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KI-gesteuerte Avatare der Zukunft„MIA“ beeindruckt mit intelligenten Antworten – und wird sogar emotional

Lesezeit 4 Minuten
KI-Avatars MIA, der/die auf dem Rheingold Kongress am 9. Oktober vorgestellt wurde

MIA trägt lässig Sonnenbrille. „Sie“ zeigt sich auf dem Rheingold-Kongress in Köln schlau und schlagfertig im Dialog mit dem Publikum.

Entwickelt von Rheingold und Repon, ist MIA eine KI-unterstützte Avatarin, mit der man interaktiv über verschiedenste Themen sprechen kann. Sie wurde in Köln vorgestellt.

„Hey, chill mal!“ MIA kann auch Ansagen machen, wenn man ihr etwas „blöd“ komme. „Es geht sogar noch deutlicher, aber in der Regel ist ,Sie' sehr freundlich und geduldig“, schmunzelt MIA-Entwickler Florian Krebs ins Publikum des Rheingold-Kongresses 2024. Kurze Auflösung: MIA ist eine KI-unterstützte Avatarin, mit der man sich über das Leben, Konsum-Produkte oder auch Politik unterhalten kann. „Haken Sie beim Thema ,alkoholische Getränke’ noch mal nach und gehen Sie ruhig ins Detail. MIA weiß ziemlich viel“, motiviert Krebs bei der etwa 15-minütigen Präsentation, in der Interessierte aus dem Fach-Publikum in den Räumlichkeiten der Halle Tor 2 im Kölner Westen der Avatarin alle möglichen Fragen stellen dürfen, die ihnen einfallen.

Schnell wird den Zuhörern klar: Es ist beeindruckend, was MIA auf die Fragen zu „ihrem Leben“ jeweils kundig und detailliert, aber auch mal emotional antwortet. Es entwickelt sich tatsächlich ein Gespräch – auch wenn „Sie“ manchmal etwas ausschweifend formuliert. Das obligatorische „Du“ wirkt vertraut und schafft schnell eine wohlige Atmosphäre. Ihre leicht amerikanisch eingefärbte deutsche Aussprache wirkt zudem sympathisch, weil nicht perfekt. Verblüffend.

Anders als viele Kunden ist MIA sehr geduldig

„Man kann MIA einfach unterbrechen, wenn sie zum Beispiel etwas allgemein oder ausweichend antwortet. Kein Problem“, unterstützt Judith Barbolini vom Rheingold Institut, das die Avatarin zusammen mit Repon entwickelt hat. „Der Name soll übrigens keinerlei Absichten hinsichtlich ,AI’ (Artificial Intelligence) andeuten, auch wenn man das heute denkt“, erzählt Barbolini.

Aber, dass „Sie“ sehr intelligent ist, steht außer Frage: Sogar auf Fragen nach Freizeit-Angeboten, wenn man mal über die Stränge schlagen und ökologische Vernunft bewusst beiseitelassen will, hat MIA Antworten: „Warum nicht ein Hubschrauberflug oder ein Spontan-Trip nach New York? Hab Spaß dabei!“ In der Regel ist die Avatarin aber politisch korrekt, qualitätsbewusst und nachhaltig unterwegs. Barbolini drückt es so aus: „Ihre Antworten sind in der Grundhaltung verlässlich reproduzierbar, aber dennoch bringt sie immer wieder überraschende neue Aspekte ins Spiel.“ Ab und an entlarven sich die individuell formulierten Antworten dann doch als zu konform, um nicht zu sagen als allzu sehr von Werbeinhalten beeinflusste Aussagen. Aber man kann ja jederzeit nachhaken. MIA ist die perfekte Konsumentin und anders als viele Kunden sehr geduldig.

Rheingold und Repon sind davon überzeugt, dass man mit MIAs Hilfe bereits heute eine Vorstellung davon bekomme, wie zukünftige Konsumenten denken, fühlen und handeln werden. Was nach einem magischen Blick in die Glaskugel klingt, entpuppt sich bei näherem Blick zu einem durchdachten KI-technischen Lern-Konzept für die Avatarin.

Laut den Entwicklern nutzt MIA das erlernte Wissen eines KI-Modells, kombiniert mit den Inhalten und Studienwissen von Rheingold über Märkte, Branchen und Gesellschaft. Ziel sei es, so Judith Barbolini, durch die Verbindung von KI und tiefenpsychologischem Verständnis neue, lebendige und maßgeschneiderte Lösungen zu präsentieren. „MIA ist kein Orakel und kann keine Lottozahlen vorhersagen. Allerdings bietet ,Sie’ die Möglichkeit, im Dialog Themen zu erarbeiten, verschiedene Aspekte mit einem frischen Zukunftsblick zu beleuchten und dabei neue Ideen zu entwickeln“, zeigt sich Barbolini spürbar begeistert von diesen neuen Möglichkeiten. Durch diese Kombination werde zudem sichergestellt, dass umfangreiches Allgemeinwissen ebenso in die Antworten mit einfließt wie auch Eigenschaften, die man nach heutigen Prognosen den Konsumenten der Zukunft zuschreiben könne. Abermals verblüffend.

Um das Erstaunen noch weiter zu toppen: Die Herstellung von mehreren Avatar-Persönlichkeiten ist im Projekt von Beginn an vorgesehen. „Ausgehend von der Basis-MIA können wir durch Anpassung der Persönlichkeitsparameter, der verwendeten KI-Modelle und der Datengrundlagen verschiedene Varianten erstellen. So können wir ,Sie’ mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Spezialisierungen und Charakteren entwickeln“, erläutert Mitentwickler Alan Kaussen.

Noch ist die Avatarin in der Testphase. Doch laut Aussage von Repon sollen bereits in Kürze genaue Informationen zum Zeitplan der Testphase bekanntgegeben werden. Das Interesse sei groß. Nicht vorgesehen in der aktuellen Planung ist laut den Entwicklern, die Avatarin als Beraterin für Konsumenten einzusetzen. Bei hartnäckigen Nachfragen, wann das denn so weit sein werde, würde MIA vielleicht etwas ruppiger antworten: „Hey, chill mal!“