StadtteilentwicklungManfort braucht den Masterplan für eine bessere Zukunft
Leverkusen – „Seit dem Ausbau der Gustav-Heinemann-Straße ist Manfort im Eimer. Hier wohnen viele Menschen, die es nicht so dicke haben.“ Die Plakate, auf denen diese Sätze stehen, bekommen besonders viele Punkte am Montagabend. Zunächst muss auf dem ersten Stadtteilforum klar werden, wo es eigentlich hakt.
Dass es Probleme gibt, weiß man schon länger
Dass es in Manfort Probleme gibt, „wissen wir seit vierzig Jahren“, wird Hermann-Josef Kentrup später an diesem Abend sagen. Der Christdemokrat ist einer, der schon immer nah dran war. Im Gegensatz zu den meisten anderen Politikern. Wäre das anders, hätte sich nicht die Kirche so ins Zeug legen müssen. Seit Jahren unterhält das Diakonische Werk den Manforter Laden. Der ist zwar inzwischen größer geworden. Doch mit seinem Angebot lassen sich grundsätzliche Probleme nicht lösen. Natürlich nicht.
Wo die liegen, war zuvor in einer dreigliedrigen Befragung herausgearbeitet worden. Interviewt wurden Händler, Organisationen und natürlich die Einwohner. Möglich war das mit Geld aus dem Bauministerium in Düsseldorf. Mithilfe dieser Landesknete war es am Montag auch möglich, die Ergebnisse der „aktivierenden Befragung“ in der Wolfgang-Obladen-Halle vorzustellen. Die anzumieten, sei „zu teuer“ – auch das war ein Ergebnis der Erhebung.
Was in der Konsequenz nicht weniger bedeutet, als dass es keinen Treffpunkt für Veranstaltungen gibt. Im Moment laufen Feste nebeneinander her. Es gibt wenig Zusammenhalt. Gesellschaftlich nicht, aber auch räumlich. In der Schleswig-Holstein-Siedlung zum Beispiel herrscht ein starker Gemeinschaftsgeist. Freilich eint das Gebiet der Kampf gegen einen Autobahn-Ausbau, der noch mehr Land verzehrt. Dieser Widerstand hat der Siedlung gar den wohlwollenden Namen „Gallisches Dorf“ eingebracht.
Gustav-Heinemann-Straße ist ein großes Problem
Doch darüber hinaus ist es nicht weit her mit der Einigkeit. Obwohl ein ganz großes Manforter Problem ebenfalls mit einer Verkehrsachse zu tun hat. Die Gustav-Heinemann-Straße setzt einen harten Schnitt, macht die Wege kompliziert, verwandelt Manfort in einen „Mc Drive through“. Diese englische Wortschöpfung hat es den Interpreten der Befragungsergebnisse besonders angetan. Anderseits sorgt die Straße auch dafür, dass man nicht nur schnell weg kommt aus Manfort, sondern auch hin.
Ebenfalls gut: der Besatz mit Lebensmittelgeschäften. Sonst aber fehlt es an Infrastruktur, die einen Stadtteil zu einem kleinen Ganzen macht. Es gibt keinen zentralen Platz – auch nicht den Manforter Platz – oder eine Einkaufsstraße. Stattdessen Bereiche, in die man nicht gern geht. Das Umfeld der Wohnbunker sehe übel aus, lautet eine Klage. Da gäbe es viel zu tun. Und wo es etwas getan wurde, sei es halbherzig geschehen, referiert Marcus Wundes aus der Befragung. Beispiel Bahnhof: Nach dem Umbau sei er immer noch nicht behindertengerecht.
Die Bewohner sollen Lösungen finden
Aber die meist negativen Aussagen, die auf den Plakaten aufgeschrieben sind und besonders oft bejaht werden, sollen nicht das letzte Wort, die Plakatwand keine Klagemauer sein. Vielmehr sollen sich die Bewohner Lösungen ausdenken.
Doch bevor es daran geht, gibt es Verwirrung: Über die Befragungsergebnisse soll abgestimmt werden. Wie das? Eindruck ist Eindruck. Schließlich gibt es doch ein Votum, bei dem sich fast genau so viele enthalten wie zustimmen. Das sollte man aber nicht missverstehen. Das Interesse an Veränderung ist groß; das zeigt schon der Zulauf.
Mehr als 80 Manforter haben die Diskussion über ihren Stadtteil dem EM-Achtelfinale vorgezogen. Was sie nach gut zwei Stunden eint ist eine Erkenntnis, die ebenfalls an der Wand steht: „Manfort braucht einen Masterplan.“