Neuer Spielplan: Bis zum Juli 2025 können die Schauspieler im leerstehenden Galeria-Gebäude an der Kaiserstraße auftreten.
Studiobühne zieht in den KaufhofDie Premiere nimmt sich René Benko vor
„Aus einem Provisorium etwas Schönes machen, das können wir“, sagt Theaterleiter René Böttcher zuversichtlich, und für die Studiobühne auf Zeit im Kaufhof tickt jetzt die Uhr: Am 14. September ist Premiere auf der dritten Etage im leer stehenden Warenhaus.
Gemeinsame Kraftanstrengung für das Siegburger Theater
Binnen kürzester Zeit gelang es dank einer gemeinsamen Kraftanstrengung des Theaters, der Stadtbetriebe, des Immobilienverwalters RME und der Bauaufsicht der Kreisstadt, die Interimslösung zu realisieren. Böttcher und der Vorstand der Stadtbetriebe André Kuchheuser unterzeichneten einen Untermietvertrag, wobei die Theaterleiter aber lediglich etwas zu den Nebenkosten beisteuern müssen.
Wie berichtet, hatten die Studiobühne, die Schauspielschule sowie das Kinder- und Jugendtheater Tollhaus ihre angestammten Räume wegen der Sanierung des VHS-Studienhauses verloren und wurden am Turm auf dem Phrix-Gelände einquartiert. Dort gibt es keine große Bühne.
Vor Ort sind schon einige Stühle für das Publikum zu sehen und Teile der Traverse für Bühnenscheinwerfer. In den kommenden Tagen wird dort reges Treiben herrschen, und viele Ehrenamtler werden mit anpacken, aus dem Verein Theaterschatz und auch vom Kinder- und Jugendtheater Tollhaus. Mit Vorhängen wird der eigentliche Bühnenraum als schwarzer Kubus abgetrennt, davor ein Foyer mit einer Bartheke geschaffen.
Siegburger Studiobühne plant kein edles Chichi
„Wir planen kein edles Chichi“, betont Böttcher, „das Edle ist unser Programm.“ Mit 350 Quadratmetern wird etwa ein Drittel der Warenhausetage genutzt. Der Zugang ist nur von außen möglich, über die Treppen und den Aufzug des Parkhauses sowie direkt vom Parkdeck aus. Die Rolltreppen nach unten sind durch ein schweres Rolltor verschlossen.
Noch vor einem Jahr bangte Böttcher darum, überhaupt einen Spielplan realisieren zu können, jetzt nannte Details zur Premiere, die auf den neuen Ort zugeschneidert ist: Christoph Wolff, noch unlängst als trinkfester Butler in Dinner for One zu sehen, schlüpft in die Rolle von niemand geringerem als René Benko, dem das Kaufhof-Ende maßgeblich zu verdanken ist. Aber wohl nicht nur: „In der Struktur war das, was geschehen ist, kein Hexenwerk“, sagt Böttcher. „Trotzdem schüttelt man den Kopf. Zu viele hatten die Hoffnung, mit verdienen zu können.“
Wie Kaufhof-Monopoly auch in Siegburg gespielt wurde
„Kaufhof Monopoly – eine Anleitung, wie werde ich Milliardär“, verspricht die Ankündigung. Markus Menhofer, Pädagoge an der Schauspielschule, schrieb dazu ein Stück von Calle Fuhr für Siegburger Verhältnisse um.
Bis Juli 2025 kann die Etage genutzt werden, länger nicht, aus juristischen Gründen, so Kuchheuser. Die Fraktionen von CDU und Grünen im Rat hatten die Stadtbetriebe eingeschaltet, nachdem Böttcher auch in der Zeitung öffentlich um Hilfe bei der Suche nach einer Bühne gebeten hatte.
„Das Theater braucht nicht nur Planungssicherheit, sondern muss auch Geld verdienen“, betont die Fraktionschefin der Grünen Astrid Thiel. Jürgen Peter, zweiter Vorsitzender der CDU-Fraktion, sieht einen zusätzlichen Erfolg: Mit der Studiobühne komme wieder Leben in eine tote Immobile in der Innenstadt. Vorgesehen ist, dass der Theaterschatz 2028 in sein neues Domizil am Bildungscampus Neuenhof zieht. Kuchheuser sagte zu, bis dahin weiterhin bei der Unterbringung des Theaters zu helfen.
Der Spielplan sieht nach dem Kaufhof-Monopoly auch die Weiterführung der Reihe „Zwischen Lackschuh und Lippenstift“ vor, die Komödie „Offene Zweierbeziehung - Von Monogamie und anderen Märchen“, „Liebe satt“, einen musikalischen Abend, der dem Rätsel der Liebe auf den Grund geht, „Dinner for One“ und nach weiteren Aufführungen im Johannisgarten auf dem Michaelsberg ab November auch „Dornröschen“.
„Einige Nachrichten aus dem All“ verspricht das absurde Theaterstück „Weltraumschrott, alles Weltraumschrott“. „Eine Nacht so groß wie wir“ ist ein Jugendstück ab 14 Jahren um eine Abschlussparty ins Ungewisse zwischen Abschied und Aufbruch. Mit Horst Stöcker am Plattenteller wird in einer „Ostbar“ der Tag der Deutschen Einheit begangen, mit Spezialitäten wie Soljanka und selbstgemachtem Eierlikör. Zudem bietet Böttcher einen Workshop über die Kunst an, ein guter Zuschauer zu sein.
Der neue Spielplan der Studiobühne Siegburg beginnt am 14. September
Böttcher will die neue Bühne auch Bürgerinnen und Bürgern für eigene Zwecke zur Verfügung stellen, Inszenierungen oder auch Lesungen. Zudem solle es eine U18-Cocktailparty geben und ein Projekt „Zeitzeugen zum Niedergang des Kaufhofs“, für das er unter anderem ehemalige Angestellte gewinnen will. Nähere Informationen und Termine im Internet.
André Kuchheuser ist sicher, dass die Bühne für das eine oder andere Aha-Erlebnis gut sein wird. Immerhin sei der Kaufhof viele Jahre eine Siegburger Institution gewesen.