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Eigener Youtube-KanalZwei Troisdorfer Mütter singen in Gebärdensprache

Lesezeit 3 Minuten
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Meike Walcha-Lu (links) und Lucy James setzen als „Singfinger“ – das bedeuten ihre Gebärden –  Lieder in die Gebärdensprache LUG (Lautsprachunterstützendes Gebärden) um.

  1. Die Gebärdensprache ist eine Sprache, die jeder lernen und verstehen kann. Und sie ist nicht nur zum Reden da: Auch singen kann man so ganz hervorragend.
  2. Das haben sich Maike Walcha-Lu und Lucy James zu Herzen genommen und den Youtube-Kanal „Singfingers“ ins Leben gerufen, auf dem sie mit ihren Händen Lieder singen.
  3. Das Video zum Lied „Backe, backe Kuchen“ hat die meisten Klicks.

Troisdorf – Wenn die Familie Walcha-Lu gemeinsam am Esstisch sitzt, dann fliegen die Finger. „Unsere gemeinsame Sprache ist das Gebärden“, erklärt Meike Walcha-Lu: Ihr Mann ist Amerikaner, Tochter Sophie, in England geboren, ist ohnehin zweisprachig. Und der heute vierjährige Sohn kam mit Down-Syndrom zur Welt, er kommuniziert vorwiegend mit Gebärden. Dass man mit den Händen aber nicht nur sprechen, sondern auch singen kann, zeigen Meike Walcha-Lu und ihre Kollegin Lucy James auf ihrem eigenen Youtube-Kanal. Sie arbeiteten sich durch das GEMA-freie deutsche Liedgut, berichten die beiden, die sich „Singfinger“ nennen.

Seit 2013 setzt sich Walcha-Lu mit der Gebärdensprache auseinander. „In England heißt das Makaton und ist unglaublich weit verbreitet.“ Nicht zuletzt Kinder, die zweisprachig aufwachsen, und Menschen mit Beeinträchtigungen profitieren davon. Diese besondere, extrem bildhafte Form der Gebärdensprache (siehe auch Infokasten) erlaubt zudem die Kommunikation mit ganz kleinen Kindern, die noch nicht sprechen können: Wer auf den Bauch zeigt, hat Hunger, auch für die volle Windel oder für Milch gibt es eine Gebärde. „Es gibt Menschen, die hören, aber nicht sprechen können, eine Möglichkeit, sich auszudrücken“, erläutert die Filmemacherin Walcha-Lu.

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Die Gebärdensprache ist vielfach  bildhaft und daher auch schon von kleinen Kindern zumindest in Grundzügen gut zu erlernen.

Erstes Video ging im Oktober 2019 online

„Ich habe mich immer für neue Sprachen interessiert“, berichtet Lucy James von ihrem ersten Kontakt mit Meike Walcha-Lu. „Und auch Gebärdensprache ist eine Ausdrucksform.“ Dabei hat die „lautsprachunterstützende Gebärdensprache“, kurz LUG, bei gleichen Gebärden nicht nur eine andere Zielgruppe als die deutsche oder britische Gebärdensprache. „Die Grammatik ist anders“, sagt Walcha-Lu, „gebärdet wird stets parallel zur gesprochenen Sprache. Eben lautsprachunterstützend und nicht ersetzend.“

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Die Gebärdensprache ist vielfach bildhaft und daher auch schon von kleinen Kindern zumindest in Grundzügen gut zu erlernen.

Mit den Händen zu singen lernte Meike Walcha-Lu in der Gruppe für Kinder mit Down-Syndrom, die sie ab 2015 in England besuchte. Als sie 2018 mit der Familie nach Deutschland zurückkehrte, brachte die Filmemacherin die Idee des Youtube-Kanals mit Liedern mit. Im Kindergarten lernte sie Lucy James kennen, über den Sommer schmiedeten die beiden Pläne. Im Oktober 2019 entstand das erste Video, seit November sind die beiden Troisdorfer Mütter online. „Ich bin wieder dabei, mein schauspielerisches Talent zu entdecken“, sagt Lucy James. Schauspiel und Gesang hat sie studiert, zuvor englische Literatur und Sprache. Inzwischen arbeitet die 48-Jährige als Redakteurin für die Deutsche Welle.

„Backe, backe Kuchen“ hat die meisten Klicks

Zwei Termine in der Woche aber hält sie immer frei für die Arbeit der „Singfinger“: Am Donnerstag singen sie mit Kindern der integrativen Kita „Heidepänz“ am Rotter See, einen weiteren Tag der Woche verbringt das kreative Duo mit Dreharbeiten. „Der erste Dreh war am Tag der deutschen Einheit“, drei Lieder konnten sie damals aufnehmen. Und: „»Backe, backe Kuchen« hat immer noch die meisten Klicks.“

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 Die Gebärdensprache ist vielfach bildhaft und daher auch schon von kleinen Kindern zumindest in Grundzügen gut zu erlernen.

Am ersten Dienstag eines jeden Monats laden James und Walcha-Lu ein Lied hoch, an den anderen Dienstagen stellen sie Wortgruppen vor. Eine Art Lehrstunde, „um zu zeigen, es ist nicht schwierig; das kann jeder lernen“, stellt Lucy James klar. Die Farben, Familie, einfache Verben oder Essen waren schon dran, im Herbst waren die Gebärden zu St. Martin der Renner. Zuletzt standen sie für Karnevalsbegriffe vor der Kamera.

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„Wir sind beide mit Herzblut dabei“, betont Lucy James, „sonst würde man sich die Mühe nicht geben“. Unterstützt werden die Troisdorferinnen von ihren Familien: Die Kinder „gebärden“ den Vorspann zu den verfilmten Liedern, die Ehemänner tragen vor und hinter der Kamera zum Gelingen bei. Daran hat auch die Evangelische Erwachsenenbildung Anteil, die das Projekt unter anderem aus Kollektegeld bezuschusst.

www.youtube.com/c/singfinger