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Gehen vor Ostern im Rheinland die Eier aus?Weshalb es aktuell weniger Eier im Handel gibt

Lesezeit 5 Minuten
Frische weiße Eier aus Bodenhaltung (l) sowie bunt gefärbte und hartgekochte Eier liegen in einem Marktstand auf dem Wochenmarkt im Stadtteil Bornheim zum Verkauf bereit.

Frische weiße Eier aus Bodenhaltung (l) sowie bunt gefärbte und hartgekochte Eier liegen in einem Marktstand auf dem Wochenmarkt im Stadtteil Bornheim zum Verkauf bereit.

Infolge der Vogelgrippe und hoher Nachfrage sinkt die Eierproduktion in Deutschland. Zukäufe erfolgen vermehrt in Polen.

An den deutschen Legehennen liegt es nicht. Sie geben ihr Bestes, damit auch in diesem Jahr in den Osternestern neben Süßigkeiten viele bunt bemalte oder gefärbte Eier liegen können. In Betrieben mit mindestens 3000 Hennen, nur die erfassen die Statistikämter, wurden deutschlandweit 13,7 Milliarden Eier produziert, so das Statistische Bundesamt. Das war rund eine halbe Milliarde mehr als im Vorjahr. 45,3 Millionen Hennen im Jahresschnitt haben dafür gesorgt. Jedes Huhn hat also statistisch 302 Eier im Jahr gelegt.

„Um das Osterei muss sich niemand Sorgen machen“, sagt da Charlotte Bühner, Marktreferentin für Eier und Geflügel bei der Landwirtschaftskammer NRW sowie Geschäftsführerin des Geflügelwirtschaftsverbands NRW. Da müsse auch nicht gehamstert werden. Eier seien in diesem Jahr aber schon ungewöhnlich knapp, sagt sie weiter. Und das hat vielfältige Gründe.

Legehennen laufen im Freigehege eines Bio-Bauernhofes vor ihrem Stall.

Legehennen laufen im Freigehege eines Bio-Bauernhofes vor ihrem Stall.

Die Nachfrage habe nach Weihnachten, neben Ostern die Hauptsaison für Eier, nicht nachgelassen, so Bühner. Sie seien als Proteinquelle begehrt. Dabei würden nach Weihnachten üblicherweise die Herden gewechselt, wenn die Hennen in die Mauser kommen. Das sorge für eine leichte Delle in der Produktion. Die Geflügelhöfe bekommen derzeit aber keine Junghennen oder nur zu deutlich höheren Preisen als vorher, so Bühner. Da gingen manche Erzeuger mit ihren Hennen in eine zweite Legesaison. Das macht auch der Mertenhof in Gummersbach-Hanfgarten mit seinen 900 Hühnern, wie die Bäuerin dieser Zeitung sagte. Dann legen die Hühner aber üblicherweise weniger Eier. Dabei werden jetzt mehr Eier gebraucht, weil sich die Färbereien vor Ostern mit Eiern eindecken.

Geflügelwirtschaftsverband NRW: Um das Osterei muss sich niemand Sorgen machen

Wichtig für NRW: In den Niederlanden wird die Eierproduktion zurückgefahren, weil das Nachbarland die Nitratbelastung des Grundwassers reduziert. Ställe werden geschlossen, sechs bis acht Millionen Hühner weniger gibt es nach Schätzungen jetzt. Dabei ist Deutschland auf Importe angewiesen. Nur so um die 70 Prozent der hier verbrauchten Eier werden hier gelegt.

Der Selbstversorgungsgrad in NRW liegt sogar nur bei rund 25 Prozent, so Brigitte Wenzel, Referentin für Schweine und Geflügel bei Rheinischen Landwirtschaftsverband. Im abgelaufenen Jahr sind in NRW rund 1,43 Milliarden Eier gelegt worden. Wie das Statistische Landesamt mitteilt, entspricht dies einem Rückgang von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem sank die Zahl der Legehennen in Nordrhein-Westfalen um 1,4 Prozent auf 5,02 Millionen. Da muss in den nahen Niederlanden oder ganz aktuell jetzt vermehrt in Polen zugekauft werden.

