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„Kiew leert sich“Spieler des Siegburger Schachclubs berichten aus der Ukraine

Lesezeit 3 Minuten
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Schachspieler Valeriy Grinev. 

Siegburg – Der Schachclub Siegburg ist von den Ereignissen in der Ukraine in besonderer Weise betroffen. Zehn der insgesamt 18 Spieler, die für die erste Mannschaft in der NRW-Oberliga gemeldet wurden, sind ukrainische Staatsbürger.

Der Schachspieler Alexander Maly hat Kontakt zu seinem Mitspieler Axel Breest in Siegburg: „Er hat mir über Whatsapp mitgeteilt, dass Menschen in Kiew Schutz im Luftschutzbunker suchen. Viele wollen aber auch raus aus der Stadt. Kiew leert sich.“

Reaktion des Siegburger Schachclubs

Drei ukrainische Spieler des Schachclubs Siegburg wollten sich ursprünglich am Wochenende auf den Weg nach Siegburg machen, um am Sonntag, 6. März, beim SV Wattenscheid die nächsten Punkte zu holen.

Nachdem allerdings ein komplettes Flugverbot über dem gesamten Luftraum der Ukraine verhängt wurde, mussten Alexander Maly, Eduard Andreev und Valeriy Grinev ihren Teamkollegen absagen, da ihr Flug gestrichen wurde.

„Durch die dramatische Lage in der Ukraine ist absehbar, dass wir nur eingeschränkt konkurrenzfähig antreten können“, sagt Klaus Steffen, Mannschaftsführer beim Schachclub Siegburg.

Vorsorglich hat er beim Verband bereits darum gebeten, dass nächste Match zu verschieben. Entschieden wurde darüber noch nicht. „Das ist aber im Vergleich nicht so dramatisch“, betont Steffen.

„Es geht nur um unser Hobby Schach. Dort geht es um lebensbedrohliche Umstände. Wir vom Schachclub Siegburg hoffen das Beste für die betroffenen Menschen in der Krisenregion.“ (opo)

So lange es möglich ist, will er den Kontakt halten: „In den letzten Jahren sind über das Schachspiel hinaus Freundschaften entstanden. Ich war auch schon selbst in der Ukraine.“

„Die Menschen fliehen aus den Städten“

Von Valeriy Grinev hat Breest eine E-Mail erhalten. Der internationale Schachmeister und Kindertrainer berichtet demnach: „Es gibt viele Opfer durch Aktionen des russischen Militärs, darunter sogar Kinder. Die russische Presse gibt an, dass militärische Einrichtungen das Ziel seien und nicht die Zivilbevölkerung. Darauf hoffen die Ukrainer. Trotzdem fliehen viele Menschen aus den Städten in Richtung Europa.“

Grinev berichtet in der E-Mail weiter, dass in der Region Cherson Gebäude von der Krimseite beschlagnahmt worden seien und es in der Region Donezk in der Ostukraine heiße Kämpfe gebe.

„Ich bin von geringem Nutzen, wenn sie mir eine Waffe geben“

Der 32-Jährige sagt, er wisse nicht, ob er nun zum Militär eingezogen werde: „Ich habe keine besondere militärische Erfahrung. Ich habe mein ganzes Leben lang Schach gespielt und unterrichtet. Ich bin von geringem Nutzen, wenn sie mir eine Waffe geben. Gleichzeitig bin ich bereit, unsere Streitkräfte zu unterstützen, Blut zu spenden und organisatorisch zu helfen.“

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Für ihn ist der Angriff ein „Kriegsverbrechen, weil es viele menschliche Opfer gibt“. Er und viele seiner Landsleute glaubten an die ukrainischen Streitkräfte, „dass sie die Invasoren zurückschlagen“. Dennoch habe er große Angst, besonders um seine Familie, besonders weil Tschernobyl bombardiert worden sei.

Schachspielen, um auf andere Gedanken zu kommen

Für die ukrainischen Teamkollegen sei das Schachspielen jetzt ein Trost, berichtet er: „Sie verfolgen die Nachrichten, gleichzeitig spielen sie Schach, um auf andere Gedanken zu kommen.“ Valeriy Grinev hofft, „dass die Angriffe der russischen Armee enden und wir zum normalen Leben zurückzukehren“.