27 Mal musste allein die Feuerwehr Bergisch Gladbach ausrücken. Im Wohnpark Bockenberg blieb der gefürchtete Beschuss von Balkonen aus.
SilvesterbilanzRettungskräfte in Rhein-Berg melden viele Einsätze, aber keine Katastrophen
Die Bergischen sind vergleichsweise ruhig in das neue Jahr gestartet. Polizei und Feuerwehr berichteten von keinen ähnlich dramatischen Einsätzen wie im westfälische Geseke, wo ein junger Mann in der Silvesternacht so schwer von einem Böller verletzt wurde, dass er starb. Man könne von einer „arbeitsreichen, aber ruhigen Silvesternacht“ sprechen, so Felix Vorndran, Gesamteinsatzleiter der Feuerwehr Bergisch Gladbach.
Man sei froh, „dass sich die Feiernden in Bergisch Gladbach größtenteils vorbildlich verhalten haben, auch wenn einige Rettungsdiensteinsätze aufgrund gewalttätiger Auseinandersetzungen erforderlich waren“, bilanzierte er. Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr seien 27 Einsätze nötig geworden – 18 Rettungsdienst- und neun Brandschutzeinsätze. Es habe sich überwiegend um kleine Brände gehandelt.
Die Feuerwehr musste einige kleinere Brände löschen
So brannte in der Richard-Dehmel-Straße in Gronau ein Holzverschlag mit Mülltonnen, zudem sei nachts die Brandmeldeanlage der Rheinberg-Passage mutwillig ausgelöst worden. Viele Straßen und Bürgersteige waren schon am Neujahrsmorgen wieder gut zu passieren, in der Gladbacher Fußgängerzone waren die Kehrmaschinen unterwegs.
Auch im Wohnpark Bockenberg machte sich gestern zaghafte Erleichterung breit. Die Stadt hatte hier, wie berichtet, kein Böllerverbot verhängt, obwohl sich Anwohner in den Vorjahren in dem dicht bebauten Hochhausareal durch Böller und Querschläger gefährdet gefühlt hatten und es durch einschlagende Pyrotechnik auch schon einmal zu einem Wohnungsbrand gekommen war.
Der gefürchtete „gezielte Beschuss von Balkonen“ blieb aus
„Diesmal gingen die Raketen steil in den Himmel“, zeigte sich Michael Smith am Morgen erleichtert. Der in der Vergangenheit festgestellte gezielte „Beschuss von Balkonen“ sei glücklicherweise ausgeblieben. Dennoch lägen auf seinem Grundstück überall Reste von Raketen – auch auf einem Stapel mit trockenem Kaminholz, berichtete Smith, der in einem Doppelhaus wohnt. „Aus Angst vor Bränden verlassen wir Silvester nie alle das Haus“, sagte er.
Mit einem Feuerlöscher bewacht auch Christiane Bertram in der Silvesternacht ihre Wohnung im 15. Stock eines der benachbarten Hochhäuser. Seit vor acht Jahren eine Rakete auf ihrem Balkon einschlug, eine Liege entzündete, das Feuer das Fensterglas platzen ließ und die Flammen auf die Wohnung übergriffen, sieht sie dem Jahreswechsel regelmäßig mit Panik entgegen.
Bertram plädiert für ein Böllerverbot im Wohnpark. Wie viele Nachbarn betrete sie den Balkon, von dem man eigentlich eine beeindruckende Fernsicht hat, in der Silvesternacht nicht und räume vorher sicherheitshalber auch alle Balkonmöbel weg – Konsequenzen ihrer traumatischen Branderfahrung. „Ich gehe davon aus, dass die Polizei hier öfter geschaut hat“, meinte sie und bestätigte den Eindruck von Michael Smith: „Das Zielschießen auf die Balkone“ sei dieses Mal ausgeblieben.