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WirtschaftsförderungSeit 25 Jahren unterstützt Trowista den Wandel in Troisdorf

Lesezeit 4 Minuten
Troisdorf Belebung der Innenstadt
Mehr Grün in der Fußgängerzone wünschen sich die Kommunalpolitiker; dagegen steht der Architekt, der sein Copyright geltend macht.

Besser als ihr Ruf und das Bild, das sie bisweilen abgibt, ist aus Sicht der Wirtschaftsförderer die Troisdorfer Fußgängerzöne Kölner Straße. (Archivbild)

Während die Gewerbe- und Industriegebiete kaum noch Platz für größere Ansiedlungen haben, stehen die Wirtschaftsförderer immer wieder vor Herausforderungen.

Mit zwei Bleistiften und einem Kalender habe er angefangen, erinnerte sich Jürgen Sturm vor Jahren an seinen ersten Arbeitstag bei der Trowista. Wobei „als Trowista“ eher richtig gewesen wäre: Sturm baute  als Geschäftsführer ab 1999 die Troisdorfer Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing GmbH komplett neu auf.

Stadt Troisdorf und fünf Partner tragen die Wirtschaftsförderung

1999 hatten sich die Stadt Troisdorf, die städtische Holding Troikomm, die Kreissparkasse Köln, die VR-Bank Bonn Rhein-Sieg, der Unternehmerclub pro Troisdorf sowie die Werbegemeinschaft Troisdorf Aktiv zur Gründung zusammengetan.

„Ich sah es als Vorteil, dass man Wirtschaftsförderung und  auch Stadtmarketing von Grund auf neu gestalten konnte“, erzählt Jürgen  Sturm heute im Gespräch mit dieser Zeitung. Er habe „keinen Ballast übernommen“. Wohl aber schon damals eine ganze Reihe Herausforderungen, wie Wolf Grönwoldt, Trowista-Geschäftsführer seit 2020, sagt.

Damals stand ein Strukturwandel bevor wie kaum sonstwo in Deutschland
Wolf-Dieter Grönwoldt, Trowista-Geschäftsführer, zum Gründungsjahr 1999

„Damals stand ein Strukturwandel bevor wie kaum sonstwo in Deutschland“, sagte bei einem Gespräch anlässlich des Jubiläums Wolf-Dieter Grönwoldt: Den Abzug der belgischen Streitkräfte aus dem Camp Spich, der Beschluss zur Schaffung des neuen Gewerbegebiets Junkersring und den „Untergang von DN“ nannte er. Außerdem das 1999 erstmals völlig leerstende ehemalige Hertie-Gebäude, später Forum und heute Happy Franky.

Jürgen Sturm war 1999 Gründungsgeschäftsführer der Troisdorfer Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing GmbH.

Jürgen Sturm war 1999 Gründungsgeschäftsführer der Troisdorfer Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing GmbH.

„Troisdorf hat sein Schicksal immer selbst sehr gut in die Hand genommen“, findet Jürgen Sturm in der Rückschau lobende Worte. Grundstücke in der ehemaligen Kaserne Camp Spich und an Junkersring wurden ausgewiesen; die vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die dort oder im heutigen Industriestadtpark angesiedelt wurden, hätten die Jobverluste mehr als ausgeglichen.

Inzwischen sind fast alle Gewerbegrundstücke in Troisdorf verkauft

Mit Stolz könne man zurückschauen, sagt auch Wolf-Dieter Grönwoldt. Der zudem von „Glücksgriffen“ wie der Zusammenarbeit mit dem Unternehmer H.W. Pütz aus Niederkassel spricht, der erheblich zur raschen Entwicklung in Camp Spich beigetragen habe. Inzwischen seien „eigentlich alle“ Grundstücke verkauft.

Der erreichte Branchenmix mache die Stadt resilient gegen Schwankungen, ist der Geschäftsführer überzeugt – auch wenn „deutschlandweit keiner weiß, wohin die Reise geht.“ Mit mehr als 90 Millionen Euro Gewerbesteuer im Vorjahr habe Troisdorf aber das beste Ergebnis seiner Geschichte erzielt.

„Es ging darum, Strukturen zu schaffen und das Negative abzulegen“, beschreibt Jürgen Sturm die Ziele des Anfangs. Die Vernetzung, das Miteinander haben sich auch Grönwoldt und seine inzwischen vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Fahnen geschrieben. Dazu gehört das Kompetenzzentrum Kunststoff bei der Trowista ebenso wie die Nachfolgeexperten oder die Mitgliedschaft im Dachverband Kunststoffland NRW.

