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Vor GerichtMann in Mönchskutte wirft Messer auf OGS-Mitarbeiterin – Troisdorfer angeklagt

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Das Eingangsportal des Bonner Landgerichts. (Symbolbild)

Der Mann ist offenbar seit langem krank, hat viele Jahre Drogen genommen und zeigt laut Gericht eine schon früh aufgefallene psychotische Symptomatik. (Symbolbild)

Der 30-Jährige ist wegen eines Angriffs auf eine Mitarbeiterin der OGS angeklagt – das Gericht prüft die Einweisung in eine Klinik.

Den 15. November 2021 wird eine Mitarbeiterin der Offenen Ganztagsschule in Eschmar wohl so schnell nicht vergessen. Gegen 8.45 Uhr klingelte es an der Haustür, und als sie öffnete, stand sie einem Mann gegenüber, der eine braune Mönchskutte trug.

Dann hob er die Hand, und es flog etwas an mir vorbei.
Mitarbeiterin der Offenen Ganztagsschule

Auf ihre Frage, was er wolle, habe sie als Antwort ein unverständliches Gemurmel gehört. „Dann hob er die Hand, und es flog etwas an mir vorbei“, erinnerte sie sich als Zeugin vor dem Bonner Landgericht.

Dieses „etwas“, das knapp an ihrem Kopf vorbei in den Flur geworfen worden war und auf dem Fußboden aufschlug, war ein stumpfes Messer, mit dem man Butterbrote schmiert. Der Fremde mit dem Mönchsgewand verschwand, die OGS-Mitarbeiterin rief die Polizei und informierte ihre Chefin, die zu der Zeit in Urlaub weilte.

Diese kannte den Mann, denn sie hatte ihn mehrmals des Schulhofs verwiesen, weil er mit dem Skateboard über das Gelände sauste, während dort Kinder spielten. „Er ging klaglos“, sagte die OGS-Leiterin im Zeugenstand.

Angeklagter schon lange psychisch krank

Der Mann ist offenbar seit langem krank, hat viele Jahre Drogen genommen und zeigt laut Gericht eine schon früh aufgefallene psychotische Symptomatik. Die 1. Große Strafkammer muss in einem sogenannten Unterbringungsverfahren entscheiden, ob der 30-Jährige die versuchte gefährliche Körperverletzung in der OGS im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen hat und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird.

Die Polizei hatte nach der Anzeige seine Einzimmerwohnung in Eschmar durchsucht und – wie Bilder aus der Polizeiakte zeigen – sie vermüllt und verdreckt vorgefunden. Das Mönchskostüm zogen die Beamten aus einem Stapel Schmutzwäsche hervor, auf einem Tisch fanden sie Briefe „wirren Inhalts“.

Gesundheitszustand: Prozess wird ohne Beschuldigten fortgeführt

Trotz seiner Krankheit war der Beschuldigte aus der Klinik, in der er zurzeit lebt, ohne therapeutische Begleitung und auch ohne für ihn wichtige Medikamente ins Gericht gebracht worden. Die Kammer versuchte vergeblich, mit ihm zu reden.

Der 30-Jährige beugte sich auf eine Frage zwar mühsam zum Mikrofon, konnte aber keinen klaren Satz sagen. Wegen seines gesundheitlichen Zustands entschied das Gericht, das Verfahren ohne ihn fortzusetzen. An einem weiteren Verhandlungstag soll ein psychiatrischer Sachverständiger gehört werden.