WeinfestWein ohne Alkohol liegt in Siegburg im Trend

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Menschen sitzen beim Weinfest in Siegburg auf Bierbänken.

Weinfest in der Innenstadt von Siegburg.

Die Winzer haben sich auf das Angebot wegen steigender Nachfrage eingestellt.

Alkoholfreier Wein wird immer beliebter. Das konnte man auf dem Weinfest in Siegburg beobachten. Am Stand von Winzermeister Steffen Lantes aus Klüsserath an der Mosel gab es Rosé und Weißwein ohne Alkohol. Der 28-Jährige hat vor drei Jahren den Familienbetrieb in der achten Generation übernommen. „Ich habe als Test dieses Jahr 160 Flaschen alkoholfrei produziert. Nach zwei Weinfesten konnte ich jetzt nur noch wenige Kisten mit nach Siegburg nehmen, hoffentlich reichen die“, sagte Lantes am Eröffnungstag über die unerwartete Nachfrage. Der Rosé ohne Alkohol sei am Stand beliebter. Aus einem Nischenprodukt sei ein fester Bestandteil der Karte geworden.

Christoph Weinbach aus Ober-Flörsheim hat Weinanbau studiert. Der Ingenieur für Önologie hat die alkoholfreien Tropfen seit vier Jahren im Programm. „Ich habe mit Chardonnay angefangen, bin dann aber zum Riesling gewechselt“, erzählt der Winzer. Diese Rebsorte sei mit ihrer feinen Petrolnote besser für den alkoholfreien Wein geeignet. Die Nachfrage steige von Jahr zu Jahr. Die 1000 Flaschen aus seinen Weinbergen gingen immer gut weg.

Sabine Peitz schenkt ein Glas Traubensaft Sprizz ein.

Sabine Peitz setzt auf alkoholfreien Traubensaft Sprizz.

Sabine Peitz aus Wallhausen schenkt eine interessante Variante alkoholfreien Seccos aus: Ihr „Traubensaft Sprizz“ ist mit Kohlensäure versetzt und eine echte Alternative. Thomas Grosch aus Wallertheim geht auch mit dem Trend zum Alkolfreien. Er hat hat 700 Flaschen Secco „Hanni“ und 700 Flaschen Weißwein „Phipps“ gekeltert. Die Bezeichnung ergibt sich aus den Spitznamen seiner beiden Kinder, die in der weiterführenden Schule sind und am Stand eifrig mithelfen.

Alkoholfreier Wein wird stark erhitzt, damit ihm der Alkohol entzogen werden kann

Grosch berichtet, bei der Herstellung des alkoholfreien Weines habe sich in den vergangenen Jahren viel getan. Vor zehn Jahren sei er noch auf 70 Grand erhitzt worden, und der Alkohol sei mit spezieller Filtration herausgenommen worden. Heutige Verfahren gewährleisteten dies schon bei 28 Grad, was deutlich schonender sei und die Qualität „wirklich verbessert“ habe.

Winzer Ralph Kirchner aus Freinsheim hat eine andere Meinung zu alkoholfreien Tropfen: „Im Prinzip ist das Kochwein, der langweilig schmeckt“, lautet sein wenig schmeichelhaftes Urteil. Das Spiel mit den Nuancen der Traube sei bei alkoholfreiem Wein nicht möglich, sagt der „Winzer aus Leidenschaft“, wie er sich bezeichnet.

Winzer kritisieren die hohen Gebühren und Nebekosten für das Weinfest 2024 in Siegburg

Geschmack komme da nicht ins Glas. Ein anderes Problem hat Biowinzer Holger Götz aus Uelversheim: „Ich kann keinen alkoholfreien Wein anbieten, weil die Herstellung nicht den strengen Vorschriften unseres Verbandes Ecovin entspricht.“ Im Prinzip sei er ihm gegenüber jedoch aufgeschlossen: „Wenn es irgendwann möglich ist, dann bin ich auch dabei.“

Alkoholfrei gibt es in Siegburg als Weißwein oder Rosé.

Alkoholfrei gibt es in Siegburg als Weißwein oder Rosé.

Die Stimmung beim Weinfest in der Siegburger Innenstadt war am Eröffnungstag gut. Allerdings gab es auch kritische Töne: „2600 Euro Standgebühr, dazu noch Nebenkosten wie Werbepauschale und Ausschankgenehmigung sind ein stolzer Preis“, monierte ein Winzer. Rechne man noch die Mehrwertsteuer von 19 Prozent hinzu und die Übernachtung von 500 Euro, bleibe unterm Strich nicht viel übrig. Das bestätigten andere Winzer auf Nachfrage. Das Preisniveau habe einen Punkt erreicht, an dem an sich überlegen müsse, ob man im nächsten Jahr noch in Siegburg dabei sei. Andere Weinfeste seien durchaus preiswerter für die Winzer. Man müsse jetzt sehen, wie sich die Umsätze an diesem Wochenende entwickelten.

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