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Ladies NRW InternationalHinter den Kulissen des landesweit größten Tennisturniers in Troisdorf

Lesezeit 4 Minuten
Eine Tennisspielerin schlägt den Ball.

Lucía Cortez Llorca aus Spanien gewann ihr Match beim „Ladies NRW International“ in Troisdorf.

Noch bis zum 2. Juni findet in Troisdorf eines der bedeutendsten Tennisturniere der Damen statt.

Noch bis Sonntag, 2. Juni, findet in Troisdorf das größte und bedeutendste Damentennisturnier von Nordrhein-Westfalen statt. Das „Ladies NRW International“ gehört zur World Tennis Tour des Internationalen Tennis Verbandes, immerhin 50 Weltranglistenpunkte werden hier vergeben.

Damit bei Gastgeber TC Rot-Weiß Troisdorf großes Tennis gespielt werden kann, ist eine Menge Organisation nötig. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen und erfahren, was alles für einen reibungslosen Turnierablauf wichtig ist – vom morgendlichen Blick auf die Wetter-App bis zum Auszahlen des Preisgeldes.

Die Spielerinnen

Das Turnier ist im Internet als Veranstaltung gelistet, dort melden sich die Spielerinnen an. Die 20 in der Weltrangliste am besten platzierten Spielerinnen sind automatisch beim „Ladies NRW International“ dabei. Zusätzlich werden 32 Qualifikationsplätze vergeben, wovon sich acht Spielerinnen für die K.-o.-Runde qualifizieren können. Außerdem werden vier Wildcards vergeben, gerne an talentierte Nachwuchsspielerinnen.

Das Wetter

Ein Blick auf die Regenradar-App im Handy ist schon am frühen Morgen unabdingbar. Am Mittwoch musste das Turnier wegen heftiger Regenfälle für zweieinhalb Stunden unterbrochen werden. Die Platzwarte konnten die mit Pfützen übersäten Felder wieder trocknen. Der Turniertag endete später, Überstunden waren angesagt.

Der Turnierdirektor

Turnierdirektor Marc Raffel (60), gebürtiger Kölner, ist diplomierter Sportlehrer. Er stemmt das Turnier, das er zur „2. Liga im Welttennis“ zählt, mit zwei Angestellten und sechs Honorarkräften. Um sieben Uhr ging an Fronleichnam sein Wecker. Auf der Fahrt von Köln nach Troisdorf führte er die ersten Telefonate mit der Turnierleiterin und Vereinspräsident Uwe Maaß.

Zwei Männer sitzen auf eine Bank, einer telefoniert, einer applaudiert.

Uwe Maaß und Marc Raffel (r.) beim Turnier, das Telefon hat der Turnierdirektor immer dabei.

„Ich bin mit meiner Sportagentur auch wirtschaftlich verantwortlich und gleichzeitig das Scharnier zwischen dem gastgebenden Tennisverein TC Rot-Weiß Troisdorf, den Sponsoren und Geldgebern sowie den Sportlerinnen. Ich muss dafür sorgen, dass die Kommunikation reibungslos läuft“, sagt Raffel. „Ich möchte, dass ein Gemeinschaftsgefühl entsteht, vom Profi-Schiedsrichter bis zu den Ballkindern.“

Die Turnierleitung

Julia Mackowiak hat Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Sportmanagement studiert. Die gebürtige Bremerin ist verantwortlich für den Bereich „Players Services & Hospitility Management“. Sie organisiert den Shuttle-Service vom Flughafen, Bahnhof oder Hotels zu der Sportanlage in der Carl-Diem-Straße. Ob Tennisbälle, Wasserflaschen oder Handtücher – Julia Mackowiak kümmert sich. Nähert sich ein langer Turniertag seinem Ende, geht es für sie noch einmal richtig rund: „Nach dem letzten Spiel ist klar, wie der nächste Tag aussieht. Dann geht das Gedränge um die Slots auf den Trainingsplätzen los“, schildert die 27-Jährige, die sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. „Ich teile ein, der Tag ist immer eng durchgetaktet.“

Die Technik

Wenn kein Strom fließt, die Lautsprecher einen Regenschutz brauchen oder die Beschallung ausfällt, wird Jürgen Tafel gerufen. Der 58-Jährige ist gebürtiger Troisdorfer und seit über 50 Jahren Mitglied bei Rot-Weiß Troisdorf. „Es gibt Jahr für Jahr mehr Nachfrage für Stromanschlüsse“, berichtet er. Hier ein Waffeleisen, da die Kühlung für den Bierwagen, dort das Wohnmobil für die Medien. Auch um Schläger zu bespannen, braucht es Strom. Genauso wie für die Streaming-Dienste.

Ein Mann überzieht einen Lautsprecher mit einem blauen Plastikbeutel.

Eine Regenhülle für die Lautsprecher: Auch dafür ist Jürgen Tafel verantwortlich.

Der Moderator

WDR-Moderator Stephan Kaußen kommentiert das Turnier, führt die Siegerinnen-Interviews und hat internationale Gesprächspartnerinnen vor dem Mikrofon: „Sie kommen aus Argentinien, Russland, der Türkei, Spanien oder USA. Und alle loben die familiäre Atmosphäre beim Turnier in Troisdorf.“ Mehr noch: Die Platzanlage sei eine Oase der Ruhe mit professionellen Rahmenbedingungen. „Im Clubheim laufen auf dem Bildschirm parallel die French Open in Paris. Dort sieht man teilweise Spieler und Spielerinnen, die in den letzten Jahren hier in Troisdorf aufgeschlagen haben“, so der 54-jährige Medienprofi.

Das Preisgeld

Das Preisgeld beim „Ladies NRW International“ beträgt 50.000 Euro. Davon werden die Tennisspielerinnen wie das 20-jährige deutsche Talent Nastasja Schunk bezahlt, die aber bereits in der ersten Runde (Achtelfinale) gegen die deutsch-polnische Qualifikantin Gina Feistel die Segel streichen musste. Auch die Schieds- und Linienrichter wollen bezahlt werden. All das liegt in der Verantwortung von Sylvia de Voss (57): „Ich bin Tennisliebhaberin aus Leidenschaft. Dafür bin ich seit letztem Sonntag täglich zwölf bis 14 Stunden auf den Beinen.“

Eine blonde Frau sitzt an einem Schreibtisch und überreicht einer Spielerin etwas.

Sylvia de Voss (l.) ist für das Preisgeld beim großen NRW-Turnier der Damen in Troisdorf verantwortlich.

Die Zahlen

2500 Tennisbälle werden verschlissen. Die Siegerin erhält 7500 US-Dollar Preisgeld. 300 Übernachtungen für Spielerinnen und Funktionsstab werden benötigt, die acht Shuttle-Fahrzeuge legen bei ihren Chauffeurfahrten rund 15.000 Kilometer zurück. Über 1000 Liter Wasser werden an die Spielerinnen ausgegeben. Fast 1000 Essen gehen über den Tisch, gerne wird Pizza bestellt. Die Gesamt-Zuschauerzahl von 4000 Tennisfans aus dem vergangenen Jahr wird dieses Jahr regenbedingt wohl nicht erreicht. Aber 750 Zuschauer zum Finale am Sonntag, 2. Juni, 13 Uhr, werden erwartet. Zuvor gibt es ab 11.30 Uhr noch eine Matinee der Musikschule Troisdorf.