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„Enormes Potenzial“Masterplan soll City stärken – Troisdorf ruft zu Bürgerbeteiligung auf

Lesezeit 3 Minuten
Für die Innenstadt Troisdorf wird ein neuer Masterplan entwickelt; Impressionen aus der Fußgängerzone

In der Breite des Angebots werde der Handel vor Ort mit dem im Netz nicht konkurrieren können, daher komme es auf ein Alleinstellungsmerkmal an, sagt eine Stadtentwicklerin.

Die Troisdorfer Innenstadt soll sich weiterentwickeln. Neben der Hilfe von externen Fachleuten sind auch die Bürgerinnen und Bürger gefragt.

400.000 Artikel hat das größte deutsche Kaufhaus, das KaDeWe in Berlin, im Sortiment. 229 Millionen Artikel kann Online-Gigant Amazon liefern. Mit noch mehr Angebot könne der stationäre Handel da nicht gegenhalten, sagte Katharina Ruhr: „Keine Chance.“ Damit aber die Troisdorfer Innenstadt trotzdem eine Chance hat, sich positiv zu entwickeln, arbeitet die Stadt mithilfe von externen Fachleuten an einem Masterplan.

„Wir brauchen den Mut, vieles neu zu denken und neu zu machen“, sagte Bürgermeister Alexander Biber zum Start der Bürgerbeteiligung. Rasend schnell verlaufe der Strukturwandel, erklärte Katharina Ruhr von der Agentur Stadt und Handeln den Zuhörenden in der Stadthalle. Entwicklungen von zehn Jahren würden auf ein bis zwei Jahre verdichtet.

Troisdorf: Stadthalle, Galerie und Fußgängerzone als Positiv-Beispiele

Trends wie den Wertewandel hin zu Nachhaltigkeit und Teilen anstelle von Besitzen nannte sie, aber auch die Demografie: mit niedrigeren Regalen und breiteren Gängen zum Beispiel für Menschen mit Rollator oder Rollstuhl. Die Individualisierung sei eine weitere Entwicklung, „von allem ein bisschen“, wie bei Galeria Kaufhof „funktioniert heute nicht mehr.“ „Uns interessiert heute Ihre Meinung“, lud Ruhr zum Mitmachen und zur Diskussion ein.

Viel Positives sei in den vergangenen Jahren schon passiert, sagte die Fachfrau und führte Stadthalle, Galerie und Sanierung der Fußgängerzone an. Es fehle aber ein klares Profil: „Wir können nicht in allem super sein“, vielmehr müsse die Suche einem „Alleinstellungsmerkmal“ gelten. Und so verteilten die Gäste an vorbereiteten Stellwänden grüne und rote Punkte.

Für die Innenstadt Troisdorf wird ein neuer Masterplan entwickelt; Impressionen aus der Fußgängerzone

Gut erreichbar finden Befragte die City, sie vermissen aber Spiel- und Grünflächen.

Sie markierten die Areale vor dem City Center oder Kaufland und Bahnhof als Flächen, die sie eher meiden, während sie sich am Fischerplatz oder zwischen Kölner Platz und Ursulaplatz gern aufhalten. Sie gaben gute Noten für die Erreichbarkeit und den Verkehr, während Grünflächen und Spielmöglichkeiten eher schlecht abschnitten. Häufig genannte Anlaufstellen zum Einkaufen sind Peek & Cloppenburg oder der dm-Drogeriemarkt.

Einige Nennungen bestätigen auch die Richtigkeit der Entscheidung, mit der Stadtbibliothek mitten ins Zentrum zu ziehen. Durchweg in der unteren Hälfte lagen übrigens die Bewertungen für Öffnungszeiten, Warenpräsentation und Schaufenstergestaltung in der City. Als „durchwachsen“ lassen sich wohl das Sicherheitsgefühl und die Sauberkeit beschreiben, während Barrierefreiheit und Beleuchtung gut abschnitten.

Troisdorf: Potenzial in den Freiflächen

Dass die Innenstadt mehr sein sollte als ein Einzelhandelsstandort, zeigen die Antworten auf die Frage „Was vermissen Sie in der Innenstadt?“ Wohnraum stand auf einem Post-It ebenso wie ein Spielplatz, ein „cooles Café“ oder ein Co-Working-Space, gemeinsam genutzte Bürofläche.

„Enormes Potenzial“ sähen die beteiligten Stadtplaner in den Freiflächen, sagte Katharina Ruhr. Es gebe aber auch noch Orte ohne eine zugeschriebene Aufgabe wie die obere Kölner Straße, der Pfarrer-Kenntemich-Platz, die Grünfläche vor dem Evangelischen Gemeindehaus oder der Römerplatz. „Lassen Sie es uns doch ausprobieren“, warben die Experten für die Mitarbeit in dem Entwicklungsprozess. Es sei schließlich besser, „einmal hinzufallen, aufzustehen und weiterzumachen“.

Vor allem Anwohner und Hauseigentümer hörten diesen Appell, außerdem einige Vertreter der im Stadtrat vertretenen Fraktionen. Aus dem Einzelhandel indes waren nur drei Teilnehmer erschienen, aus der Gastronomie überhaupt niemand.

Aufruf zur Online-Beteiligung

Alle Troisdorferinnen und Troisdorfer sind noch bis zum 12. April aufgerufen, sich an einer Online-Befragung zu beteiligen. „Bedarfe und Perspektiven“ für die Innenstadt wollen die Planer ermitteln. Eine sogenannte Perspektiven-Werkstatt für die Entwicklung von Zielen und Maßnahmen ist für Mai oder Juni geplant. Daran werden ausgewählte Akteure und Akteurinnen teilnehmen können. Im Juli und August ist wieder die gesamte Troisdorfer Bevölkerung gefragt: Die erarbeiteten Ziele werden dann an einem „Marktstand“ gemeinsam diskutiert.