Wegen einer großen Bestellung von Doping-Ampullen musste sich ein 42-Jähriger aus Troisdorf vor dem Siegburger Amtsgericht verantworten. Der Angeklagte beteuerte, das Paket für einen Nachbarn angenommen zu haben.
Prozess am AmtsgerichtTroisdorfer erhielt Paket mit hunderten Doping-Ampullen per Post
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Für den 42-jährigen Angeklagten aus Troisdorf stand vor dem Siegburger Amtsgericht einiges auf dem Spiel. (Symbolbild)
Copyright: Dieter Krantz
Der Angeklagte ist schmaler geworden. Früher pumpte er seinen Körper nicht nur mit Gewichten, sondern mit verbotenen Testosteron-Spritzen und anderen Substanzen auf. Reste der illegalen Dopingmittel, wenige Milliliter, fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung. Doch vor Gericht saß der 42-jährige Troisdorfer wegen einer großen Bestellung.
Das besagte Paket habe er indes nur für einen Nachbarn angenommen, eine Größe in der Bodybuilder-Szene, im Internet finden sich zahlreiche Fotos. Dagegen sei sein Mandant geradezu schmächtig, sagte sein Verteidiger. Stimmt die Darstellung, hat der Muskelmann im Jahr 2020 über undurchsichtige Kanäle mehrere Hundert Ampullen im Wert von rund 1000 Euro bestellt – unter dem Namen des Angeklagten.
Bundesweite Ermittlungen des Zolls brachten Fahnder auf die Spur des Troisdorfers
Man kannte sich aus einem Troisdorfer Fitnessstudio, aber nicht näher, so der Angeklagte. Der Nachbar habe ihn telefonisch gebeten, die Sendung für ihn anzunehmen. Er habe sich gewundert, dass sein eigener Name im Adressfeld stand, das Paket aber ungeöffnet weitergegeben.
Auf die Spur gekommen waren ihm die Fahnder durch bundesweite Ermittlungen des Münchener Zolls. Die führten zu zwei Männern nach Hannover, die zwischenzeitlich zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden.
42-jähriger Troisdorfer war außerdem wegen Doping-Handels angeklagt
Der Drahtzieher nahm die Bestellungen entgegen – persönlich in seiner Fitness-Coaching-Firma oder in seinen Sportnahrungsläden –, die Bestelllisten und Adressen leitete er per Handy weiter an seinen Mittäter. Der verschickte die Ware per Post. Auf dessen Mobiltelefon fanden sich Name und Adresse des Angeklagten.
Für den vorbestraften und unter Bewährung stehenden 42-Jährigen stand einiges auf dem Spiel, war er doch auch wegen Doping-Handels angeklagt. Doch einiges sprach für seine Version: Der mutmaßliche Besteller, der mittlerweile ins Ruhrgebiet gezogene frühere Nachbar, verweigerte die Aussage, um sich nicht selbst zu belasten. Zudem wies die Menge nicht unbedingt auf einen Handel hin: So viel spritze sich ein Kraftsportler als „Kur“ in einem halben Jahr, sagte der Experte vom Zoll im Zeugenstand.
Troisdorfer hat dem exzessiven Bodybuilding mittlerweile abgeschworen
Richter Dr. Alexander Bluhm stellte das Verfahren ein. Laut Bewährungshelferin habe sich der Angeklagte aus eigener Kraft eine Zukunft aufgebaut, Lehrgänge zum Fitnesstrainer absolviert, sich durch die Corona-Krise allerdings umorientieren müssen und arbeite nun fest in einer Fabrik.
Dem exzessiven Bodybuilding und Körperkult habe er abgeschworen. Für ihn der schönste Schritt in sein neues Leben: „Ich bin verlobt.“