Seit 2008 führt Bernd Wysk aus Sankt Augustin einen Fachhandel für Querflöten. Zum jüngsten Tag in einem Querflötenensemble kamen jetzt über 70 Flötistinnen und Flötisten nach Siegburg.
Über 70 QuerflötenEngelschor wehte durch Siegburger Kirche
Zahlreich sind die Vorurteile und die schlechten Witze. Und bei einer Mehrheit der Menschen endet die Flötenkarriere nach dem Unterricht auf der Blockflöte. Nicht so bei Bernd Wysk aus Sankt Augustin, der seit Jahrzehnten spielt. Und damit nicht genug: Seit Jahren bringt er immer wieder Dutzende zum gemeinsamen Musizieren zusammen.
Teilnehmer aus ganz Deutschland kamen nach Siegburg
So auch am Samstag in der evangelischen Erlöserkirche auf dem Brückberg, wo sich über 70 Personen für den „Tag im Querflötenensemble“ angemeldet hatten. Aus ganz Deutschland sind sie gekommen für diese Stunden, aus Schleswig-Holstein ebenso wie aus Hessen, Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz. Auch aus Luxemburg ist ein Teilnehmer angereist.
Ein Exot nicht nur wegen seines Wohnorts: Nach wie vor spielen mehr Frauen als Männer dieses Instrument, auf sieben zu drei beziffert Veranstalter Bernd Wysk das Verhältnis. Der Gast aus Luxemburg spielt, seit er zehn Jahre alt ist. „Ich bin Liebhaber,“ mit Unterbrechungen habe er immer gespielt; inzwischen ist er 71.
Sankt Augustiner Fachhandel bedient Kunden aus aller Welt
Zum zweiten Mal ist der Luxemburger nach Siegburg gekommen, um einen Tag lang mit anderen Fans des Instruments Musik zu machen.„ Die ganze Flötenfamilie ist da“, freut er sich: Von den kleinen und hohen Piccoloflöten bis hinab zur Kontrabassflöte, deren Rohr fünf Meter lang ist. „Das ist sehr selten“, so der Gast aus dem Nachbarland. Julia Hüning spielt heute die Riesenflöte.
Flutissimo nennt sich der Fachhandel, den der heute 49-Jährige Sankt Augustiner Bernd Wysk 2008 gründete. Derartige Spezialgeschäfte habe es bis dahin nicht gegeben, sagt er, „ich war selber Kunde und vermisste das.“ Die Möglichkeit, die verschiedensten Flöten vor Ort auszuprobieren, nutzten inzwischen Kunden aus aller Welt: Unlängst war eine Kundin aus Paraguay da, Flöten aus Sankt Augustin werden in Kanada und Chile gespielt.
„Was wir heute machen, ist eine Art Kundenveranstaltung“, erklärt während der Pause nach der Vormittagsprobe Bernd Wysk, der vor drei Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht hat. An diesen Tagen hätten viele Flötistinnen und Flötisten Gelegenheit, in einem Ensemble zu spielen, die das sonst nicht hätten. In einem Sinfonieorchester braucht man nur drei, in einem Blasorchester fünf bis sechs Querflöten.
Sechs Dutzend Flötenfans haben sich dieses Mal die Noten schicken lassen, mit dabei sind Profis ebenso wie Amateure, die noch ganz wenig Erfahrung haben. „Die bekommen die leichten Stimmen“, sagt Wysk, „damit alle das Gefühl haben, sie können mitspielen und hoffentlich erfüllt nach Hause gehen“. Literatur für derart große Flötenensembles zu finden, sei kein Problem.
Noten für Siegburg kommen auch aus den USA und Japan
In Japan, den USA und Südkorea seien Flötenorchester weit verbreitet, da könne man Noten kaufen. „Und manchmal müssen wir selbst arrangieren“. An diesem Samstag liegen unter anderem die Noten für I see the light aus dem Disey-Film Rapunzel auf den Pulten, ein Kanon von Thomas Tallis aus dem 16. Jahrhundert und ein Walzer aus der Jazz-Suite von Dimitri Schostakowitsch.
Auch Uschi Mönch aus Hürth hat für diesen Tag geübt. Seit 15 Jahren spielt sie Querflöte; „eigentlich wollte ich das schon immer“, erzählt die 69-Jährige. Stattdessen lernte sie Blockflöte und Gitarre – bis ihr Sohn sie anstieß, ihren Traum zu erfüllen. „Dann hab' ich mich zur Probestunde angemeldet“, so die pensionierte Lehrerin.
„Es macht Riesenspaß“, urteilt Uschi Mönch über die Ensembletage, die Benrd Wysk inzwischen schon viele Male auf die Beine gestellt hat. „Das besondere ist, dass so viele Flötenspieler kommen mit sehr unterschiedlichem Können.“ Nach wie vor nimmt sie Unterricht – und das, obwohl ihre Lehrerin inzwischen nach Spanien ausgewandert ist: „Wir machen das online".
Ganz analog, in Präsenz und mit Leidenschaft musizierten die Teilnehmenden am Samstag in Siegburg. Eine Kirche eigne sich besonders für das Spiel im Flötenensemble, so Bernd Wysk: „Es klingt wie ein Engelschor“.