AboAbonnieren

Bis AprilIn neuer Ausstellung im Troisdorfer Bilderbuchmuseum dreht sich alles ums Wimmelbuch

Lesezeit 4 Minuten
"Bei euch wimmelts wohl!" ist die Mitmachausstellung im Bilderbuchmuseum Burg Wissem in Troisdorf überschrieben. Sie wird am 1. Dezember eröffnet und ist bis zum April 2025 zu sehen.
"Wo ist walter?" heißt die erfolgreiche Buchreihe von Martin Handförd; diese Illustration hat er dem Bilderbuchmuseum gewidmet.

'Wo ist Walter?' heißt die erfolgreiche Buchreihe von Martin Handford; diese Illustration hat er 2024 dem Bilderbuchmuseum gewidmet.

„Bei euch wimmelts wohl!“, heißt die neue Ausstellung in dem Museum auf Burg Wissem. Bis zum April 2025 läuft die Schau für Kinder und Familien.

Der Titel ist Programm: „Bei euch wimmelts wohl!“ ist die neue Ausstellung im Troisdorfer Bilderbuchmuseum in Troisdorf überschrieben. Und Leiterin Dr. Pauline Liesen hofft ebenso wie Museumspädagogin Jennifer Walter-Hammel, dass es in der Burg Wissem ab dem 1. Dezember kräftig wimmelt. Dem Wimmelbuch ist die Ausstellung gewidmet.

Mitmachausstellung hat Tradition in Troisdorf

Seit vielen Jahren beglückt das Museumsteam große und kleine Besucher während der kalten Jahreszeit mit einer Mitmachausstellung, die , so Liesen, „Familien und Kinder aktiv ansprechen“ soll. Schon die ganz Kleinen können an der aktuellen Schau ihren Spaß haben, aber auch die Größeren: Vom Zeigen über die ersten Worte bis hin zum Erfassen größerer Zusammenhänge funktionieren die Wimmelbücher für unterschiedliche Altersgruppen.

Eine Reproduktion eines Gemäldes mit spielenden Kindern.

Ein Wimmelbild aus dem 16. Jahrhundert: 'Die Kinderspiele' heißt das um 1560 entstandene Bild von Pieter Bruegel dem Älteren.

Nicht wegzudenken aus deutschen Kinderzimmern sind die Klassiker des Genres von Ali Mitgutsch, der Ende der 1960er Jahre das Wimmelbuch in Deutschland etablierte und auch prägte. Die Bezeichnung Wimmelbuch lehnte der 2022 im Alter von 86 Jahren verstorbene Künstler ab; nach seinem Verständnis bannte er eben viele einzelne Szenen auf ein Bild.

Eine Idee, die schon Jahrhunderte alt ist, wie die Schau zeigt: „Die Kinderspiele“ von Pieter Bruegel dem Älteren sind als große Reproduktion im Kaminzimmer zu sehen – ein Gemälde von 1560 mit über 200 Kindern und angeblich 83 dargestellten Spielen. In der sakralen Kunst seien vor allem die Darstellungen des „Jüngsten Gerichts“ ähnlich überbordend mit Szenen und Figuren, erklärte Pauline Liesen.

Aktuelle Wimmelbücher spiegeln, so Jennifer Walter-Hammel, die die Ausstellung konzipiert hat, „die alltägliche Welt, die den Kindern bekannt ist.“ Dabei gingen sie schwierigen Themen nicht aus dem Weg. Im Gegenteil, finden doch selbst Entwicklungen wie der Krieg in der Ukraine zügig ihren Weg ins Bilderbuch. „Ganz schnell“ habe Axel Scheffler („Der Grüffelo“) das Thema Corona umgesetzt, sagt die Museumspädagogin.

„Es ist nicht immer die nette und süßliche Kindheit“, betont die Museumsleiterin. Kinder der Gegenwart müssten nicht zuletzt angesichts der Verfügbarkeit von Medien und Nachrichten lernen, mit Schwierigem umzugehen. „Kinder können es ansehen“, so Liesen, „aber die Vermittlungen liegt bei den Erwachsenen.“ Das Bilderbuch lebe davon, „dass man es gemeinsam anschaut.“

Auch Katastrophen wie die Flut im Ahrtal können Bilderbuchthemen sein

Ein eindrucksvolles Beispiel für diese Entwicklung ist im Turmzimmer zu sehen. „Hätte, hätte, Eimerkette“ heißt das Buch von Bille Weidenbach, das „von Flut, Mut und Wiedergut“ erzählt. Die Illustratorin lebt selbst im Ahrtal und zeigt, wie das Unglück in die Welt dort einbrach – aber auch, wie Zusammenhalt helfen kann, die Katastrophe zu überwinden.

Zwei Frauen sitzen auf dem Boden, im Hintergrund hängen Bilderbuchillustrationen an der Wand.

Museumspädagogin Jennifer Walter-Hammel, hier mit Museumsleiterin Dr. Pauline Liesen, hat die Ausstellung konzipiert.

Themen wie Nachhaltigkeit und Diversität haben Einzug in die Wimmelbuchwelt gehalten. Der Bauernhof – eine klassische Wimmelbuchkulisse wie die Baustelle – hat nun einen Hofladen, Konstanze von Kitzing lässt dort muslimische Kundinnen einkaufen; Kinder im Rollstuhl fehlen nicht. „Super“, freut sich Jennifer Walter-Hammel, da fühle sich „jeder gesehen und mitgenommen.“

Troisdorfer Ausstellungsmacherinnen mussten aus vielen Exponaten auswählen

Künstlerinnen wie Isabel Kreitz stellen den Betrachtern ihrer Bücher schwierige Rätsel- und Suchaufgaben, Welterfolge sind die „Wo ist Walter?“-Bände von Martin Handford. Rotraut Susanne Berner erzählt seit 2003 in ihren „Wimmlingen“-Büchern fortlaufende Geschichten durch alle Jahreszeiten – auch das eine Weiterentwicklung des Genres über das reine Betrachten hinaus.

Eine „strenge Auswahl“ musste angesichts dieser Vielfalt das Museumsteam unter den möglichen Exponaten treffen; Illustrationen aus eigenen Beständen und Leihgaben werden gezeigt. Sie hätten die Ausstellungsfläche im Erdgeschoss „wohl dreimal füllen können“, erzählte am Donnerstag Walter-Hammel bei der Vorbesichtigung. Natürlich gibt es auch wieder viele Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden: beim Malen im „Atelier“ oder beim Spielen auf der Baustelle und dem Bauernhof im großen Saal.

Wer es ruhiger mag, kann im Troisdorfer Museum auch Yoga machen

Und für alle, denen das irgendwann zu viel Gewimmel ist, gibt es im Turmzimmer Yogamatten und Anleitungen für Entspannungsübungen. Denn auch die Achtsamkeit hat ihren Weg ins Bilderbuch gefunden.

Die Ausstellung „Bei euch wimmelts wohl!“ wird am Sonntag, 1. Dezember, um 15 Uhr im Bilderbuchmuseum Burg Wissem in Troisdorf, Burgallee, eröffnet. Sie ist bis zum April 2025 zu sehen.