Troisdorf – Während viele Wahlberechtigte womöglich noch überlegen, wo sie bei der Bundestagswahl am 26. September ihr Kreuz setzen, haben die Schüler der Gertrud-Koch-Gesamtschule in Troisdorf ihre Wahl schon getroffen. Am Mittwoch traten rund 260 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen ihren ersten Gang zur Wahlurne an.
Die unter 18-Jährigen dürfen zwar bei der richtigen Wahl nicht mitbestimmen, konnten aber probeweise bei der Juniorwahl ihre Stimme abgeben. Dabei lernten die Heranwachsenden alles Wichtige rund um die Wahl kennen und wählten sogar auf Stimmzetteln wie bei der echten Bundestagswahl.
Zunächst stand die Teilnahme an dem deutschlandweiten Projekt jedoch auf der Kippe, erzählte Lehrer Marvin Domscheit. „Wir haben uns beworben, aber dann hieß es, dass die Plätze bereits belegt sind.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Schließlich konnte die Schule allerdings doch noch mitmachen, da der Förderverein durch den Kauf einer Demokratie-Aktie die Teilnahme finanzierte. Außer der Gertrud-Koch-Gesamtschule in Troisdorf beteiligten sich deutschlandweit über 4500 Schulen an dem Projekt, das die Heranwachsenden für die nächsten Wahlen schulen soll.
Schülerinnen und Schüler setzten sich spielerisch mit Wahlsystem auseinander
„Am Anfang haben wir ausgiebig über das Wahlsystem gesprochen: Was sind Erststimmen, was sind Zweitstimmen?“, berichtete Domscheit, „später konnten wir uns dann gezielter mit den verschiedenen Parteien und Programmen auseinandersetzten“. Dabei halfen auch spielerische Angebote, um sich im Dschungel des Wahlprozesses zurechtzufinden.
Und das kam bei den Jugendlichen offenbar gut an. „Vorher war uns vieles gar nicht bewusst“, schilderte Schüler Martin (14), „durch die Beschäftigung im Unterricht haben wir dann einiges dazugelernt.“ Der 15-jährige David zeigte sich ebenfalls begeistert. „Wir haben viel über die Inhalte der Parteien diskutiert, uns Wahlprogramme angeschaut und dazugelernt. Auch kleine Parteien kamen nicht zu kurz.“
Fünf Bundestagskandidaten beim Hennefer Speed Debating
Rede und Antwort standen fünf Bundestagskandidatinnen und -kandidaten jungen Leuten beim dritten „Hennefer Speed Debating“ – und mussten dabei auf Zack sein und auf langwieriges Ausschweifen verzichten. Denn beim Tempo-Debattieren waren die Begegnungen auf 15 Minuten angesetzt. Jeweils sechs Schülerinnen und Schüler weiterführender Hennefer Schulen trafen online auf Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU), Sebastian Hartmann (SPD), Lisa Anschütz (Grüne), Ralph Lorenz (FDP) und Alexander Soranto Neu (Linke).
Die 13- bis 17-Jährigen hatten sich gut vorbereitet und stellten Fragen zu aktuellen Themen wie Afghanistan, Klimaschutz, Bildung, Digitalisierung, Diskriminierung, Gesundheit und Europa. Eingeladen zum Speed-Debating hatten das Jugendamt sowie die Kinder- und Jugendstiftung Hennef.
Die Veranstalterinnen Maj Kockelmann (Kiju) und Andrea Salar (Stadt) zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Sie hoffen, dass beim nächsten Mal wieder eine Präsenzveranstaltung möglich ist. (kh)
Darüber hinaus diskutierten die Schülerinnen und Schüler intensiv über Wahlwerbespots und Wahlplakate. Gerade Themen wie die Digitalisierung standen bei den unter 18-Jährigen besonders im Blickpunkt.
Am Ende hatten die jungen Wählerinnen und Wähler ein klares Bild der politischen Landschaft – das Ergebnis der Juniorwahl bleibt also spannend. Da es sich um ein bundesweites Projekt handelt, werden die Stimmen erst nach der Bundestagswahl am kommenden Sonntag veröffentlicht. Die Ergebnisse seien aber laut Lehrer Domscheit im Grunde die zweitwichtigste Wahl, da sie ein Stimmungsbild der Jugend wiedergeben.
Auch Hennef hatte ein U-18-Wahl
Die Juniorwahl für Schülerinnen und Schüler gibt es bereits seit dem Jahr 1999 und wird bundesweit in allen 16 Bundesländern abgehalten. Bei der Juniorwahl 2017 erhielt die CDU 27 Prozent, die SPD 19,3 Prozent, die Grünen 17,9 Prozent, die Linke 7,3 Prozent, die FDP 8,8 Prozent und die AFD 6,0 Prozent der Stimmen.
Insgesamt 3490 Schulen nahmen 2017 teil. In diesem Jahr sind es aktuell 4513 Schulen, weitere 959 Schulen hätten gern teilgenommen, 360 Schulen konnten über die Spende von Demokratie-Aktien sich noch beteiligen. Die Ergebnisse dieses Projektes dürfen erst am Montag, 27. September, nach dem amtlichen Ergebnis der Bundestagswahl veröffentlicht werden. Träger des Juniorwahl-Projektes ist der überparteiliche Verein Kumulus, der sich in Bildung, Erziehung sowie Kunst und Kultur engagiert. Schirmherr der Juniorwahl zur Bundestagswahl 2021 ist Wolfgang Schäuble, Präsident des Deutschen Bundestages. Das Projekt wird von Bundestag, Bundesfamilienministerium und Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
In Hennef hat ebenfalls eine U18-Bundestagswahl stattgefunden. 636 Kinder und Jugendliche machten in drei Wahllokalen – im städtischen Kinder- und Jugendhaus, im evangelischen Kinder- und Jugendhaus „Klecks“ sowie im Rathaus – ihre Kreuze. Per Briefwahl nahmen Schüler und Schülerinnen der Gesamtschule Hennef-West, der Gesamtschule Meiersheide, am Kunstkolleg und in der Schule in der Geisbach teil. (dad/kh)