre, wie aus der aktuellen Staubilanz des ADAC für die rund 2200 Autobahnkilometer in NRW hervorgeht. 2021 waren es mit etwa 106 500 Staustunden (4437 Tage) nur wenige mehr gewesen. Im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie (2019) lag die Staudauer mit 170 500 Stunden allerdings noch deutlich höher (7104 Tage).

Insgesamt zählte der ADAC auf den NRW-Autobahnen 2022 fast 160 000 Staus. Die Gesamtlänge aller gemeldeten Verkehrsstörungen betrug rund 213 000 Kilometer und damit etwa das Fünffache des Erdumfangs.

NRW bleibt bundesweit Stauland Nummer eins

Bundesweit bleibt NRW weiter Stauland Nummer eins. Mehr als ein Drittel aller Stauereignisse (33,72 Prozent) entfielen 2022 auf NRW (2021: 32 Prozent). Auch bei den Staukilometern (29,1 Prozent) und Staustunden (31,3 Prozent) hatte Nordrhein-Westfalen unverändert den größten Anteil. Dahinter folgen Bayern und Baden-Württemberg.

„Die Verkehrssituation auf den NRW-Autobahnen hat sich im Verlauf des Jahres annähernd normalisiert, auch wenn das Stauaufkommen noch deutlich niedriger war als vor Corona. Mehr Autofahrten ins Büro statt Homeoffice-Tage, bis zu 470 Baustellen pro Monat und zahlreiche marode Brücken in NRW haben das Autobahnsystem gerade zu den Stoßzeiten teilweise wieder ans Limit gebracht“, erklärt Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold vom ADAC in NRW. Vor allem in den ersten Monaten bis einschließlich Mai wurden die Staustunden des Jahres 2021, als es bis etwa Ende April einen strengen Corona-Lockdown gab, deutlich übertroffen. Auch im November und Dezember steckten Autofahrer in NRW länger im Stau fest als 2021. Im Sommer lagen die Staustunden hingegen unter den Vorjahreswerten. 2021 wurde überdurchschnittlich viel Pkw-Urlaub im Inland gemacht.

Besonders belastet waren in NRW im vergangenen Jahr die A1, A3, A40, A42, A43, A45 und A46. Der Autobahnabschnitt mit den meisten Stauereignissen war die A43 zwischen Wuppertal und Recklinghausen (12 546 Meldungen). Die in Summe längsten Staus gab es mit 14 499 Kilometern auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen. Die meiste Geduld brauchten Autofahrer auf der A42 zwischen Dortmund und Kamp-Lintfort (Staudauer: 7054 Stunden). Gemessen an der Stau-Belastung (Dauer eines Staus mal Länge) waren die Auswirkungen für die Verkehrsteilnehmer auf der A1 zwischen Köln und Dortmund mit 26 749 Kilometer mal Stunden am größten. Die A40 zwischen Duisburg und Essen erreichte bei der Anzahl der Staukilometer je Kilometer Autobahn den NRW-Höchstwert (430). Den mit 34 Kilometern längsten Stau in NRW gab es am 15. Juni auf der A1 (Köln – Dortmund) zwischen der Anschlussstelle Remscheid-Lennep und dem Kreuz Dortmund/Unna.

Bundesweit zählte der ADAC rund 474 000 Verkehrsstörungen auf deutschen Autobahnen. Die gemeldeten Staulängen summierten sich auf etwa 733 000 Kilometer Stau und stockenden Verkehr. Die registrierten Staustunden beliefen sich auf rund 333 000. Die Stau-Belastung aller gemeldeten Ereignisse betrug bundesweit 1 486 112 Kilometer mal Stunden.


Wo es in NRW die meisten Staus gab

Sechs Abschnitte in NRW, darunter mehrere aus dem Großraum Köln, gehörten 2022 erneut zu den bundesweiten Top-15-Stauschwerpunkten (Staustunden je Autobahnkilometer):

A2 Oberhausen – Dortmund (Platz 4.): 79 Staustunden

A4 Aachen – Köln (Platz 6.): 68 Staustunden

A3 Oberhausen – Köln (Platz 8.): 62 Staustunden

A1 Dortmund – Köln (Platz 10.): 51 Staustunden

A1 Köln – Euskirchen (Platz 11.): 49 Staustunden

A3 Köln – Frankfurt (Platz 12.): 41 Staustunden

(Quelle: ADAC)


Auf den Fernautobahnen A1 bis A20 und A24 (langlaufende, überwiegend hochbelastete Autobahnverbindungen) wurde in Summe eine Staudauer von 174 000 Stunden ermittelt. Betrachtet man die Staudauer der einzelnen Fernautobahnen bezogen auf die jeweilige Länge der Autobahn, liegt 2022 die A8 (49 Staustunden je Autobahnkilometer) vor der A12 (36) und der A3 (35).

Die meiste Zeit im Stau verbrachten Verkehrsteilnehmer auf den NRW-Autobahnen im November (12 213 Staustunden). Auch die Stau-Belastung war im November mit 50 487 Kilometer mal Stunden am größten. Sorgenkinder waren mit mehr als 1000 Staumeldungen die A1 (1382), A40 (1298), A42 (1126) und A45 (1084). Auch die A43 (953), A3 (930), A4 (893), A46 (872), A57 (864) und A59 (857) gehörten zu den zehn NRW-Autobahnen mit den meisten Staus im November. Zu den besonders geplagten Autobahnabschnitten zählten die A42 zwischen Kamp-Lintfort und Dortmund, A57 zwischen Krefeld und Köln, A40 zwischen Dortmund und Essen, A43 zwischen Recklinghausen und Wuppertal, A4 zwischen Heerlen/Aachen und Köln, die A45 zwischen Hagen und Gießen (jeweils beide Richtungen) sowie die A1 von Dortmund in Richtung Köln.

Homeoffice und flexible Arbeitszeit entlasten Straßen

Für 2023 rechnet der ADAC in NRW mit einem steigenden Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen. Auch die Baustellen- und Brückensituation in Nordrhein-Westfalen bleibt angespannt. Nähert sich der Berufspendlerverkehr weiter dem Vor-Corona-Niveau an, droht ein Stauchaos. Der ADAC in NRW fordert deshalb, Stauspitzen mit flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice abzufedern, das Potenzial des zum 1. Mai geplanten Starts des 49-Euro-Tickets zu nutzen und drittens massive Investitionen in den Erhalt von Brücken sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren für Ersatzneubauten zu beschleunigen.

Wer zwei Tage pro Woche von zu Hause arbeitet, senkt seinen persönlichen Berufsverkehr um 40 Prozent. Arbeitgeber sollten zudem flexible Arbeitszeitregelungen beibehalten oder einführen. Wenn das Verkehrsaufkommen nur um fünf bis zehn Prozent sinkt, hat das überproportional positive Auswirkungen auf die Stausituation.

Ob das 49-Euro-Ticket Berufspendler dazu bewegen kann, dauerhaft mindestens für einen Teil des Arbeitsweges auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, werde auch von der Zuverlässigkeit sowie Investitionen in Taktverdichtung, Infrastrukturerneuerung und Ausbau abhängen, so der ADAC.


Rekordstau

691 Staustunden zählte der ADAC am 14. September 2022. Es war der stauintensivste Tag des vergangenen Jahres in NRW. Dahinter folgt der Mittwoch vor Christi Himmelfahrt (25. Mai) mit 689 Staustunden. (kmü)