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Sportler aus TroisdorfHanno Rheineck denkt auch mit 73 Jahren nicht ans Aufhören

Lesezeit 5 Minuten

Aus dem Jahr 1968 stammt die Aufnahme eines Sprintstarts des Troisdorfers.

Troisdorf – In der Wohnung von Hanno Rheineck glänzt es: Seine Pokale stehen überall – auf der Fensterbank, dem Wohnzimmertisch und der großen Kommode. Nur auf seinem kleinen Schreibtisch ist noch Platz. Der 73-Jährige, 1,80 groß, schlaksig, im braunem Hemd und brauner Hose, hat seine Wettkämpfe alle gezählt, sagt er. Sein Leben besteht aus Zahlen: zwei Weltrekorde, 19 Mal Deutscher Meister, dreimal Europa- und fünfmal Weltmeister. Alles Siege bei den Senioren, also Läufern über 35.

Seine Senioren-Bestzeiten kennt Rheineck auswendig. 50,46 Sekunden auf 400 Metern im Jahr 1987, 22,6 Sekunden über 200 Meter in der Halle im Jahr 1985 – Weltrekorde vergesse man nicht so schnell, sagt er. Heute läuft er nur noch längere Distanzen. Bisher ist er in 108 Ländern gelaufen. Auf der Bestenliste im Internet können die sogenannten Länderläufer sich vergleichen. Rheineck führt die Liste an. Dem Zweitplatzierten fehlen zwanzig Länder, um ihn einzuholen.

Beeindruckt war der junge Sportler, als er am 15. August 1967 in Helsinki die Läuferlegende Paavo Nurmi treffen konnte.

Der Troisdorfer holt eines von vielen Fotoalben aus seinem Bücherregal und schlägt die erste Seite auf. Rheineck vor einem Triumphbogen, in Pjöngjang in Nordkorea. Er habe lange überlegt, sagt er, ob er in ein Land, in dem Menschenrechte nichts zählen, fahren solle. Und fügt hinzu: „Ich wollte mir einen eigenen Eindruck über die Lage machen.“ Gefallen hat ihm die Freundlichkeit der Menschen, weniger, dass man ihm einen persönlichen Berater zur Seite gestellt hat. „Der Mann hat mich überall hin begleitet. Einmal sogar mit in die Dusche.“

Rheineck gestikuliert wild beim Erzählen und nimmt dabei immer wieder ein anderes Fotoalbum aus dem Regal. Erzählt von einem der anstrengendsten Wettbewerbe, die er gewonnen hat, auf der Chinesischen Mauer. Oder von Israel, wo er sein hundertstes Rennen lief. Vieles klingt, wie schon oft erzählt. Über sein Privatleben redet Rheineck nicht gerne. Verrät nur, dass er in Trier geboren wurde und die Tochter in Siegburg lebt. Dort begann auch seine Sportkarriere bei einem 100-Meter-Lauf, zu dem ein Schulfreund den 17-Jährigen mitgenommen hatte.

Der sportliche Ruhestand ist für Hanno Rheineck noch kein Thema, auch wenn seine Trophäen-Sammlung mehr als stattlich ist. 

„Ich hatte keine Ahnung vom richtigen Start“, erinnert sich Rheineck, „und auch keine richtigen Laufschuhe an.“ Er gewann das Rennen in 12,3 Sekunden. „Ein Jahr später bin ich die Strecke schon in 11,1 Sekunden gelaufen.“ Später waren es nur noch 10,5 Sekunden. Rheineck wird erst spät von professionellen Trainern entdeckt. Es folgen Jahre des Wettkampfs, Trainierens und Durchhaltens. „Auf der 400-Meter-Strecke hatte ich meine meisten Erfolge, dabei habe ich sie gehasst“, sagt er .

Jede Menge Medaillen und Ehrungen erlief der 73-Jährige, die mit Nadeln gespickte Karte bezeugt, wo er schon überall startete.

So belegte er 1974 bei den Deutschen Hallenweltmeisterschaften in München den vierten Platz mit der 4x400-Meter-Staffel. 1987 stieg er schließlich – nach einem Achillessehnenriss – auf Langstrecken um.

