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KampfmittelScharfe Munition macht die Wahner Heide bis heute zu einem gefährlichen Ort

Lesezeit 3 Minuten
Förster Achim Urmes an einer künstlichen Staustufe, die das Planitzmoor retten soll.

Förster Achim Urmes an einer künstlichen Staustufe, die das Planitzmoor retten soll.

Mitglieder des Naturschutzbeirates wollten sehen, wie die Natur nach dem Abzug der belgischen Streitkräfte langsam wieder Land in der Heide gewinnt.

Der schlammige Boden des Planitzmoores in der Wahner Heide gibt immer weiter unter den Stiefeln von Achim Urmes nach. Langsam versinkt der Mitarbeiter des Bundesforstbetriebes Rhein-Weser im Gelände. Doch der quer liegende Stamm einer Robinie im Morast gibt ihm Halt. Dieses von Menschen in einen Entwässerungsgraben gelegte Hindernis dient als Staudamm. Es soll verhindern, dass das geschützte Planitzmoor immer weiter austrocknet. Und das ist gelungen. Das Biotop erholt sich langsam wieder.

71 Hektar groß war das Planitzmoor mit angrenzenden Flächen, bevor die Preußen im 19. Jahrhundert mit der Entwässerung begannen. 5000 Hektar sind heute übrig geblieben. Diese letzte Bastion eines schützenswerten Landschaftsteiles soll jetzt wieder wachsen. Tieren und Pflanzen, die sich auf diese seltenen Landschaften spezialisiert haben, soll so wieder eine Heimat gegeben werden. „Das Projekt ist auf lange Zeit ausgelegt“, berichtet Urmes.

Die Belgischen Streitkräfte zogen im Jahr 2004 ihre Truppen aus der Wahner Heide ab

Der Naturschutzbeirat des Rhein-Sieg-Kreises mit seinem Vorsitzenden Dr. Norbert Möhlenbruch hatte zu einer Exkursion geladen. Die Mitglieder wollten sich vor Ort davon überzeugen, wie die Natur langsam wieder Land in der Heide gewinnt, nachdem die belgischen Streitkräfte im Jahr 2004 abgezogen waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sie an der britischen Besatzungszone dort mit ihren Truppen beteiligt, blieben später im Rahmen von Nato-Aufgaben dort. Die Bundeswehr nutzt Teile der Wahner Heide heute allerdings noch immer als Übungsplatz. Im Jahr 1817 gab es dort erstmals Manöver.

Einen solchen militärisch genutzten Bereich besucht die Gruppe. „Betreten verboten - Lebensgefahr“ steht auf dem Schild, das am Tor angebracht ist. Es geht zum Scheuerbach. Er hat heute noch immer großen Anteil daran, dass das Planitzmoor nicht wieder zu alter Pracht anschwellen kann. „Es hat sich im Laufe der Jahrtausende in der zentralen Wanne der Wahner Heide gebildet“, erklärt Urmes die topografische Besonderheit dieser Fläche. Die Militärs entwässerten sie aber, um dort ihre Artillerie testen zu können. Wie Fischgräten zogen sich diesen kleinen Gräben durchs Gelände, das Wasser floss in den Scheuerbach, der später über einen Kanal in den Rhein mündet.

Der Scheuerbach hat sich tief ins Gelände gefressen und entwässert so das Planitzmoor.

Der Scheuerbach hat sich tief ins Gelände gefressen und entwässert so das Planitzmoor.

Begradigungen durch Menschen und die erhöhte Fließgeschwindigkeit durch die Zufuhr der Entwässerungskanäle führten dazu, dass sich der Scheuerbach immer tiefer in den Boden fraß. Das Moor verlor dadurch immer mehr an Staufläche. Im Übungsbereich ist dies besonders gut zu erkennen. Die Gruppe wandert an seinem Ufer entlang, sieht, wie der Krebsbach in ihm mündet.

Überall in der Wahner Heide ist noch Munition zu finden, die bis heute nicht explodiert ist

„Man müsste den Scheuerbach auffüllen, damit sein Bett nicht mehr so tief liegt“, meint Möhlenbruch, der Forstdirektor im Ruhestand ist. Das würde der Moorrenaturierung und Wasserrückhaltung im Wald helfen. Doch so einfach ist das nicht. In fließende Gewässer darf nicht so einfach eingegriffen werden. Das weiß auch Möhlenbruch. Das Gebiet in direkter Nähe am Ufer darf die Gruppe nicht betreten. „Sie sacken sofort ein und verlieren Schuhe und Strümpfe, wenn sie sich retten wollen“, warnt Urmes. Zudem sei noch überall Munition zu finden, die nicht explodiert sei. „Die Wahner Heide ist der Ursprung er Deutschen Artillerie.“ Zu Beginn der Artillerieübungen hätte sich damals keiner um Blindgänger im Gelände gekümmert. Heute sei dies zum Glück anders.

„Im Studium haben wir noch gelernt, dass Wasser aus dem Wald geleitet werden muss“, erinnert sich Möhlenbruch, Jahrgang 1950, an frühere Lerninhalte. Heute sei genau das Gegenteil der Fall. „Wir müssen der Natur durch Moorrenaturierung und Wasserrückhaltung das geben, was ihr genommen wurde. Dabei helfen auch kleine Schritte, wenn sie zum großen Ziel führen“, so der Umweltschützer. Und das Planitzmoor sei ein gutes Beispiel dafür. Ein Indikator ist übrigens die Moorlilie. Sie zieht sich langsam zurück, wenn sich das Moor erholt, weil sie die nicht so feuchten Randzonen schätzt.