Gertrud-Koch-Gesamtschule SieglarSchüler inszenieren Theaterstück zu Edelweißpiratin
Troisdorf – Den Namen Gertrud Kochs trägt seit einem Jahr die Gesamtschule in Sieglar: Eine der „Edelweißpiraten“, die sich mutig den Nationalsozialisten entgegen stellten (siehe „Die Edelweißpiratin“). Was bedeutete das damals? Und was kann uns das heute noch sagen? Antworten auf diese Fragen suchten – und fanden – 13 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule in einem bemerkenswerten Theaterprojekt.
Die Edelweisspiratin
Gertrud „Mucki“ Koch wird am 1. Juni 1924 in Köln geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird der Vater als Kommunist verhaftet, 1942 stirbt er im Konzentrationslager. Seine Tochter, schon als Schulkind Mitglied bei den „Roten Pionieren“, weigert sich, dem „Bund Deutscher Mädel“ beizutreten, engagiert sich bei den Edelweißpiraten. Diese verweigern sich dem totalitären Regime, stellen sich gegen den Nationalsozialisten. Ab 1941 werden „Piraten“ radikal verfolgt. Dennoch beteiligt sich „Mucki“ weiter an Aktionen, verteilt Flugblätter und malt Parolen auf Züge.
1941 und 1944 wird Gertrud Koch verhaftet und im Kölner EL-DE-Haus gefoltert. Aus dem Konzentrationslager, wo sie insgesamt neun Monate inhaftiert war, gelingt ihr die Flucht. Andere Mitstreiter wurden von den Nationalsozialisten ermordet. (dk)
„Es gab kein fertiges Stück“, sagte Ulrike Baartz vom Kölner Theater „ImPuls“, das vier Tage mit den Jugendlichen aus der neunten und zehnten Klasse gearbeitet hatte. Vorangegangen war ein Besuch im Kölner EL-DE-Haus, wo im Keller die Zellen der Gestapo eindrucksvolles Zeugnis ablegen. „Danach hatten die Schüler schon ein paar Eindrücke“, so Baartz.
Aktuelle Bezüge zu Diskriminierung heute
Während der täglichen Proben – den Unterricht müssen die Akteure, die sich freiwillig gemeldet hatten, nachholen – entwickelten sie gemeinsam den Text: Sie zitierten die Graffiti von den Zellenwänden in Köln („Der Tod hat kalte Hände“), ließen Nazi-Propaganda durch die Aula dröhnen und zitierten aus Aufsätzen über „die Rolle der deutschen Frau“.
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Schon im Klassenzimmer beginnt der Widerstand von Gertrud Koch – „ihre Rolle ist nicht, Kinder zu kriegen, damit Hitler sie im Krieg sterben lässt“ –; mutig verteilen sie und ihre Mitstreiter Flugblätter, bis sie erwischt und verhaftet werden. „Irgendjemand muss es tun“, erklären die jungen Widerstandskämpfer tapfer. Dass Ausgrenzung, Mobbing oder das Ausschließen von Menschen, auch heute noch aktuell sind, zeigte der zweite Teil des Stücks, dessen Zustandekommen der Förderverein der Schule und die Stiftung „Ein Herz lacht“ ermöglichten.
Mut ist, auch mal Schwäche zu zeigen
„Schon wieder zu spät“ kommt diesmal nicht Gertrud Koch, sondern eine Schülerin, die wegen ihres Nachnamens gehänselt wird, bis einige Klassenkameradinnen die Stimme dagegen erheben. In der U-Bahn ist das ältere Ehepaar bedrängt, wird dank der couragierten Mitfahrer aber den Quälgeist wieder los. Antwort auf die Frage, was denn Mut ist, gibt das Finale: „Eigene Fehler einzugestehen, auch mal Schwäche zu zeigen“, aber eben auch „anderen helfen, wenn man selber in Gefahr ist“ und nicht zuletzt: „sich zu widersetzen“.
Als „hochkonzentriert und motiviert“ haben Ulrike Baartz und ihr Kollege Jörg Fabrizius die jungen Darsteller erlebt. Viele hätten während der nur vier Probentage eine tolle Entwicklung erfahren. „Ich war so nervös“, gestand Francesca nach der Aufführung in der Aula; „richtig krass“ fand auch Elvira, was in so kurzer Zeit zu leisten ist: „Wir sind sonst die Leisen.“ Über die neue Erfahrung freuten sich Aaron und Angelina, Kimberley ist sicher, dass das Projekt nachwirkt. „Man nimmt davon was in sein Leben mit.“