Der Großteil der in NRW erzeugten Eier kam mit 46,9 Prozent aus dem Regierungsbezirk Münster. Es folgten die Regierungsbezirke Detmold mit 16,2 Prozent, Köln mit 13,6 Prozent sowie Arnsberg (13,4 Prozent) und der Regierungsbezirk Düsseldorf mit 9,9 Prozent. Große Erzeuger, die auch 100.000 Hennen haben können, gibt es in der Region nicht.

Mangel an Eiern auch durch Vogelgrippe

Für Knappheit sorgt auch die Vogelgrippe. Die hat zwar bei Weitem nicht das Ausmaß wie in den USA, wo 28 Millionen Hühner getötet wurden – und angeblich auch schon einmal ein Dollar für ein Ei bezahlt wird. Das rufe Spotkäufer auf den Plan, die zu den Höfen führen und den Landwirten viel Geld bar auf die Hand böten, berichten oberbergische Landwirte.

Nach Angaben des Bundesverbands Ei werden kleinere Mengen in die USA exportiert. Die USA suchen aber Eier im großen Stil. „Wir haben in der Tat eine Anfrage aus den USA erhalten“, teilte ein Sprecher des Bundesverbands Ei mit. Weitere Einzelheiten ließ der Verband offen. Nach Medienberichten gab es auch Anfragen unter anderem bei Branchenverbänden in Dänemark und Schweden. Wegen der Pläne von US-Präsident Donald Trump, Grönland zu kaufen, ist das Verhältnis Dänemarks zu den USA allerdings derzeit angespannt.

Aber auch in Norddeutschland wurden Ende Februar Tausende Hennen getötet. Eine Konsequenz: Das lässt die Preise im Großhandel steigen. Anfang des Jahres kostete das Bio-Ei der Größe L dort noch 16 Cent, so Bühner. Aktuell seien es 20 Cent.

Am Preis ändert sich erst einmal nicht viel

Verbraucher merken das nicht unbedingt. Die Lebensmittelhändler haben langfristige Verträge mit den Geflügelhöfen. Die werde regelmäßig im August verhandelt, so Bühner. Schlecht dran ist aber, wer als Erzeuger oder Packstelle von Eiern eine derartige Verpflichtung eingegangen ist, aber nicht liefern kann. Dann drohen Strafzahlungen oder teure Käufe bei denen, die noch Eier liefern können.

Knapp sind vor allem Bioeier, die bundesweit einen Marktanteil von 14 Prozent haben. In NRW beträgt der Anteil der Eier aus ökologisch anerkannten Erzeugungsbetrieben gut acht Prozent. Bei Eiern falle der Griff zu Bioware verhältnismäßig leicht„ so Bühner. Eier sind anders als Fleisch ein vergleichsweise billiges Produkt.

Auch Freilandeier sind gerade knapp. Dabei sind die Hennen, die freien Auslauf haben, stärker der Gefahr ausgesetzt sich mit Geflügelpest oder Vogelgrippe anzustecken.

Freilich ist das Angebot in den deutschen Supermärkten auch ausgesprochen breit. In den Regalen liegen Eier in den Größen M, L und XL. Sie sind weiß oder braun. Und auch die unterschiedlichen Haltungsformen sind vertreten. „Auch Eier aus Bodenhaltung haben einen sehr guten Standard“, sagt Bühner. 58 Prozent der Eier kamen deutschlandweit aus dieser Haltungsform, in NRW sind es sogar 69 Prozent. Dieser Anteil geht zugunsten der Freilandhaltung seit Jahren zurück. Möglicherweise sei die Vielfalt im Eierregal zurzeit mancherorts eingeschränkt. Aber laut Bühner sollte jeder Eier für das Osternest finden.