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Werke aus BelgienKunsthaus Troisdorf zeigt die düstere Seite des Alltags

Lesezeit 3 Minuten
„Im Gleichschnitt marsch!“ Ein Objekt von Roland Groteclaes im Kunsthaus Troisdorf.

„Im Gleichschnitt marsch!“ Ein Objekt von Roland Groteclaes im Kunsthaus Troisdorf.

Neun belgische Künstler stellen gemeinsam im Kunsthaus Troisdorf aus - Schau ist bis September zu sehen.

Im Osten von Belgien hat man anscheinend das Lachen nicht verlernt. Bildmächtig, originell und humorvoll präsentieren sich neun Künstlerinnen und Künstler aus dem deutschsprachigen Teil des Nachbarlandes im Kunsthaus Troisdorf.

Exemplarisch dafür stehen die Installationen von Andrea Radermacher-Mennicken, die die düstere Seite von Alltagsgegenständen entschlüsseln: Da enthüllt ein aufgerüsteter Kleiderbügel sein ganzes Gefährdungspotential, geben Schmuckteller fragwürdige Lebenshilfe und erweist sich ein Baseballschläger als eine geradezu fluffige Angelegenheit. Noch einen Gang höher schaltet Roland Groteclaes mit seinen Objekten: Die Metallinstallation „Trinitäterä“ zeigt drei sonderbare Heilige irgendwo zwischen Pasolini und Tarantino, der stilisierte Bücherschrank ist „im Gleichschnitt Marsch“, sogar ein Kruzifix schafft einen subtilen Dreh ins Gotteslästerliche. Das zwingt zum genaueren Betrachten – und zum Schmunzeln.

Ausstellung im Kunsthaus Troisdorf: Werke führen die Betrachter gekonnt in die Irre

Irgendwo zwischen den Welten ist Didier Scheuren. Da verklumpen ausrangierte Luftballons als trauriges Überbleibsel einer Wasserschlacht oder dient eine Starkstromleitung als Kraftquelle: In all dem sieht Scheuren „Momente einer individuellen Resonanz“. Willi Filz kommt aus der Reportage-Fotografie und verhehlt das auch nicht. Er zeigt eine Fotoserie mit der schönen, aber spröden „MaRia“, der er einen melancholischen Unterton mitgibt. Boogie Hebel schickt die Betrachter in ein röhrenartiges Labyrinth, beherrscht aber auch kraftvolle und raumgreifende Arbeiten, die mit ihrem Schwung an Kalligrafisches erinnern.

Didier Scheuren neben einer seiner Arbeiten.

Didier Scheuren neben einer seiner Arbeiten.

Auch Romain Van Wissen führt das Publikum gekonnt in die Irre: Gedeckte Farben als Hintergrund kontrastieren mit grellen Neontönen, darin detailreich ausgearbeitete Personendarstellungen, die aus dem Panoptikum der Popkultur entlehnt scheinen. Das sieht verdächtig nach Collage aus, ist es aber nicht. Gegenständlich malt Eleonora Weber, mal inspiriert durch Schauspiel, mal durch den weiblichen Körper, während Boris Servais eine Porträtserie neuer Denker als Ausdrucke digitaler Malerei ausstellt. Hier dienen die Porträtierten als Kraftquelle fulminanter Farbigkeit, die durch die gewählte Technik einen eigenen Look bekommen.

Kunstvermittlerin Sabine Klement sprach zur Eröffnung der Ausstellung von einem „qualitätvollen, spannenden Querschnitt“, was fast ein bisschen untertrieben ist, so facettenreich und gelegentlich subtil anarchistisch stellt sich die Kunstszene Ostbelgiens dar, zu der Marc Kirschvink, Resident im Kunsthaus Troisdorf und selbst aus Ostbelgien stammend, den Kontakt hergestellt hatte. Im Januar erfolgt der Gegenbesuch, dann werden die Künstler des Kunsthauses im Alten Schlachthof in Eupen ausstellen.

Den Troisdorfern gelingt mit der Ausstellung ein fulminanter Start in die zweite Jahreshälfte

Für die Troisdorfer ist damit ein fulminanter Start in die zweite Jahreshälfte gelungen, zu dem auch die in der Sommerpause frisch geweißten Wände und der sanierte Fußboden im Kunsthaus beigetragen haben dürften.

Die Ausstellung „Transfer 4“ ist bis zum 22. September jeweils samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 02241/1261581 im Kunsthaus Troisdorf, Mülheimer Straße 23, zu sehen.