Unternehmer sind dem Standort Troisdorf sehr verbunden

Regelmäßige Termine wie Unternehmerfrühstücke und Fortbildungsveranstaltungen gab und gibt es für die Unternehmerinnen und Unternehmer, auch bei der Jubiläumsfeier gab es nicht nur einen Imbiss, sondern überdies einen Fachvortrag. „Die Unternehmer sind sehr mit dem Standort verbunden,“ hat Grönwoldt festgestellt. „Es ist nicht nur eine Investitionssache.“

Damals wie heute ist die Innenstadt eine Herausforderung für die Wirtchaftsförderer. „Das Thema wird uns dauerhaft begleiten“, stellt denn auch Alex anderMiller fest, bei der Trowista für das Thema Digitalisierung zuständig. Er beobachtet einen „Wandel, den man nicht aufhalten kann“. Und auch Grönwoldt sieht, dass sich „ganz viele Rahmenbedingungen verändert“ haben. Es gebe nicht „die eine Lösung“. 

Immerhin ist nun schon im dritten Jahr Citymanager Stephan Frings als Ansprechpartner der Einzelhändler und Dienstleister in der Innenstadt unterwegs. „Kein Geist für die Leute“, wie Alexander Miller betont. Sondern jemand, der jeden kenne. Ein Masterplan Innenstadt soll die City zudem in Schwung bringen.

Programme von Land und Bund fördern Vermietungen in der City

Einig sind sich Miller und Grönwoldt, dass die Fußgängerzone besser sei als ihr Ruf und das Bild, das sie bisweilen abgibt. „In der Masse“ sind laut Grönwoldt die verfügbaren Ladenlokale vermietet. Es gebe aber auch einige Fälle, wo ein Kontakt mit den außerhalb Troisdorfs ansässigen Eigentümergemeinschaften eben nicht zum Ziel einer Vermietung geführt habe.

„Durchstarten in Troisdorf“ steht auf einem Plakat. Der Zusatz lautet:„ Sie haben eine Geschäftsidee?“ Wir haben das Ladenlokal dazu!

Zufrieden ist man bei der Trowista mit dem Erfolg des Programms „Durchstarten“. 

„Sehr stolz“ ist man in den Büros der Trowista über den Erfolg von Programmen, die für einen befristeten Zeitraum Ladenmieten erheblich bezuschussten. Zwölf Vermietungen habe es aus einem Landesprogramm gegeben, immerhin acht Geschäfte oder Dienstleister seien auch nach Auslaufen der Förderung noch dabei. Über ein ähnliches Bundesprogramm wurden bisher zehn Mietverträger bezuschusst. 

Kameras messen die Passantenfrequenz in der Innenstadt

Gute Zahlen haben offenbar auch die Messungen der Besucherfrequenz in der Innenstadt ergeben. „Die Frequenz ist gut“, hat Grönwoldt festgestellt. Aber, so ergänzt Alexander Miller: „Passantenfrequenz heißt nicht Umsatz.“

Wurden bis Ende 2023 Mobilfunkdaten ausgewertet, sind seit Anfang des Jahres spezielle Kameras im Einsatz: Sie erkennen lediglich Silhouetten, Größe und Geschwindigkeit eines Objekts, können Radfahrer und Fußgänger oder Autos auseinanderhalten.

Jeder Cent in die Trowista ist gut angelegt
Jürgen Sturm, Gründungsgeschäftsführer

22 dieser Geräte hängen derzeit in Troisdorfer Geschäften, um das Geschehen vor der Ladenfront zu erfassen. „Wir können dann maßgeschneiderte Angebote machen“, freut sich Grönwoldt; die Ergebnisse seien qualifiziert, „nicht so Gefühltes“: Dann wisse man, welche Wirkung beispielsweise Veranstaltungen entfalteten.

„Wir hoffen, dass wir die Wirtschaftsförderung in den nächsten Jahren so aufrecht erhalten können,“ sagte Wolf-Dieter Grönwoldt. Der im Gründungsgeschäfter Jürgen Sturm einen starken Fürsprecher hat. „Jeder Cent in die Trowista ist gut angelegt“, denn das komme „vielfach  als Gewerbesteuer wieder zurück.“