Auf seine Sportkarriere alleine hat sich der Troisdorfer nie verlassen. Nach seinem Lehrerstudium in Bonn unterrichtete er an verschiedenen Grundschulen in Siegburg unter anderem Deutsch und Sport. Das hielt ihn aber nicht von Wettkämpfen in ganz Europa ab. Die 47 Nadeln auf einer Karte in seinem Flur zeigen, dass er hier schon überall mehrfach war. „Erst danach“, sagt Rheineck, „bin ich in die weiter entfernten Länder gereist.“ Seine Flüge finanziert Rheineck selbst. „Heute wird jeder gesponsert. Sponsoren für Laufschuhe oder Sportbekleidung hatte ich noch nie.“

Das Laufen interessiere ihn ohnehin nicht primär, das Interessanteste sei die Begegnung mit anderen Kulturen. Per E-Mail hält er Kontakt zu vielen Menschen auf der Welt. Rheineck versucht auch, sein ehrenamtliches Engagement mit seinen Reisen zu verbinden. So habe er wegen seiner „langjährigen Freundschaft“ mit einem Kardinal aus der Demokratischen Republik Kongo viele Benefizkonzerte organisiert. Um die 45 000 Euro seien so zusammengekommen. Den heutigen Wettkampfsportlern kann der Langstreckenläufer nichts abgewinnen.

Die Trophäensammlung des Sportlers. 

Er und seine Mitstreiter seien damals bis zu sieben Sprint-Wettbewerbe an einem Tag gelaufen, über die Anforderungen von heute könne er nur lachen. Allerdings läuft Rheineck auch nur noch zwei bis drei Mal in der Woche. Und er weiß: „Irgendwann wird der Lauf vorbei sein.“ Der Gedanke daran sei nicht schön. Aber dann könne er sich mehr auf seine zehn Ehrenämter konzentrieren. Schließlich fällt Rheineck doch ein, wie viele Wettbewerbe er bestritten hat: „Es müssten gut 2000 gewesen sein.“

Tipps von Hanno Rheineck

1. Langsam beginnen

Wer mit dem Laufen beginnt, sollte seine Leistung langsam steigern. Am Anfang erst einmal nur 50 Meter laufen, dann sollte man ins Gehen wechseln. Das mehrmals wiederholen.

Von Woche zu Woche sollte sich die Streckenlänge langsam erweitern, also 100 Meter laufen, 100 Meter gehen usw. Bis man eine Minute am Stück laufen kann. Dann 5 Minuten und so weiter. Immer so, dass man nicht außer Atem kommt und sich jederzeit mit einem Mitlaufenden unterhalten kann. Die Kondition steigert sich mit jedem Lauf. Irgendwann können auch längere Strecken ohne Probleme gejoggt werden.

2. Gemeinsam erfolgreich sein

Am besten schließen Sie sich einem Lauftreff an. Dort werden auch Anfänger behutsam ans Laufen und Walken herangeführt. Auch im RS-Kreis gibt es viele engagierte Sportler.

3. Die richtige Laufstrecke

Wechseln Sie öfter die Laufstrecke. Meine Laufstrecke ist unterschiedlich. Schön ist es, an der Agger oder an der Sieg entlang zu laufen.

Strecken in der Leichtathletik

In der Leichtathletik wird zwischen Kurz- Mittel und Langstrecken unterschieden. Zu den Sprints zählen Strecken ab 50 bis 400 Meter. Hier ist vor allem die hohe Geschwindigkeit nach dem Start entscheidend.

Mittelstrecken sind zwischen 800 und 1600 Metern lang. Bei den Olympischen Sommerspielen gibt es 800 und 1500 Meter-Läufe.

Die Langstrecken beginnen ab 2000 Meter. Marathons können unterschiedlich lang sein.

Die 1921 vom internationalen Verband der Leichtathletik festgelegte Streckenlänge beträgt 42,195 Kilometer. Ein Halbmarathon beträgt genau die Hälfte. Strecken, die länger als die eines klassischen Marathons sind, nennt man Ultramarathon.